2. Fußball-Bundesliga
Die Devise ist klar: Wenn Hertha BSC am Samstag um 20:30 Uhr unter Flutlicht beim Hamburger SV gastiert, will das Team von Trainer Fiél den Fehlstart verhindern. Doch der HSV kommt mit Rückenwind aus Köln - einem Ex-Herthaner sei Dank.
Der Hamburger SV geht bereits in seine siebte Spielzeit in der 2. Bundesliga – so viele Saisons reihte keines der aktuellen Teams im Unterhaus aneinander. Ob der ersehnte Aufstieg im siebten Anlauf klappt? Zum Saisonstart beim 1. FC Köln setzte die Mannschaft ein Ausrufezeichen, gewann durch zwei Treffer von Ransford Königsdörffer mit 2:1.
"Die Verfassung ist schwer einzuschätzen", sagt Lasse Bork, der im Fan-Podcast "Volksparkgeflüster" regelmäßig die Lage seines Lieblingsvereins analysiert. Was ihn optimistisch stimmt: Die spielerischen Möglichkeiten der Mannschaft seien facettenreicher geworden. "Der HSV macht einen variableren Eindruck. In Köln hat Steffen Baumgart zum Beispiel mit einer Fünfer-Abwehrkette spielen lassen, die er vorher kategorisch ausgeschlossen hatte."
Im Aufstiegsrennen sieht der Podcaster den 1. FC Köln ganz vorne. Im Kampf um den zweiten direkten Aufstiegsplatz erwartet er, dass Hertha BSC die Nase knapp vor dem HSV hat.
Für gute Atmosphäre beim HSV-Anhang sorgte die Umbenennung der Sylvesterallee am Volksparkstadion in Uwe-Seeler-Allee. Als Hausnummer der Geschäftsstelle wurde symbolisch die "9" gewählt - eine Anlehnung an die Trikotnummer der Stürmerlegende. "Das wird für Partystimmung sorgen", glaubt Bork. "Es werden sicherlich ziemlich viele Menschen Fotos vor dem Straßenschild machen."
Weniger euphorisch blicken manche Fans auf die Personalie Steffen Baumgart. "Er polarisiert schon sehr, verdient aber auch eine faire Chance", sagt Bork über den Trainer der Hamburger. "Der Hype, als er zu uns gekommen ist, war extrem. Sowas habe ich davor beim HSV noch nicht erlebt. Und als es dann nicht so lief, war er plötzlich bei allen unten durch. Bei ihm geht es schnell in die eine oder in die andere Richtung."
Baumgart hatte das Traineramt beim HSV im Februar 2024 übernommen, als der Klub auf dem Relegationsplatz stand – allerdings bereits vier Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz hatte. Im weiteren Saisonverlauf rutschte das Team noch auf Rang vier ab.
Wenn Lasse Bork die Leistungsträger des HSV so aufzählt, bekommt man schnell einen Eindruck, wie stark der diesjährige Kader ist.
"Daniel Elfadli ist frisch aus Magdeburg dazugekommen, hat in Köln schon ein super Spiel gemacht und kann noch sehr wichtig werden. Er ackert im Mittelfeld, läuft jeden Raum zu und gewinnt gefühlt jeden Zweikampf", sagt der Podcaster über den 27-Jährigen.
Hoffnungen setzt Bork auf einen seit Wochen verletzten Top-Torjäger Robert Glatzel, der sich in der Vorsaison mit Herthas Haris Tabakovic und Düsseldorfs Christos Tzolis die Torjäger-Kanone der 2. Bundesliga teilte. Am Donnerstag absolvierte der Stürmer nach überstandener Verletzung erstmals wieder das komplette Training mit der Mannschaft, ein Einsatz gegen Hertha ist allerdings unwahrscheinlich. "Er wird noch nicht im Kader sein, aber dann für Meppen (in der ersten Runde des DFB-Pokals, Anm. d. Red.) eine Option sein", so Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz vor der Partie.
"Wir hoffen natürlich alle, dass er wieder seine 20 Buden macht", sagt Bork. "Was dann noch von Selke dazukommt, wird man sehen." Angreifer Davie Selke ist im Sommer ablösefrei vom 1. FC Köln nach Hamburg gewechselt – und ist zudem mit Hertha-Biographie ausgestattet (126 Spiele, 26 Tore). In Hamburg erhofft sich der 29-Jährige einen neuen Anschub für die Karriere.
Als zentralen Rückhalt der Hamburger sieht Bork den Verteidiger Sebastian Schonlau, der "ohne Frage der wichtigste Spieler in der Abwehr" sei.
Cristian Fiél (Hertha BSC): "Uns ist bewusst, wo wir spielen. Uns ist bewusst, was da am Samstagabend um 20:30 Uhr auf uns zukommt. [...] Vor ihren eigenen Fans wollen sie dominant sein. Über die Qualität vom HSV müssen wir nicht sprechen. Das ist eine Aufgabe, bei der wir vor allem das Tempo auf den Flügeln verteidigen müssen."
Steffen Baumgart (Hamburger SV): "Hertha wird eine der Mannschaften sein, die mit um den Aufstieg spielen werden - nicht nur vom Kader, sondern auch vom Trainer her. Fiélo hat eine klare Handschrift und weiß genau, was er will und wie er die Jungs anpacken muss. [...] Das wird ein Spiel auf Augenhöhe, ich sehe keinen klaren Favoriten. Wir wollen unser Heimspiel gewinnen und Hertha will in die Saison reinkommen."
Am ersten Spieltag, im Heimspiel gegen den SC Paderborn, zeigte sich einmal mehr, wie schwer es Hertha BSC fällt, das Fehlen von Unterschiedsspieler Fabian Reese zu kompensieren. Trotz des enttäuschenden Ergebnisses zum Auftakt ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Cheftrainer Fiél allzu tiefgreifende personelle Veränderungen vornehmen wird. Voraussichtlich wird er an seinem 4-3-3-System festhalten, wobei auf dem linken Flügel Derry Scherhant den Vorzug vor Palko Dardai erhalten könnte, der gegen Paderborn recht blass blieb.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Dudziak, Kempf, Gechter, Kenny - Cuisance, Demme, Maza - P. Dardai, Tabakovic, Winkler
Der Tipp des Gegner-Experten: "Heimauftakt, Flutlicht, volle Hütte – das wird gut", sagt Bork. "Ich glaube nicht, dass der HSV ganz so defensiv wie gegen Köln agieren wird. Es wird darauf ankommen, eine gute Balance zu finden. Man kann Hertha ein bisschen kommen lassen – im Spiel gegen Paderborn hat man gesehen, dass bei ihnen noch nicht alles funktioniert. Wir dürfen sie aber auch nicht komplett frei zur Entfaltung kommen lassen, das kann nur nach hinten losgehen. Es wird ein knappes Ding, das der HSV am Ende mit 2:1 gewinnen wird", prophezeit der HSV-Fan.
Der Redaktionstipp: Hertha BSC verhindert den kompletten Fehlstart und erkämpft sich ein 1:1-Remis im Hamburger Volksparkstadion.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.08.2024, 19:15 Uhr
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