Radrennbahn saniert
Am Wochenende knattern im Rad- und Reitstadion in Forst wieder die Derny- und Steher-Maschinen. Drei Jahre lang kam der Traditionssport komplett zum Erliegen. Dafür erstrahlt die Radrennbahn nach umfangreicher Sanierung schöner denn je. Von Thomas Juschus
Im "Wohnzimmer der Forster" kann es wieder rundgehen – endlich. Nach gut drei Jahren komplettem Stillstand stehen am Wochenende auf der Radrennbahn im Rad- und Reitstadion Forst die deutschen Meisterschaften im Derny (Samstag Frauen/Sonntag Männer) und am Sonntag der 14. Herbstpreis der Steher auf dem Programm.
Für die Organisatoren vom Polizeisportverein (PSV) 1893 Forst um Präsidentin Karin Menzel ein lang ersehnter Tag. Anfang Oktober 2021 fand mit den "Forster Radsporttagen" das letzte Event auf der Radrennbahn statt.
"Wir sind sehr, sehr froh, dass es wieder losgehen kann. Wir haben hier ein echtes Schmuckstück bekommen", sagt Marcel Möbus, Sportlicher Leiter im PSV. Denn nachdem der Radsport auf der 1906 errichteten Radrennbahn 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie schon nahezu komplett zum Erliegen gekommen war, bremste in den vergangenen drei Jahren die umfassende Sanierung der Bahn alle weiteren Veranstaltungen aus.
Seit August 2022 wurde die 400-Meter-"Huckel"-Piste umfassend überholt. Nachdem der Umbau bereits mit Verspätung losging, stellte die Sanierung der in den Kurven bis zu 35 Grad geneigten 7,50 Meter breiten Fahrbahn die Cottbuser Baufirma immer wieder vor komplexe Herausforderungen.
Seit wenigen Tagen ist das Projekt abgeschlossen, die Piste offiziell von einem Kommissär des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) neu vermessen und freigegeben. 220 Tonnen Stahl wurden auf die vorhandene Fläche im neuen Fahrbahnbelag verbaut, der mit einer Epoxidharz-Decke veredelt wurde und für den neuen Glanz sorgt. Zusätzlicher Effekt: "Die Bahn ist durch die Beschichtung deutlich schneller als vorher. Und die früher charakteristischen Huckel am Ausgang der beiden Kurven sind auch weg", freut sich Marcel Möbus.
Möbus, ehemaliger deutsche Meister der Steher und in den vergangenen Jahren erfolgreich "umgeschult" zum Derny- und Steher-Schrittmacher, konnte bei ersten Trainingsfahrten die neuen Vorzüge der Forster Radrennbahn bereits kennenlernen. "Die Bahn fährt sich jetzt sehr homogen - das macht richtig Spaß", sagt der 48-Jährige.
Zusätzlich zum neuen Fahrbahnbeleg wurde die vorhandene Balustrade abgebrochen und durch eine neue mit Edelstahlhandlauf ersetzt. 3.568.000 Euro wurden laut Angaben der Stadt Forst verbaut, rund 2,5 Millionen Euro steuerte das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen über ein Förderprogramm bei.
Alle Wünsche des PSV Forst gingen gleichwohl (noch) nicht in Erfüllung. "Das Vereinshaus, das ursprünglich Bestandteil des Fördermittelbescheides war, konnte bisher nicht saniert werden. Auch die Sitzschalen auf den beiden Tribünen sind in die Jahre gekommen und müssen vorerst weiter ihren Dienst tun", sagt Vereinschefin Karin Menzel, die die Stadt Forst weiter in der Verantwortung sieht.
Und die mit ihrem Verein vorangeht: "Wir bringen jährlich zwischen 30.000 und 40.000 Euro für den Erhalt und die Pflege der Sportstätte auf und tun auch Dinge, die als Pächter eigentlich nicht unsere Aufgabe sind", erklärt Vizepräsident Klaus Friedrich, verantwortlich für die Finanzen. Für das Meisterschafts-Wochenende wurde beispielsweise aus eigenen Mitteln ein neuer Haupteingangsbereich gestaltet.
Immerhin: Der PSV 1893 Forst, ein Verein mit 253 Mitgliedern in fünf Abteilungen, davon etwa 70 im Radsport, hat die lange Durststrecke ohne Veranstaltungen auf seinem Areal gut überstanden. "Natürlich hatten wir weniger Einnahmen. Aber wir sind nicht in eine finanzielle Schief- und Notlage geraten", sagt Karin Menzel. Auch hätten die Baumaßnahmen die Kinder- und Jugendarbeit im PSV nicht wesentlich belastet. "Da waren wir von den Corona-Maßnahmen mehr gestraft. Da sind uns Kinder wirklich für den Sport verloren gegangen. Während des Umbaus haben wir einfach andere Maßnahmen genutzt", erklärt Menzel.
Trotzdem ist die Vereinschefin natürlich froh, dass die lange Zwangspause ein Ende hat und damit auch das Vereinsleben auf dem Areal neue Impulse erhält. "Unsere Radrennbahn ist jetzt ein Zugpferd. Für unsere Mitglieder. Für die Kinder, aber auch für die Radsportlerinnen und Radsportler." Und sicherlich auch für viele Zuschauer bei den deutschen Derny-Meisterschaften am 21./22.September.
Sendung: rbb Der Tag, 19.09.2024, 18 Uhr
Beitrag von Thomas Juschus
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