VfL Potsdam in Handball-Bundesliga
Der 1. VfL Potsdam, Kooperationspartner der Füchse Berlin, steht vor seiner Premieren-Saison in der Handball-Bundesliga. Der neue Coach Emir Kurtagic spricht von einem "einmaligen Projekt", Bob Hanning gibt ein realistisches Saisonziel aus.
"Das ist ein historischer Moment, verdammt nochmal. Nichts anderes ist das", sagt Bob Hanning mit Hinblick auf den 8. September. Dann empfängt der 1. VfL Potsdam die SG BBM Bietigheim zum Saisonauftakt in der Handball-Bundesliga. Zum ersten Mal überhaupt gehen die Potsdamer in der höchsten deutschen Spielklasse an den Start.
Nach dem geglückten, wenn auch etwas unverhofften, Bundesliga-Aufstieg wurde Emir Kurtagic als neuer Trainer des VfL Potsdam vorgestellt. Zuletzt hatte der 44-Jährige die U18- und U19-Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) gecoacht. "Er bringt ganz viel Expertise mit, ist ein absoluter Fachmann und im Führungsstil relativ ähnlich [wie ich]", sagt Hanning im Gespräch mit dem rbb über seinen Nachfolger in der brandenburgischen Landeshauptstadt. "Er war die absolute Wunschlösung. Wir stehen schon über viele Jahre in Kontakt. Als es darum ging, eine Lösung für den VfL Potsdam innerhalb dieses gesamten Systems zu finden, war er der Trainer, der die Bedürfnisse des Klubs am besten erfüllen konnte."
Seit 2020 besteht eine intensive Kooperation zwischen dem VfL Potsdam und den Füchsen Berlin – deren Geschäftsführer Hanning bis zum Sommer auch das Traineramt beim VfL innehatte. In der zweiten Liga bestand die Möglichkeit, junge Spieler mit Doppellizenzen für beide Teams auszustatten, in der ersten Liga sind die Kader getrennt.
Kurtagic selbst spricht von einem "einmaligen Projekt" und einer großen "Chance, unserem Nachwuchs auch auf höchster Ebene Spielzeit zu geben, wo sie nicht nur Statisten, sondern auch in der Verantwortung sein werden. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf die Erfahrung, die wir in diesem Jahr machen werden." Die Entwicklung der Mannschaft habe er von Anfang an verfolgt. "Ich habe gesehen, was in den letzten drei Jahren aufgebaut worden ist."
Der Lohn für diese Aufbauarbeit besteht nun darin, sich im Liga-Alltag mit den Besten der Besten zu messen: Magdeburg, Kiel – und nicht zuletzt natürlich auch mit den Füchsen. "Das ist die Belohnung für die tolle Arbeit der letzten Jahre, sich mit Vorfreude auf die Saison einstellen zu können", freut sich Kurtagic. "Wir müssen das genießen. Trotzdem heißt das auch: Jeden Tag besser zu werden und an die Grenzen zu gehen – und dann werden die Jungs die Großen hoffentlich auch ärgern können. "Es geht nun darum, die Arbeit zu intensivieren, die Jungs schnell an die stärkste Liga der Welt heranzuführen, sodass sie sich so schnell wie möglich adaptieren."
Das Saisonziel formuliert Hanning klar: "Wir sind nicht da, um Tourismus in Deutschland zu betreiben. Die Zielsetzung ist der Klassenerhalt – wissentlich, dass das eine Herkulesaufgabe ist. Realistisch schätze ich die Chancen darauf mit 15 bis 20 Prozent ein", so der 56-Jährige, der keinen unnötigen Druck auf die junge Mannschaft ausüben will. "Schaffen sie es jetzt schon – oder müssen sie nochmal einen Umweg gehen? Manchmal ist im Leben ein Umweg sogar eine bessere Entscheidung als der direkte Weg. Das werden wir alles sehen. Wir freuen uns unglaublich auf das, was kommt."
Bevor das Abenteuer Bundesliga startet, wartet zunächst der erste Härtetest im DHB-Pokal auf den 1. VfL Potsdam. Am Freitagabend (19 Uhr) treten die Brandenburger in der ersten Runde beim HC Empor Rostock an.
Sendung: DER TAG in Berlin & Brandenburg, 21.08.2024, 18 Uhr
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