Union Berlin siegt gegen St. Pauli und ist Tabellenführer
Union Berlin bleibt an zwei Spieltagen hintereinander in der Fußball-Bundesliga ungeschlagen. Gegen den Aufsteiger FC St. Pauli stimmte dabei jedoch vor allem das Ergebnis. Spielerisch blieb jedoch durchaus Luft nach oben. Von Ilja Behnisch
Union gegen Bundesliga-Aufsteiger weiter ohne Niederlage
Tor des Abends nach abgefälschtem Distanzschuss durch Hollerbach
Offensiv viel Stückwerk
Defensiv dagegen sehr konsequent
Robin Gosens verlässt Berlin kurz vor Spielbeginn
Der 1. FC Union Berlin hat den ersten Sieg der neuen Saison eingefahren. Im Heimspiel gegen den Aufsteiger FC St. Pauli siegten die Köpenicker am Freitagabend mit 1:0 (1:0). Damit ist der Hauptstadt-Klub für den Moment Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Im Verlauf des Spieltags kann Union noch von Rang eins verdrängt werden.
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Die Begegnung zwischen Union Berlin und dem FC St. Pauli als schön zu empfinden, dürfte kaum jemanden gelungen zu sein. Dafür war es von Beginn ziemlich genau so: hohes Tempo, hohe Intensität, hohe Fehlerquote. Nicht unbedingt in der Reihenfolge.
Chancen jedenfalls waren Mangelware. Sogenannte herausgespielte Chancen blieben der Veranstaltung gleich ganz fern. Immerhin hatte man auf der Tribüne im Stadion An der Alten Försterei so jede Menge Zeit für allerlei Gesänge und Gedanken darüber, was der kurz vor Spielbeginn bekannt gewordene Abgang von Ex-Nationalspieler Robin Gosens wohl zu bedeuten habe. So alles in allem.
Erstmals zaghaft herausgerissen aus den Nebenbeschäftigungen wurde man durch einen satten Distanzschuss von Yorbe Vertessen, der neben Tom Rothe (für Gosens) und Jannik Haberer einer der drei Neuen in Unions Startelf war; verglichen mit dem 1:1 in Mainz am ersten Spieltag. Vertessens Versuch strich knapp über die Latte. Anschließend fand die Partie sofort wieder zurück in ihr Muster.
Wenn überhaupt eine Mannschaft eine nachhaltige Idee von Ballbesitz-Fußball hatte, dann der Gast aus Hamburg. Was auch möglich war, weil Union erstaunlich passiv verteidigte. Sehr zum Ärger von Trainer Bo Svensson, der seine Spieler immer wieder gestenreich dazu animierte, doch etwas weiter vorn und vor allem entschlossener zu pressen.
In der 33. Minute schließlich war es erneut ein Distanzschuss, der so etwas wie Torgefahr herauf beschwor. Doch der Versuch von Lucas Tousart war letztlich zu zentral, um Hamburgs Torhüter Nikola Vasilj zu bezwingen. Eine Minute später musste der Bosnier doch hinter sich greifen. Im Anschluss an eine Ecke kam der Ball zum im Hintergrund lauernden Benedict Hollerbach. Sein abgefälschter Schuss aus rund 17 Metern schlug unhaltbar für Vasilj zur Berliner Führung ein (34.).
Mit dem Treffer im Rücken agierte Union im Spiel gegen den Ball fortan mutiger. Bei St. Pauli hingegen lief nahezu nichts mehr zusammen. In der Arithmetik des Fußballs blieb es somit umso mehr eine temporeiche, intensive und chancenarme Partie.
Trainer Bo Svensson reagierte, brachte in der 68. Minute Laszlo Benes für Vertessen und Andras Schäfer für Tousart. Am wenig ertragreichen Spielvortrag nach dem Motto lang und weit änderte auch das nichts. Defensiv hingegen blieb die Mannschaft, die viel im Mann gegen Mann verteidigte, gegen immer wütender angreifende Gäste stabil und aufmerksam. Einzig ein Seitfallzieher von Adam Dzwigala im Zuge einer Hamburger Ecke (77.) sorgte noch für kurze Atemnot unter den Union-Anhängern. Doch der sehenswerte Versuch des polnischen Abwehrspielers ging knapp am linken Pfosten vorbei. So blieb es beim stark erkämpften, spielerisch aber ausbaufähigem Union-Erfolg.
Die Stimmen zum Spiel
Horst Heldt (Geschäftsführer Sport, Union Berlin): "Hart umkämpfter Sieg. Nicht unverdient, aber es ist Bundesliga. Das ist immer hart. Man sieht bei beiden Mannschaften, es läuft noch nicht so 100-prozentig rund. Aber wir sind zufrieden. Wir haben vier Punkte nach zwei Spielen. Das ist ein guter Auftakt. Von daher können wir mit einem Lächeln ins Wochenende gehen."
Hauke Wahl (FC St. Pauli): "Ich finde, dass wir kein schlechtes Spiel gemacht haben und dass Kleinigkeiten entschieden haben und die waren heute nicht auf unserer Seite. (...) Ich fand', dass wir relativ wenig zugelassen haben. Klar, mal Schüsse aus der zweiten Reihe. Aber insgesamt haben wir wenig zugelassen. Der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga ist, dass Kleinigkeiten die Spiele entscheiden."