Sperlinge und Fledermäuse
Seit Jahren wird die Zukunft des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark diskutiert und kritisiert. In dieser Woche soll der Abriss des Stadions beginnen. Ein Umweltverband will mit Verweis auf fehlenden Artenschutz dagegen klagen.
Das Ringen um den viel diskutierten Abriss und Neubau des Jahnstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin geht in die nächste Runde. Während am Montagmorgen rund um das Stadion in Prenzlauer Berg mit den Vorbereitungen der ersten Abriss-Phase begonnen wurde, hat der Umweltverband "NaturFreunde Berlin" nun in einer Pressemitteilung angekündigt, einen Eilantrag am Berliner Verwaltungsgericht gegen den Abriss zu stellen.
"Das fertige Schreiben liegt bereits bei unserem Anwalt zum Absenden bereit", sagte der stellvertretende Vorsitzende Uwe Hiksch am Montag dem "Berliner Kurier". Im ersten Schritt habe der Umweltverband allerdings selbst ein Schreiben an die Berliner Senatsbauverwaltung geschrieben. In dem wirft der Umweltverband dem Senat vor, rund um den geplanten Abriss bestimmte Auflagen zum Artenschutz nicht vollumfänglich und ausreichend umgesetzt zu haben. Ein Vorwurf, dem sich am Montag auch die Bürgerinitiative Jahnsportpark, die zuletzt mit einer Petition gegen den Abriss scheiterte, anschloss.
Konkret argumentieren Umweltverband und Bürgerinitiative, dass durch das Fällen umstehender Bäume und Büsche sowie durch den Rückbau der Westtribüne und der Nebengebäude des Stadions eine hohe Anzahl von Bruthöhlen für 25 Vogel- und neun Fledermausarten verloren gehen. Über 350 dieser Nisthöhlen und Quartiere hätte die Berliner Senatsverwaltung bislang noch nicht ersetzt. Laut den Naturfreunden und der Bürgerinitiative sei das ein Verstoß gegen sogenannte CEF-Maßnahmen, die die Artenvielfalt schützen sollen.
Eine Sprecherin des Berliner Verwaltungsgerichts erklärte auf rbb-Anfrage am Montag, dass noch kein Antrag eingegangen sei. Wenn das allerdings mit dem tatsächlichen Abriss-Beginn passiere, könne es sein, dass sich die Bauarbeiten dadurch erheblich verzögern. Die Pressestelle der Berliner Senatsverwaltung hingegen erklärte am Montag auf Anfrage des rbb, sämtliche CEF-Maßnahmen wie erfordert umzusetzen.
Im ersten Schritt stehen laut Senatsverwaltung aktuell Rückbaumaßnahmen an der Osttribüne, der westlichen Überdachung und sonstigen baulichen Strukturen an. "Für die Rückbaumaßnahmen sind erforderliche CEF-Maßnahmen (u.a. Sperlingstürme, Fledermauskästen) mit der zuständigen unteren Naturschutzbehörde des Bezirks Pankow abgestimmt und in Teilen bereits umgesetzt", erklärt die Pressestelle der Senatsverwaltung.
Weitere erforderliche Maßnahmen im Sinne des Artenschutzes würde man umsetzen, sobald die Rückbaumaßnahmen anstehen, die sie notwendig machen.
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg soll nach Plänen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in den kommenden Jahren umfassend umgestaltet werden. Der erste Schritt ist der beschriebene Abriss des Stadions, das durch ein neues ersetzt werden soll. Vorgesehen sind zudem weitere Sportstätten, darunter zusätzliche Fußball-, Beachvolleyball- und Tennisplätze sowie eine Multisporthalle und der Bau eines Begegnungszentrums.
Sendung: rbb88.8, 07.10.2024, 17:50 Uhr
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