Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.
Leichtathletik
Die Berlinerin Nova Kienast ist eine Hoffnung des deutschen Hammerwurfs, ihre Technik gilt schon jetzt als herausragend. Nun geht sie nach Kanada, um dort mit einem Star zu trainieren. Von Shea Westhoff
Thomas Brack ist wieder einmal beeindruckt. Er trainiert am Wurfhaus in Berlin-Hohenschönhausen eines der größten deutschen Hammerwurf-Talente, Nova Kienast, und ihre Leistungen lösen bei ihm offenbar nach wie vor Faszination aus.
Brack schaut durch das Wurfnetz zu, wie die 17-Jährige die Kugel über dem Kopf kreisen lässt, dann zur mehrfachen Drehung ansetzt und die Kugel in hohem Bogen über den Ascheplatz schleudert, formvollendet.
"Das Drehen ist das Außergewöhnliche", sagt Brack im Gespräch mit dem rbb. "Viermal um die Eigene Achse drehen - sie fühlt das quasi in Zeitlupe." Höchstens zweieinhalb Sekunden würde die Wurfbewegung mit der vierfachen Drehung dauern. Das besondere bei Kienast: "Sie hat das Gefühl für jedem Moment, wo gerade was passiert. Im Umkehrschluss kann sie auch entsprechend agieren", sagt Brack.
Am Ende zählt nichts als die Weite beim Hammerwurf. 65 Meter gelten als gut. 76,97 Meter bedeuteten in diesem Jahr den Olympiasieg für die Kanadierin Camryn Rogers. 80 Meter gelten als Schallmauer. Der Weltrekord liegt bei 82,98 Metern, aufgestellt 2016 von der Polin Anita Wlodarczyk.
Die 70-Meter-Marke hat Kienast mit einem drei Kilo schweren Hammer längst geknackt. Das Interessante ist jedoch, dass in dieser Sportart, wo allein die Markierung auf dem Maßband ausschlaggebend ist, gerade eine neue Lässigkeit Einzug hält. Der Olympiasieger bei den Männern, der Kanadier Ethan Katzberg, begeisterte in Paris nicht nur mit einer Weite von mehr als 84 Metern. Seine wilde Mähne, sein strahlendes Lächeln, seine balletgleichen Drehungen zogen viele TV-Zuschauer in den Bann.
Eine ähnliche Nonchalance meint man bei Nova Kienast zu entdecken. "Sie lässt sich so schnell durch nichts aus der Ruhe bringen, sie bleibt recht cool bei dem was sie macht, und sie hat ein unheimliches Gefühl für den Hammer", sagt ihr Trainer Brack.
Kienast und Katzberg, nun zur Pointe: Beide werden künftig vom selben Coach trainiert, von Dylan Armstrong, der selbst einst als Kugelstoßer aktiv war. Ende September fliegt Kienast dorthin.
In Kienbaum und in der Slowakei hatte sie bereits gemeinsam mit Katzberg trainiert. Dieser sei "wirklich ein netter Mensch und hat mir ziemlich viele Tipps geben können vor meinen Meisterschaften", berichtet sie.
Thomas Brack wirkt stolz: "Das ist ein irres Angebot, was sie da bekommt. Nicht nur, dass sie weggeht, sondern dass Dylan Armstrong in ihr etwas sieht, was ein Pendant ist zu Ethan Katzerg ist, also dem Olympiasieger." Auch von Berlin aus wird Brack den Weg seiner Schülerin weiter begleiten, wie er sagt. Mit dem kanadischen Trainer sei verabredet, dass er "immer ein Ohr dran" hat, was die weitere Entwicklung angeht.
Nun warte die anstrengende Phase der Karriere, sagt Brack. Er sei "gespannt, was auf dieser Reise, die Nova jetzt antreten wird, alles passiert". Er zeigt sich sicher: "Sie ist bei weitem nicht austrainiert."
Eine Kostprobe ihres Könnens lieferte die deutsche Meisterin ihrer Altersklasse zuletzt bei der U18-EM in der Slowakei, wo sie die Bronzemedaille gewann. Ihre beste Weite dort: 71,72 Meter. Bei der WM der Unter-Zwanzigjährigen in Lima wurde sie Fünfte, betont sei: als 17-Jährige.
Ein wenig Staub hatte der Hammerwurf ja angesetzt, er galt eher als überholte Sportart der Brecher und Bieger. Nova Kienast, die sich die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zum Ziel gesetzt hat, könnte dabei helfen, den Blick auf das Hammerwerfen zu verändern. Aber zunächst warten harte Trainingseinheiten in Kanada – gemeinsam mit einem Olympiasieger.
Sendung: rbb24, 11.09.2024, 22 Uhr
Beitrag von Shea Westhoff
Artikel im mobilen Angebot lesen