Fußball
Auf der Mitgliederversammlung verkündet der 1. FC Union einen Rekordumsatz, aber auch gestiegene Verbindlichkeiten. Die Zukunft ist jedoch vielversprechend, wie die finalen Stadionpläne, die Mitgliederzahlen und eine neue "Alte-Försterei-Aktie" zeigt. Von Jakob Rüger
Nach fast drei Stunden war es endlich soweit. Der Tagesordnungspunkt 8 "Stadion An der Alten Försterei" war erreicht. Auf den letzten Punkt der Tagesordnung der Mitgliederversammlung hatte sich Präsident Dirk Zingler besonders gefreut. Es spiegelt für den 60-Jährigen die großen Ambitionen des Vereins wider. Der Ausbau des Stadions ist ein riesiges Projekt, das offiziell seit 2017 verfolgt wird.
Nun hat Zingler feierlich verkündet, dass es einen Redaktionsschluss für die Bauplanung gibt. Das bedeutet, die Planungen für den Bau sind in der zu Jahresbeginn gegründeten "AF Projekt GmbH" abgeschlossen. Ein Team von 18 Architekten, Statikern und Planern hat den Ausbau des Stadions ausgearbeitet. Alle sind beim Verein angestellt, der 1. FC Union hat damit komplett auf ein externes Architekturbüro verzichtet.
In einer zehnminütigen Videopräsentation gab es einen ersten digitalen Rundgang durch den Rohbau des neuen Stadions "An der Alten Försterei". "Dort, wo die Menschen die Stützen sehen, dort werden sie dann auch stehen", so Dirk Zingler zur Videopräsentation. Die Eisernen planen mit 40.500 Plätzen, dafür soll die Haupttribüne aufgestockt und die drei Stehplatztraversen durch zweirängige Tribünen ersetzt werden.
Der Umbau hat bereits begonnen und 15 Millionen Euro wurden investiert. Seit Anfang letzten Jahres wird das Trainingsgelände umgestaltet. Der erste von zwei neuen Rasenplätzen ist bereits fertig. Auch ein Funktionsgebäude für die Männer- und Frauenteams, mit Büros und Aufenthaltsräumen soll im kommenden Jahr entstehen. Erst wenn das "Trainingszentrum Alte Försterei" fertig ist, rollen auch im Stadion die Bagger. Die Vereinsführung geht derzeit von Sommer 2026 aus. Dann würde Union auch für eine Spielzeit ins Olympiastadion ziehen.
Über Bauzeit und Baukosten will der 1. FC Union auf einer gesonderten Veranstaltung in naher Zukunft informieren. Die Finanzierung will der Verein aus eigener Kraft stemmen. "Wir bauen für die nächste Generation", sagte Dirk Zingler voller Stolz. Der Präsident präsentierte dabei den fast 1.300 stimmberechtigten Mitgliedern eine Neuauflage der "Alte Försterei-Aktie". Damit können Mitglieder des Vereins Aktienanteile an der Stadionbetriebs AG erwerben und sich zu einem Bruchteil als Eigentümer des Stadions bezeichnen. Doch nicht jeder Fan wird sich das leisten können, eine Aktie soll stolze 500 Euro kosten. Jedes Mitglied kann maximal 10 Aktien kaufen.
Schon 2011 gab der Verein eine solche "Alte Försterei-Aktie" aus. Über 5.000 Mitglieder griffen damals zu und bescherten dem Verein einen warmen Geldregen als Unterstützung für den Bau der Haupttribüne. 120.000 Aktien soll es nun ab Dezember zum Erwerb geben, der 1. FC Union könnte damit rund 60 Millionen Euro für den Stadionausbau einnehmen. Diese Summe dürfte aber bei weitem nicht für das ehrgeizige Projekt reichen. Muss es aber auch gar nicht, die Eisernen sind längst ein mittelständisches Unternehmen mit entsprechender Kreditwürdigkeit und Finanzkraft.
In der abgelaufenen Spielzeit erzielte der 1. FC Union, auch dank der Champions League, einen Rekordumsatz von rund 186 Millionen Euro. Eine erstaunliche Entwicklung, war es doch zum Zeitpunkt des Bundesliga-Aufstieges gerade mal rund ein Drittel der aktuellen Summe. Doch der Verein erwirtschaftete Rekordzahlen beim Merchandising und beim Sponsoring. Allein die Champions-League-Teilnahme habe rund 45 Millionen Euro Mehreinnahmen gebracht.
Das Anlagevermögen ist um 42 Millionen Euro gestiegen, wie auch die Verbindlichkeiten. Diese betragen aktuell 110 Millionen Euro (Vorjahr 77 Millionen Euro) und wurden von Präsident Zingler mit Bauverbindlichkeiten und noch offenen Transfersummen begründet. Die Verbindlichkeiten werden jedoch fast vollständig vom Anlagevermögen (103 Millionen Euro) gedeckt. Unions Trumpf ist dabei das eigene Stadion und das dazugehörige Vereinsgelände, das dem Klub gehört. Klar ist aber auch, mit dem Stadionausbau nimmt Union in den kommenden fünf Jahren sehr große Investitionen vor. Es wird eine Herausforderung, so die Vereinsführung, denn Transfererlöse finanzieren kein Bauprojekt.
Auf die Lizenzspielerabteilung entfielen in der vergangenen Saison Ausgaben von rund 62 Millionen Euro. Diese sollen den Planungen zufolge in der aktuellen Spielzeit auf rund 50 Millionen Euro sinken. Großverdiener wie Bonucci oder Gosens haben Köpenick bereits wieder verlassen. Auch ohne Champions League peilt der Verein einen Umsatz von 177 Millionen Euro an. Das Spieljahr will Union mit einer schwarzen Null abschließen. "Wir sind ehrgeizig und wollen weiter investieren", gab der Präsident die Marschrichtung der nächsten Jahre vor.
Einen neuen Trikotsponsor wird es aber bis zum 31.12.2024 nicht geben. Der Verein habe sich bewusst dafür entschieden, die Brust bei den Männern und Frauen für die Stadionaktie freizumachen. "proAF" prangt ab dem Heimspiel gegen Dortmund auf den Trikots der Eisernen. Damit entgehen den Köpenickern bis zum Ende des Jahres mindestens 3 bis 4 Millionen Euro.
Sportlich zog Dirk Zingler ein positives Fazit. Es sei eine turbulente, aber erfolgreiche Saison gewesen, denn das Männerteam darf weiter in der 1. Bundesliga spielen. "Es war klar, dass es nach den Jahren des Erfolges auch irgendwann einen Schritt zurück geben wird", so der Präsident. Man habe sich in der abgelaufenen Saison in der Vereinsführung bei den Frauenspielen erholt vom Männerfußball. "Wir bereuen diese Entscheidung nicht", sagte Zingler zur Professionalisierung des Frauenteams, dass mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga belohnt wurde.
Den Stellenwert des Frauenfußballs untermauerte der Präsident, so werden in Zukunft beide Profimannschaften die gleichen Trainingsbedingungen haben. Der 1. FC Union wächst auf allen Ebenen. Mit 67.638 Mitgliedern konnte Dirk Zingler auch in diesem Bereich einen neuen Bestwert vermelden. Der Präsident zeigte sich mit der Gesamtentwicklung des Vereins zufrieden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Jakob Rüger
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