Trendsportart
Padel steht derzeit hoch im Kurs. Vor allem in Spanien und Skandinavien findet die aus Lateinamerika stammende Sport immer mehr Fans. Aber auch in Deutschland brummt das Padel-Geschäft. Nicht zuletzt wegen prominenter Investoren.
Für Jürgen Klopp ist die Sache klar. Der langjährige Erfolgstrainer von Borussia Dortmund und dem FC Liverpool gilt als großer Padel-Fan und bezeichnet das Rückschlagspiel als - neben Fußball natürlich - “besten Sport der Welt”. Wie ernst es Klopp mit seiner Leidenschaft meint, ist in Berlin-Friedrichshain zu sehen. Dort hat der Fußballlehrer a.D. eine Padel-Halle errichten lassen und ist damit nun selbst ein Teil des Padel-Hypes.
Mit seiner Investition hat Klopp einen guten Riecher bewiesen. Schließlich zählt Padel derzeit zu den angesagtesten Sportarten in Deutschland, nachzulesen auch in den Statistiken des Deutschen Padel-Verbands (DPV). Rund 160 organisierte Padelclubs werden dort aktuell ausgewiesen. Vor zwei Jahren waren es noch 75. Die Anzahl der lizensierten Spieler und Spielerinnen hat sich in diesem Zeitraum von rund 1.100 auf 3.300 verdreifacht. Insgesamt schätzt der DPV die Zahl der aktiven Spieler und Spielerinnen in Deutschland auf rund 25.000. Gar nicht schlecht für eine Sportart, die noch vor wenigen Jahren eigentlich nur in Spanien und Lateinamerika betrieben wurde. Dort hat diese Mischung aus Tennis und Squash auch ihren Ursprung. Deswegen spricht man Padel eigentlich auch so aus, wie es geschrieben wird. Aber mittlerweile hat sich auch eine etwas internationalere englische Aussprache ("Päddel") etabliert.
Im mexikanischen Urlaubsmekka Acapulco wollte sich ein gewisser Enrique Concuera Ende der 1960er Jahre den Traum von einem Tennisplatz auf dem eigenen Grundstück erfüllen. Das ging allerdings nur in verkleinerter Form und begrenzt von engen Mauern. Aus der Notlösung entstand ein vielversprechendes Setting. So wurden die Mauern in die Ballwechsel miteinbezogen und ein paar eigenwillige Regeländerungen später aus Tennis Padel.
Und vielleicht wäre es ein regionales mexikanisches Phänomen geblieben, hätte sich nicht eines Tages Prinz Alfonso zu Hohenlohe-Langenburg auf einer Acapulca-Visite für eine Partie Padel begeistern können. Hohenlohe, bestens vernetzt im Jetset seiner Zeit, nahm die Idee mit in sein spanisches Domizil Marbella und errichtete ein paar Courts. Dort wiederum lernte ein argentinischer Millionär den neuen Sport kennen, importierte ihn in seine Heimat und traf den Nerv seiner Landsleute.
"Da hat es sich dann zum Volkssport entwickelt", berichtet Ingo Bierschel, 2. Vorsitzender des DPV und ergänzt mit einer gewissen Begeisterung in der Stimme: "Man sich das ein bisschen wie eine Hinterhofsportart vorstellen, mit Mauern und Maschendrahtzäunen." Unter diesen etwas weniger luxuriösen Umstände wurde Padel ein Spiel für jedermann und nicht nur für den Jetset. Mittlerweile ist Padel in weiten Teilen der Welt extrem populär. Vor allem in Spanien und Skandinavien brummt das Geschäft. Nicht zuletzt, weil Stars wie die schwedische Fußball-Ikone Zlatan Ibrahimovic, der britische Tennisprofi Andy Murray oder eben Jürgen Klopp in Padel-Anlagen investieren.
Natürlich ist es längst nicht mehr das Spiel, das einst Concuera und Hohenlohe spielten, sondern eines, "was sich gerade sehr stark verändert durch den Einfluss von Athletik und anderen Materialien", so Bierschel. Das Feld ist genormt, misst 20x10 Meter, während die Schläger aus einer Mischung aus Glasfaser und Karbon bestehen. Statt in Hinterhöfen geht es nunmehr auf speziellen Courts mit Glaswänden zur Sache, aber eine Sache bleibt laut Bierschel bestehen: "Die Einstiegshürde ist im Vergleich zum Tennis gering. Ich kann einfach schon nach 20 Minuten mit Leuten, die vielleicht noch nie einen Schläger in der Hand gehabt haben, Ballwechsel spielen. Die haben sofort Spaß, weil es ein sehr einfaches Spiel ist." Und es funktioniert nur im Team, denn Padel wird – anders als etwa Tennis - in der Regel als Doppel gespielt.
Wo so viel Hype ist, ist der Kommerz natürlich nicht weit. Der hochklassigste Wettbewerb, die Premier Padel Tour, führt quer durch die Welt und ist in der Hand des katarischen Sportinvestmentfonds QSI, dem zum Beispiel auch der Fußballklub Paris St. Germain gehört. Die Topspieler, darunter der Argentinier Augustin Tapia - für Ingo Bierschel "der Mozart des Padel" - oder der Spanier Aturo Coelho, kommen mit Preisgeldern und Werbeeinnahmen auf ein jährliches Millioneneinkommen.
Die Situation in Deutschland ist davon noch weit entfernt, auch wenn die Nachfrage enorm ist, wie Bierschel aus eigener Erfahrung zu berichten weiß: "Ich war neulich in Berlin und habe gemerkt, einfach auf die Schnelle einen Platz zu bekommen, ist mittlerweile ziemlich unmöglich". Und schnell ein paar Courts errichten? Gar nicht mal so leicht, erklärt Bierschel mit einem Verweis auf die Vorschriften und die klimatischen Gegebenheiten hierzulande: "Das deutsche Baurecht ist natürlich ein großes Problem. Wir haben in Spanien ein Betonfundament, was ein paar Zentimeter stark sein muss. In Deutschland muss es halt frostsicher und damit viel dicker sein, was die Kosten natürlich explodieren lässt. Das hemmt die Entwicklung in Deutschland stark. In den Niederlanden oder Belgien wird das viel stärker von der öffentlichen Hand vorangetrieben".
So bleibt die Hoffnung, dass Jürgen Klopps Padel-Fieber vielleicht noch ein bisschen anhält und er noch ein paar weitere Courts errichtet.
Sendung:
Beitrag von Mathias Ehlers
Artikel im mobilen Angebot lesen