Axel Borgmann nach seinem Siegtreffer
Gegen Aachen feierte Energie-Kapitän Axel Borgmann ein gelungenes Comeback nach langer Verletzungspause. Durch seinen Treffer führte er die Lausitzer zum ersten Saisonsieg und will nun dabei helfen, den schwierigen Saisonstart zu überwinden.
Es war ein ohrenbetäubender Jubel, der am vergangenen Samstag das Leag Energie Stadion zum Beben brachte. In der Drittliga-Partie gegen Alemannia Aachen sah es lange nach einem Unentschieden und damit immerhin dem ersten Punktgewinn der Saison für den FC Energie Cottbus aus. Bis zum Comeback des Kapitäns.
In der achten Minute der Nachspielzeit nahm Axel Borgmann aus gut 25 Metern Maß und zimmerte den Ball zum 2:1-Siegtreffer in den linken Winkel. Danach gab es für Energies Spieler und Fans kein Halten mehr.
Der Treffer Borgmanns gegen Aachen, der dem FCE den ersten Sieg in der 3. Liga bescherte, ist ein kleines Fußballmärchen. Denn hinter dem 30-Jährigen liegt eine monatelange Leidensgeschichte. Diese begann im Oktober vergangenen Jahres. Am 10. Spieltag der Regionalliga-Saison ging Borgmann beim Auswärtsspiel in Eilenburg in der Schlussphase in einen Zweikampf, knickte dabei unglücklich weg und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Ein MRT-Untersuchung bestätigte kurz darauf die böse Vermutung: ein Kreuzbandriss.
Der Kapitän verpasste daraufhin den Rest der Aufstiegssaison und es folgten zehn Monate, in denen er sich durch Reha und Aufbautraining kämpfen musste, um schnellstmöglich wieder aufs Feld zurückzukehren. Eigentlich eine enorme mentale Herausforderung, nicht aber für Borgmann. "Das war relativ einfach, weil ich den Fußball so liebe. Ich habe die Spiele der Jungs gesehen und mir war völlig klar: Das will ich wieder erleben", erzählt er.
Ihm hätte in dieser Phase aber nicht das eigentliche Fußballspielen, sondern vor allem seine Teamkollegen gefehlt, sagt Borgmann. "Ich war nur noch maximal einmal die Woche bei den Jungs. Das habe ich extrem vermisst. Wenn du das dein Leben lang machst, dann gibt dir dieses Mannschaftsgefüge und das gemeinsame Spielen und Trainieren sehr viel. Bevor ich überhaupt wieder an mein erstes Spiel gedacht habe, wollte ich unbedingt wieder bei der Mannschaft sein", sagt er.
Den Anschluss wollte er keinesfalls verlieren, versuchte so oft es ging bei der Mannschaft zu sein und trotzdem einen Teil beizutragen. "Er hat uns immer Input gegeben und alles im Interesse der Mannschaft und des Vereins getan. Er ist ein großartiger Mensch", lobt Trainer Claus-Dieter Wollitz.
Dass der Verein seinen Kapitän sehr schätzt, das zeigte sich bereits kurz nach der Verletzung. "Gefühlt einen Tag nach dem MRT-Termin haben mir Trainer und Präsident sofort gesagt, dass sie zu mir stehen und den Vertrag verlängern wollen. Mir und meiner Familie diese Sicherheit zu geben, hat mir sehr geholfen", sagt Borgmann.
Und doch gab es für ihn in den letzten Wochen und Monaten wohl keinen schöneren Moment als diese achte Minute der Nachspielzeit gegen Aachen. "Es war sehr besonders. Ich konnte sportlich die letzten Monate nicht helfen und habe versucht, die Jungs als Mensch zu unterstützen. Wenn man dann auch sportlich gleich im ersten Spiel wieder helfen kann, gibt einem das viel Kraft."
Deshalb kostete der Matchwinner sein Comeback auch voll aus. Nach dem Spiel kletterte er auf den Zaun, griff zum Megafon und feierte völlig ausgelassen gemeinsam mit den euphorischen Fans. Auch am Abend seien noch jede Menge Glückwunschbekundungen auf ihn eingeprasselt und sein Handy hätte nicht mehr stillgestanden. "Ich habe mir wie angekündigt eine Flasche Wein aufgemacht. Die war am Ende auch weg. Aber ich habe sie nicht allein getrunken", erzählt er schmunzelnd.
Ins Bett schaffte er es aber trotzdem pünktlich, schließlich stand direkt am nächsten Tag wieder Training auf dem Programm. Der Erholungsprozess von seiner schweren Verletzung ist für Borgmann noch nicht abgeschlossen. Gegen Aachen stand er bei seinem Comeback rund 20 Minuten auf dem Feld, wann es wieder für ein komplettes Spiel reichen wird, sei noch unklar. "Das ist auch immer Tagesform. Jede Minute Spielzeit wird mir jetzt guttun und dann kommt das wieder schneller als man denkt. Aber ich will nichts erzwingen", sagt er.
Gut gebrauchen könnte Energie seinen Kapitän allemal. Bis zum Sieg am letzten Wochenende lief es für die Lausitzer noch alles andere als rund in der 3. Liga. "Wir waren gegen Aachen schon viel griffiger und mutiger. Ich glaube, das wird so ein bisschen der Schlüssel sein, dass wir aktiver den Gegner pressen. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass wir Bälle erobern und nicht in diese Passivität reinverfallen", analysiert Borgmann.
Den Sieg wollen er und sein Team nun nutzen, um den schwierigen Saisonstart abzuschütteln und mit guter Einstellung in die nächsten Partien zu gehen. Dass mit Wiesbaden und Verl erst einmal zwei Auswärtsspiele anstehen, macht Borgmann keine Sorgen. "Es ist tatsächlich eher andersherum. Auswärts ist es oft so, dass die Heimmannschaft ein bisschen mehr Druck empfindet und wir da ein bisschen befreiter aufspielen können. Außerdem geben unsere Auswärtsfans uns immer einen extra Push", erklärt er.
Wie beflügelt Energie vom ersten Saisonsieg und dem Comeback des Kapitäns auswärts tatsächlich auftritt, bleibt abzuwarten. Für Borgmann ist aber klar: Er will wieder möglichst viel auf dem Platz stehen und vielleicht direkt wieder mit den Fans auf dem Zaun feiern.
Sendung: Der Tag, 29.08.2024, 19:15 Uhr
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