Interview | Fußballer Ahmed Waseem Razeek
Jahrelang kickte der Berliner Ahmed Waseem Razeek in der Regionalliga und Dritten Liga, nach ganz oben schaffte er es nicht. Beinahe zufällig wechselte er 2021 dann ins Ausland - nach Sri Lanka. In Asien fand er nicht nur sein fußballerisches Glück.
rbb|24: Herr Razeek, bis 2020 haben Sie sich als gebürtiger Berliner bei verschiedenen Stationen im Hauptstadt-Fußball rumgetrieben. So wurden Sie zum Beispiel bei Tennis Borussia und Union Berlin ausgebildet. Darüber hinaus spielten Sie für Rot-Weiß Erfurt und den 1. FC Magdeburg. Im Januar 2021 entschieden Sie sich dann allerdings für einen eher untypischen Wechsel nach Sri Lanka, wo Sie ebenfalls eine Staatsangehörigkeit haben. Wieso?
Razeek: Meine Karriere verlief immer wie eine Achterbahn - hoch und runter. Ich hatte zum Beispiel immer zu ungünstigen Zeitpunkten Verletzungen. Nach meiner Zeit bei Rot-Weiß Erfurt und einem Abstieg dort in die Regionalliga war ich bereit für einen Wechsel ins Ausland. Ich war mir eigentlich schon mit einem englischen Verein aus der League One (dritthöchste Liga, Anm. d. Red.) einig. Bei einem Werbedreh habe ich mir dann allerdings die Achillessehne gerissen - dadurch war ich ein Jahr raus. Zum Glück kam dann aber noch einmal ein Angebot vom Berliner Athletik-Klub. Das lief auch nicht schlecht, wir hatten eine gute Saison, dann ging aber Corona los und die Saison wurde abgebrochen.
Man könnte also sagen, das Schicksal hat Sie nach Sri Lanka gebracht.
Während meiner Zeit beim BAK hatte ich bereits mein Debüt in der Nationalmannschaft von Sri Lanka gegeben. Ich hatte also schon Kontakte in die Region und war nicht gänzlich unbekannt. In Sri Lanka wurde die Liga damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende gespielt. Das kam günstig und ich habe gesagt: Dann mache ich hier ein Jahr mit.
Seitdem sind Sie in der Region geblieben und haben noch für Klubs in Indien und Hongkong gespielt. Welchen Stellenwert hat der Fußball dort?
Insbesondere in Südasien wird immer noch Cricket bevorzugt - da gibt es die meisten Fans. Fußball wird aber immer wichtiger, speziell in Indien. Die Infastruktur - also die Trainingsplätze und die Stadien - sind auch wirklich super. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich habe dort viele neue Leute kennengelernt, wir sind Meister geworden und ich hatte wirklich großen Spaß. Das war eine ganz andere Kultur, auch im Vergleich zu Sri Lanka. Die Leute lieben Fußball, schauen ihn auch, unterstützen die lokalen Vereine aber eher weniger, weil das Niveau im Vergleich zu Europa doch sehr gering ist.
Kann man denn als Spieler allein durch den Sport leben?
Finanziell ist es schon lukrativ. Als deutscher Spieler hat man aber einen anderen Stellenwert als andere Mitspieler, das muss man auch sagen. Sowohl in Indien als auch jetzt in Hongkong sind nur eine gewisse Zahl an ausländischen Spielern pro Team erlaubt.
Was waren für Sie in den letzten Jahren die Highlights bei Ihren Stationen?
Speziell in der Nationalmannschaft habe ich viele schöne Momente erlebt. Bei einem Spiel war zum Beispiel mal Fifa-Präsident Gianni Infantino, der sich angeschaut hat, wie sich der Fußball bei uns entwickelt. Man muss sagen, dass die Fifa schon viel für die Entwicklung des Sports hier tut - mit neuen Sportplätzen, Ausrüstung oder der Kooperation mit einer Fußball-Akademie in Katar zum Beispiel. Und es fällt immer wieder auf, wie gastfreundlich die Menschen hier insbesondere zu ausländischen Spielern sind. Das ist echt toll.
Mit der Nationalmannschaft sind Sie sogar auf einen Superstar und alte Bekannte getroffen.
Ja, das ist eine längere Geschichte. Bei Tennis Borussia hatten wir damals in der Jugend eine Kooperation mit dem Hamburger SV. Drei Spieler von Tebe wurden damals zum HSV geschickt - Maximilian Philipp (heute Profi beim SC Freiburg, Anm. d. Red.), Muhamed Besic (ehemaliger Profi, zur Zeit vereinslos, Anm. d. Red) und ich. Ein weiterer Spieler, der sich damals beim HSV zeigen durfte, war der junge Heung-min Son (heute Superstar bei Tottenham Hotspur, Anm. d. Red.). Als ich mit Sri Lanka gegen Südkorea gespielt habe, haben wir uns wiedergesehen. Er hat sich auch an mich erinnert und wir haben ein bisschen gequatscht. Er spricht nach wie vor gut Deutsch und ist sehr nett. Im Spiel davor haben wir gegen den Libanon gespielt, da war der Kapitän mein alter Nachbar aus Neukölln - Joan Oumari (lacht).
Wie sieht Ihr Plan für die Zukunft aus - überwiegt der Reiz weiter im Ausland zu spielen oder das Heimweh nach Berlin?
Ich fühle mich in Hongkong gerade noch sehr wohl. Ich mache hier auch meine Trainerlizenz und würde gerne in der Region bleiben. Einmal im Jahr will ich aber auch zurück nach Berlin kommen, zuletzt war ich an Weihnachten da. Am meisten vermisse ich Mamas Küche und das Essen allgemein (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener.
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