Hockey Club Berlin-Brandenburg
In Neukölln spielen beim Hockey Club Berlin-Brandenburg Kinder mit und ohne geistige Behinderung zusammen. Auch wenn unser Special-Olympics-Reporter Sebastian Stuart schon etwas zu alt für die U10 ist, durfte er sich einen Hockey-Schläger schnappen und mitspielen.
Für meine Reihe über Inklusion in Berliner Sportvereinen besuchte ich den Hockey Club Berlin-Brandenburg in Neukölln und durfte auch am Training der inklusiven U10-Mädchenmannschaft teilnehmen. Während der Special Olympics World Games 2023, den Weltspielen, in Berlin ist mir aufgefallen, dass das Thema Inklusion im Hockey-Sport großgeschrieben wird.
Deshalb wollte ich mir vor Ort einen Berliner Hockey Club anschauen und in das Training reinschnuppern. Auf den Verein bin ich aufmerksam geworden, da zwei Hockey-Teilnehmer der Special Olympics World Games beim Hockey Club Berlin-Brandenburg trainieren. Mich interessierte, wie der Verein im Alltag Inklusion gestaltet.
Das Training hat mir Spaß gemacht, allerdings ist die gebückte Haltung beim Hockey für Anfänger wie mich ganz schön anstrengend und auch die Technik braucht sehr viel Übung. Da war mir die Mannschaft, mit der ich trainierte, weit überlegen.
Beim Training wurde zunächst Brennball zum Aufwärmen gespielt, woran alle mit viel Freude teilnahmen und anschließend ein Trainingsspiel durchgeführt. Ich habe eher probiert mitzuspielen und konnte nicht so viel zum Spiel beitragen, trotzdem fühlte es sich auch für mich gut an, als meine Mannschaft ins Tor traf.
Nach dem Training zogen wir uns wegen starken Regens und eines Gewitters in die Kabine zurück und saßen in lockerer Runde mit Spielern und Verantwortlichen zusammen und kamen ins Gespräch. Wulf Rietdorf, der 1. Vorsitzende, berichtete von den Anstrengungen des Vereins in Sachen Inklusion: "Im Moment sind wir noch nicht so weit, damit offensiv in die Werbung gehen zu können und sind noch etwas zurückhaltend. Wir wollen bis zu den Sommerferien ein Konzept entwickeln. […] Wenn es fertig ist, werden wir damit auch werben und an die Öffentlichkeit gehen."
Aktuell gäbe es die größte Nachfrage im U10 Bereich der Mädchen. Hier gibt es die Inklusionsmannschaft, an deren Training ich teilnahm. Während des Trainings fiel mir auf, dass es für nur einen Trainer eine schwierige Aufgabe ist, ein inklusives Team von zwölf Mädchen zu trainieren und dabei allen gerecht zu werden. Dies zeigte sich besonders im Trainingsspiel, hier hatte die neunjährige Hanna Schmidt auf Grund ihrer starken Seheinschränkung Probleme mit der Geschwindigkeit und hätte mehr Hilfestellung von der Seitenlinie benötigt.
Es wurde immer wieder erwähnt, dass das Angebot an Trainer*innen noch stark ausgebaut werden muss, um das Inklusionsangebot zu erweitern. Dies ist leider in vielen Sportarten der Fall. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Hanna, die sich auf verschiedenen Feldspielerinnenpositionen ausprobiert, ein wichtiger Teil des Teams ist.
Sie betonte, dass ihr das Training sehr viel Spaß macht: "Ich freue mich, dass mir immer etwas Neues beigebracht wird. Am besten ist es, wenn ein Trainer dazu kommt, um mich zu unterstützen." Ihrem Vater war es wichtig festzustellen: "In Hannas Mannschaft trainieren wirklich immer alle zusammen."
Leider kann sie noch nicht an Turnieren teilnehmen, was sie sehr gerne machen würde. Im Augenblick stehen ihre eingeschränkte Schnelligkeit auf Grund ihrer Seheinschränkung einer Teilnahme an Wettkämpfen im Weg. Ein wichtiges Ziel für die nächste Zeit ist, dass Hanna auch an Wettkämpfen teilnehmen kann.
Auch die "Eltern"-Mannschaft, also das Erwachsenenteam, trainiert inklusiv. Die beiden Sportler Lukas Lenzner und Marius Schwahn, beide mit einer geistigen Einschränkung und Teilnehmer der Special Olympic World Games in Berlin im letzten Jahr, trainieren in dieser Mannschaft. Außerdem erzählte Wulf Rietdorf über die weiteren Pläne im Bereich Inklusion: "Das Ziel ist es, Inklusion auf alle Bereiche auszuweiten (…) auch auf den Männerbereich, so dass es am Ende überall im Verein Inklusionsgruppen gibt."
Ebenfalls als sehr inklusiv erschien mir die Unterstützung von Menschen, die sich Mitgliedsbeiträge oder Fahrten aus sozialen Gründen nicht leisten können. Menschen mit Beeinträchtigung sind hier besonders häufig betroffen, da sie in überwiegender Zahl in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) tätig sind und hier grundsätzlich sehr wenig verdienen. Der Vorsitzende hob hervor: "Es ist mir wichtig, dass diese Unterstützung in allen Bereichen des Vereins geleistet wird, wo sie benötigt wird."
Auch von Bezirksseite wurden ihnen Unterstützung angeboten, aber das Wichtigste sei, ausreichend ausgebildete Trainer*innen zu haben. Hier sind Menschen wie Björn Krisztian, der als Assistenztrainer für den Bereich Special-Hockey weitergebildet wurde, enorm wichtig, da er selber Erfahrungen als Sportler mit Beeinträchtigung hat. Er kann sich einfacher vorstellen, welche Schwierigkeiten und Bedürfnisse diese Sportler*innen haben. Außerdem kann durch die Assistenztrainerausbildung dem großen Mangel an voll ausgebildeten Trainern ein bisschen entgegengewirkt werden. Aber Assistenztrainer brauchen immer einen vollausgebildeten Übungsleiter an ihrer Seite, der die Verantwortung übernimmt.
Im Hockey gibt es ganz unterschiedliche Inklusionsangebote. So wurden beispielsweise im Special-Hockey Unified-Schiedsrichterteams eingeführt, also Schiedsrichterteams aus einer Person mit und einer ohne Einschränkungen. Björn Krisztian bestätigte meinen Eindruck und verwies darauf, dass es eine Inklusionsbeauftragte im Deutschen Hockey Bund gibt. In München, Mönchengladbach und Essen gibt es schon große Inklusionsabteilungen, die auch offensiv damit werben. Hier sei nach den Special Olympics World Games ein "deutlicher Zuwachs" zu erkennen, meint Björn Krisztian.
Beim HC Berlin-Brandenburg wurde mein Eindruck klar bestätigt, Inklusion ist hier im Aufwind und es sind deutliche Fortschritte zu erkennen. Natürlich sind hier noch viele Schritte zu gehen, meine Erfahrung macht mir jedoch Mut, dass das Thema Inklusion immer bedeutender wird.
Beitrag von Special-Olympics-Reporter Sebastian Stuart
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