Hertha BSC startet die Mission Aufstieg gegen den SC Paderborn
Freunde des gepflegten Vereinsfußballs kommen wieder auf ihre Kosten: Am Wochenende startet die neue Zweitliga-Saison. Hertha BSC hat mehr Dauerkarten als je zuvor verkauft und empfängt am Samstag den SC Paderborn im Olympiastadion. Von Anton Fahl
Fünf Fakten zum Spiel
Zum ersten Mal seit 2018 startet Hertha BSC mit einem Heimspiel in eine neue Saison
Im Olympiastadion haben die Berliner noch nie gegen den SC Paderborn verloren (vier Siege, ein Remis)
Ein neuer Rekord für die "Alte Dame": Für die Saison 2024/25 verkaufte Hertha BSC 23.000 Dauerkarten und damit 4.000 mehr als im Vorjahr - so viele wie nie zuvor
Trainer Cristian Fiél steht ebenso vor seinem Pflichtspiel-Debüt für die Blau-Weißen wie die beiden Mittelfeldspieler Diego Demme und Michael Cuisance
In der vergangenen Spielzeit entschieden die Berliner beide Zweitliga-Duelle gegen Paderborn für sich (3:1, 3:2)
Der Tabellen-Siebte der vergangenen Zweitliga-Saison hat eine erfolgreiche Vorbereitung hinter sich. Der SCP, seit Sommer 2021 trainiert von Lukas Kwasniok, verlor kein einziges Testspiel und wusste auch gegen hochklassige Gegner wie Dynamo Kiew (0:0) und den niederländischen Meister PSV Eindhoven (3:3) zu überzeugen.
Coach Kwasniok gab sich auf der Pressekonferenz am Donnerstag selbstbewusst und zuversichtlich, weiß die Testspiel-Ergebnisse aber auch realistisch einzuordnen. Vor dem Gastspiel seiner Mannschaft im Berliner Olympiastadion am Samstag (13 Uhr) sagte er: "Wir haben eine gute Stimmung. Das ist aber häufig so in der Vorbereitung. Es gilt, im ersten Spiel abzuliefern." Auch Marco Kornrumpf, Fan des SC Paderborn und einer der Hosts des Podcasts "Padercast", betont: "Die Vorbereitung lief extrem gut. Davon kannst du dir im Liga-Betrieb aber wenig kaufen."
Der Gegner-Experte
Das bewegt die Fans
In Ostwestfalen ist die Fußball-Welt noch in Ordnung. "Hier ist alles Friede, Freude, Eierkuchen", sagt Kornrumpf. Das einzige, was zuletzt für Diskussionsstoff unter den Anhängern des SCP gesorgt habe, seien die gestiegenen Ticketpreise. "Paderborn hat von allen Zweitligisten mittlerweile die teuersten Dauerkarten im Stehplatzbereich", so der Podcaster. "Ein Ticket kostet inzwischen knapp über 250 Euro. Darüber gab es natürlich viele Diskussionen."
Doch zumindest auf sportlicher Ebene gab es zuletzt kaum Grund zur Entrüstung. Die Paderborner haben sich in der 2. Bundesliga etabliert – und können im Schatten der großen Traditionsvereine in Ruhe arbeiten. "Transfermäßig hat sich der SCP sehr stabil gehalten. Die Leistungsträger konnten gehalten werden. Und mit den Neuzugängen haben wir uns nochmal verstärkt", betont Kornrumpf.
Auf diese Spieler muss Hertha achten
Ein alter Bekannter mit viel Bundesliga-Erfahrung ist in diesem Sommer nach Paderborn zurückgekehrt: Sven Michel. Nach Stationen beim 1. FC Union Berlin und FC Augsburg geht der Angreifer ab sofort wieder für den SCP, für den er bereits von 2016 bis 2022 unter Vertrag stand, auf Torejagd.
"Sven Michel ist jemand, der extrem gefährlich sein kann. Mit ihm haben wir vorne wieder einen guten Knipser", meint Paderborn-Experte Kornrumpf. In seiner bislang letzten Saison im Trikot des SCP kam Michel in der Spielzeit 2021/22 auf 14 Treffer und sieben Assists in 19 Liga-Einsätzen, ehe er im Winter-Transferfenster in die Hauptstadt wechselte.
Darüber hinaus ruhen auch auf Mittelfeldspieler Raphael Obermair wieder große Erwartungen. "Er ist sehr spielbestimmend", sagt Kornrumpf über den Leistungsträger, der Kwasnioks Team als neuer Kapitän in eine erfolgreiche Saison führen soll.
Das sagen die Trainer
Cristian Fiél (Hertha BSC): "Wir sind bereit. Die Jungs können es kaum erwarten, zu beginnen. Training ist das eine, Testspiele das andere. Jetzt geht es wieder um Punkte. Wir freuen uns darauf. Paderborn ist eine Mannschaft, die zusammengeblieben ist und weiß, was ihr Trainer will. Offensiv sind sie sehr variabel, sie suchen den direkten Weg nach vorne und haben sich punktuell gut verstärkt."
Lukas Kwasniok (SC Paderborn): "Hertha hat einen neuen Trainer, eine neue Energie im Verein. Sie haben viel Tempo auf dem Platz und sicherlich einen der besten Stürmer der 2. Liga [Haris Tabakovic, 2023/24 einer der drei Torschützenkönige der 2. Bundesliga, Anm.d.Red.]. Sie werden versuchen, schnell die Fans hinter sich zu bekommen, uns hoch anzulaufen, zu attackieren und uns weh zu tun. Unsere Aufgabe wird es sein, Drangphasen zu überstehen und selbst kreativ zu sein."
In der Vorbereitung hat sich unter Herthas neuem Trainer Cristian Fiél bereits eine erste Elf – und Achse - herauskristallisiert: Vor Stammkeeper Tjark Ernst dürften Marc Oliver Kempf und Linus Gechter in der Innenverteidigung beginnen. Neuzugang Diego Demme ist auf der Sechser-Position im zentralen Mittelfeld gesetzt. Top-Torjäger Tabakovic wird wie gewohnt als Stoßstürmer starten.
Die Ausfälle von Flügelspieler Fabian Reese (Sprunggelenksverletzung) und Kevin Sessa (Knie), der nach seinem Wechsel im Sommer unmittelbar zu überzeugen wusste und fest als Verstärkung für das Mittelfeld eingeplant war, muss das Team als Kollektiv auffangen. Innenverteidiger Toni Leistner wurde zwar in seinem Amt als Kapitän bestätigt, wird aller Voraussicht nach aber dennoch zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Karbownik, Kempf, Gechter, Kenny – Cuisance, Demme, Maza – Scherhant, Tabakovic, Winkler
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich glaube, gerade zum Saisonstart ist es gegen große Mannschaften immer ein bisschen einfacher als in der Mitte der Saison, wenn die Teams eingespielt sind. Ich tippe auf einen 2:1-Auswärtssieg in Berlin", sagt Marco Kornrumpf.
Der Redaktionstipp: Einspruch. Hertha BSC feiert vor rund 45.000 Zuschauern und bei bestem Sommerwetter im Olympiastadion einen Auftakt nach Maß und beschert Trainer Cristian Fiél zum Einstand einen 3:1-Heimsieg.