Mit dem Erstrunden-Duell beim Greifswalder FC startet Union Berlin am Samstag im DFB-Pokal in die neue Saison. Der Gegner von der Ostsee hat in der Regionalliga zwar keinen guten Start erwischt, ist aufgrund der Vorsaison aber sehr ernst zu nehmen.
Fakten zum Spiel
Union Berlin ist zuletzt 2015 in der 1. Pokalrunde ausgeschieden
In der letzten Saison war allerdings schon in Runde zwei Schluss
Bei Gegner Greifswald spielen vier Spieler mit Union-Vergangenheit
Union-Coach Svensson ist bislang nicht über das Achtelfinale des DFB-Pokals hinausgekommen
Für Greifswald ist es nach 2021 die zweite Teilnahme am DFB-Pokal
So läuft es beim Greifswalder FC
Nach der Vize-Meisterschaft in der Regionalliga Nordost und dem verpassten Aufstieg in die dritte Liga ist der Greifswalder FC mit einer durchwachsenen Bilanz in die neue Saison gestartet. Zum Auftakt verlor das Team von Trainer Lars Fuchs mit 0:1 gegen die U23 von Hertha BSC, es folgten ein 2:0-Sieg beim FSV Zwickau und eine 1:3-Niederlage gegen den FC Carl Zeiss Jena. Nach den ersten drei Spieltagen rangiert das Team von der Ostsee mit drei Zählern auf dem 13. Tabellenplatz.
Zur Person
"Das war schon ein absoluter Fehlstart. Das haben sich alle anders ausgemalt", sagt Ole Kracht, der den GFC seit Jahren eng begleitet. Durch das überraschend gute Abschneiden in der Vorsaison sei "die Erwartungshaltung an sich selber und von außen umso größer", vermutet der gebürtige Greifswalder. "Der Kader ist nicht nachhaltig geschwächt, man hatte keinen großen Umbruch wie es in den vergangenen zwei Jahren immer wieder vorkam. Man muss sagen, dass der Stamm geblieben ist und dass man damit besser in die Saison hätte kommen müssen."
Das bewegt die Fans
Dem etwas ernüchternden Saisonstart zum Trotz nimmt Kracht eine "Aufbruchsstimmung" rund um den Verein wahr, "der über viele Jahre maximal in der Oberliga gespielt hat. Und auf einmal verpflichtet man Spieler, denen man sinngemäß erzählt: 'Ich zeig' dir, wie wir in die dritte Liga kommen und dafür unterschreibst du bei uns.' Das ist ein neuer Anspruch."
In der Saison 2023/24 besuchten im Schnitt 2.187 Menschen die Heimspiele des GFC im Volksstadion Greifswald – mehr als je zuvor. "Man muss das alles im Kontext sehen: Mecklenburg-Vorpommern und Greifswald sind am Ende des Tages immer noch Hansa-Land", betont Kracht mit Verweis auf den Drittligisten FC Hansa Rostock. "Es ist schwierig für den Verein, eine richtige Euphorie zu erzeugen. Die Leute, die aber im Stadion sind, haben wirklich Lust, das Spiel und die Mannschaft zu sehen, mit den Spielern zu interagieren. Das ist vielleicht eine etwas andere Mischung als bei größeren Vereinen mit etwas mehr Tradition und Fußballgeschichte."
Vor einem Jahr ist Robin Gosens als Nationalspieler und Champions-League-Finalist zu Union gekommen. Sein Bundesliga-Traum ging in Erfüllung. Bei der Heim-EM musste er zuschauen. Seitdem wird spekuliert. Gosens hält sich bedeckt und schießt Tore. Von Anton Fahl
Auf diese Spieler sollte Union besonders achten
Gefragt nach den Greifswalder Schlüsselspielern, kommen drei Namen wie aus der Pistole geschossen: "Soufian Benyamina und Jakub Jakubov sind zwei Sympathieträger, zwei Figuren, die sofort auffallen, die sich nicht wegducken. Auch Niklas Brandt ist als Kapitän immer präsent", meint Kracht. Für Benyamina könnte es eine besondere Partie sein, denn der gebürtige Berliner spielte von 2007 bis 2009 in der Union-Jugend. Auch für Mike Eglseder, Lukas Hämmel und Ali Abu-Alfa wird das Spiel eine Begegnung mit der eisernen Vergangenheit sein.
Die genannten Stürmer, Torhüter und Mittelfeldspieler zählen zu den Leistungsträgern im Team des GFC. Gleichermaßen weist der Greifswalder auf die Stärke des Kollektivs hin: "Es ist nicht so, dass es den einen Unterschiedsspieler gibt. Die Mannschaft lebt davon, dass sie als Gefüge zusammengewachsen ist. Wir haben einen Stamm, um den herum wir alles aufbauen können, um sportliche Konstanz herzustellen."
Die Spieler des Greifswalder FC betreten am 1. Spieltag der neuen Saison das Spielfeld. (Foto: Ole Kracht) | Quelle: Foto: Ole Kracht
Das sagen die Trainer
Bo Svensson (1. FC Union Berlin): "Es wird ein typischer Pokalfight, so kenne ich das aus meinen Jahren als Spieler und auch als Trainer. Die Spiele sind nie einfach. Deshalb gehen wir es auch 100 Prozent ernsthaft an."
Lars Fuchs (Greifswalder FC): "Ich will jedes Spiel gewinnen. Die Aufgabe gegen Union ist aber natürlich umso größer. Wir sind sehr demütig und wissen genau, dass ganz viel zusammenkommen muss, um überhaupt eine Chance zu haben."
So könnte Union spielen
"Nervosität und Anspannung können vielleicht kommen, aber ich freue mich wirklich für die Jungs und auch für mich selbst, dass es losgeht", zeigt sich Trainer Bo Svensson vor dem Pflichtspielauftakt motiviert. Gegen Greifswald wird der Däne allerdings auf mehrere Spieler verzichten müssen.
Kevin Volland und Josip Juranovic fehlen noch auf unbestimmte Zeit, auch Nachwuchstorhüter Yannic Stein steht nicht zur Verfügung.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Leite, Vogt, Doekhi - Gosens, Schäfer, R. Khedira, Trimmel - Vertessen, Hollerbach - Jordan
Der Tipp des Gegner-Experten: "Mit Blick auf die letzte Saison kann man sagen, dass Union noch einer der besten Erstligisten ist, die man kriegen konnte. Auf der anderen Seite hat man gesehen, dass die ersten drei Spiele für Greifswald überhaupt nicht gut gelaufen sind", sagt Kracht. "Um dem Pathos gerecht zu werden: Natürlich hat der Pokal seine eigenen Regeln - und dementsprechend wünsche ich es mir, dass der GFC es schafft, das Ding mit einem dreckigen 2:1 über die Bühne zu bringen."
Der Redaktionstipp: Der 1. FC Union Berlin wird seiner Favoritenrolle gerecht, gewinnt mit 2:0 in Greifswald und startet mit einem Erfolgserlebnis in die neue Spielzeit.