Fehlstart nach Drittliga-Aufstieg
Energie Cottbus ist mit zwei Niederlagen in die neue Saison gestartet. Nach der Aufstiegseuphorie ist der Abstiegskampf zunächst die Realität. Trainer Claus-Dieter Wollitz nimmt die Situation sehr ernst, lässt sich aber nicht vom Träumen abhalten.
Nach der Party kommt der Kater. "Ich war von der ersten bis zur letzten Minute dabei – und spüre die Nachwehen noch heute", erzählt Claus-Dieter Wollitz am Mittwochabend in der rbb-Sendung Der Tag über die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg in die 3. Liga. "Es war sehr anstrengend und ich hätte gedacht, dass ich schneller regeneriere", so der Trainer von Energie Cottbus mit einem Augenzwinkern.
Wollitz hätte sich wohl auch gewünscht, dass seine Mannschaft nach den Wochen der Aufstiegseuphorie in der neuen Liga schneller in Gang kommt. Die Lausitzer sind mit zwei Niederlagen in die Spielzeit 2024/25 gestartet. Auf die 1:2-Heimniederlage zum Liga-Auftakt gegen Arminia Bielefeld folgte eine 2:4-Pleite bei Dynamo Dresden. So ist Energie eine von vier Mannschaften, die mit null Punkten in die Saison gestartet sind.
Man könne nach Ausreden suchen, so Wollitz, sie würden aber nichts bringen. Deshalb würde es auch nicht als Erklärung reichen, dass Cottbus zu Beginn gegen zwei sehr gute Teams der 3. Liga antreten musste, die beide um den Aufstieg mitspielen wollen.
"Was wir und ich ungemein unterschätzt haben, ist die Intensität. Sie ist noch höher als 2018/19, weil sich die Qualität noch einmal erhöht hat", so Wollitz ehrlich. "Es ist wie eine ehemalige zweite Liga. Es ist nicht nur ein Klassenunterschied zur Regionalliga sondern zwei."
Laut Wollitz hätten gleich zwölf Mannschaften die Voraussetzungen dafür, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitzuspielen. "Man merkt, dass wir fünf Jahre gebraucht haben, um wieder aufzusteigen. Wir kriegen zwar viele Spieler angeboten, aber nicht auf diesem Toplevel, das eine Mannschaft womöglich auch mental stärker macht."
Trotz der Qualitätsdiskrepanz gelang es den Lausitzern, in beiden Ligaspielen zunächst in Führung zu gehen – nur halten konnte sie diese jeweils nicht. "Wir sind zu mutlos, wenn es darum geht, sich im Spiel vom Druck zu befreien. Deshalb haben wir in beiden Spielen mit einer Führung nicht die Aktivität gezeigt, die wir eigentlich besitzen", erklärt der 59-Jährige. "Man sieht jetzt schon, dass es über die gesamte Saison sehr enge Spiele werden."
"Wir sollten demütig sein und alles versuchen, um den Klassenerhalt zu schaffen", sagte Wollitz vor Saisonbeginn im rbb|24-Interview. Er wird sich nach dem holprigen Start bestätigt sehen. "Ich denke, dass es unabdinglich ist", sagt er über den Nichtabstieg. "Das wäre für den Verein, die Region und die Menschen unglaublich wichtig."
Wollitz war die Verbindung von Verein und Region, die gegenseitige Befruchtung schon immer sehr wichtig. Er habe sich in der letzten Woche mit einer Person unterhalten, die etwas Gutes gesagt habe. Demnach sei die Entwicklung in der Lausitz enorm, sei es in Bezug auf die Universität oder Wirtschaft. "Es heißt nun nicht mehr Lausitz, sondern 'Wow-sitz', sagte sie", erinnert sich Wollitz begeistert. "Hier entsteht etwas. Es wäre auch deshalb gut, sich in den kommenden Jahren sportlich in dieser Liga zu stabilisieren."
Die Stabilisierung in der 3. Liga ist ein wichtiger Schritt – wenn auch nur Zwischenschritt, wenn es nach Wollitz geht. "Grundsätzlich ist es mein großes Ziel, Energie Cottbus als Trainer in die 2. Bundesliga zu führen. Es ist nicht einfach, aber zumindest habe ich diese Vision. Es ist mein großer Traum, es für den Klub, die Region auch mich selbst, das zu schaffen." Es sei nicht unmöglich, aber unfassbar schwer.
Klar ist für Wollitz aber auch: "Wir sollten jetzt erstmal in der Liga ankommen, ein Spiel gewinnen." Und viel Zeit hat er für seinen Zweitligatraum nicht mehr. Schließlich hat er vor längerer Zeit verkündet, im Sommer 2025 als Trainer aufzuhören und Sportdirektor von Energie Cottbus zu werden. "Wenn ich Sportdirektor bin, möchte ich diese Rolle so ausfüllen, wie ich es mir als Trainer immer gewünscht hätte: dem Trainer den Rücken freizuhalten, ihn zu unterstützen. Und nicht zu erklären, welche Aufstellungen er wählen und wie er das Training gestalten sollte", führt er aus.
Nun steht erst einmal die laufende Saison im Fokus. Als nächstes wartet Bundesligist Werder Bremen im DFB-Pokal. Die Werderaner gastieren am kommenden Montag im Cottbuser Leag Energie Stadion. "Wir sind krasse Außenseiter. Aber selbst krasse Außenseiter haben eine Chance", sagt Wollitz über das Pokalduell – und meint damit womöglich auch den Kampf in Liga drei.
Sendung: rbb Der Tag, 14.08.2024, 18 Uhr
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