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Interview | Holstein Kiels Steven Skrzybski

"Die Verbindung zu Union Berlin wird nie abreißen"

Steven Skrzybski machte beim 1. FC Union seine ersten Schritte als Profi, inzwischen spielt er für Holstein Kiel. Vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag spricht er über Parallelen der Klubs, Aufstiegseuphorie und das Leben an der Küste.

rbb|24: Herr Skrzybski, am Wochenende empfangen Sie mit Holstein Kiel Ihren Heimatverein: den 1. FC Union Berlin. Gibt es da im Vorfeld Sticheleien in Familie und Freundeskreis?

Steven Skrzybski: Sticheleien gibt es nicht, aber natürlich fiebert in meiner Familie jeder dem Spiel entgegen. Es ist klar, dass das etwas ganz Besonderes ist. Ich habe beim Spielplan schon konzentriert darauf geguckt, wann wir unsere beiden Spiele gegen Union spielen, und freue mich sehr darauf, ein paar Leute wiederzusehen.

Transfer-Zeugnis

So machen sich die Sommerneuzugänge bei Union Berlin

Nach sechs Spieltagen der Bundesliga-Saison steht der 1. FC Union auf einem beachtlichen sechsten Platz. Trainer Bo Svensson hat die Köpenicker wieder auf Kurs gebracht und auch einige Neuzugänge haben einen Anteil am Aufschwung.

Bis 2018 spielten Sie für die Eisernen, anschließend ging es für Sie über die Station FC Schalke 04 im Sommer 2021 nach Kiel. Mit der KSV stiegen Sie in der vergangenen Saison sensationell in die 1. Bundesliga auf. Wie schauen Sie darauf zurück?

Jeder ist sich bewusst, was für außergewöhnliche Leistungen wir letzte Saison gebracht haben. Ich glaube, da hatten uns die wenigsten als Aufstiegskandidaten auf dem Zettel. Aber wie wir die Dinge angegangen sind, auch immer wieder Widerstände als Mannschaft zusammen durchgestanden haben, war stark.

Was hat das mit der Stadt Kiel gemacht, als erster Verein aus Schleswig-Holstein überhaupt ins deutsche Fußball-Oberhaus aufzusteigen?

Als ich 2021 nach Kiel kam, wurde hier natürlich auch schon Fußball gespielt, aber das alles dominierende Thema war der Handball. Wenn man jetzt auf die Straßen geht, sieht man viele Leute, die privat in Holstein-Klamotten herumlaufen. Das war vor einem Jahr noch etwas seltener so. Holstein war in den letzten Jahren ja immer mal kurz davor aufzusteigen. Aber die Begeisterung in den Augen der Menschen zu sehen, wenn man es wirklich schafft, das gibt einem unfassbar viel.

Zur Person

Hat sich diese Begeisterung nahtlos in die neue Saison transportiert?

Bei unseren Heimspielen ist es mittlerweile immer rappelvoll und ziemlich schwierig an Karten zu kommen. Das zeigt die Begeisterung und die wollen wir natürlich auch mitnehmen. Um die Stimmung dann anzuheitzen, müssen wir Spieler auf dem Feld unseren Beitrag leisten. Aber man merkt, dass die Fans sich auf unsere Heimspiele freuen und richtig Bock haben. Und wenn die Spiele offen sind, dann kann das hier richtig abgehen. Und natürlich wollen wir hier zeitnah endlich auch den ersten Sieg einfahren.

Nach den ersten sechs Spieltagen steht Holstein mit zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Vor heimischem Publikum haben Sie und Ihre Mannschaft bislang noch keinen Zähler geholt.

Es ist kein Geheimnis, dass der Saisonstart – was die Punkte angeht – nicht das war, was wir uns vorgestellt haben. Gleichzeitig waren wir, mit Ausnahme der Spiele gegen Bayern und Frankfurt , ja auch auf keinen Fall chancenlos. Wir müssen in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze herankommen, um Punkte holen zu können. Aber jeder im Verein hat mit dem Spiel gegen Leverkusen gesehen, dass wir mithalten können. Und ich glaube, dass wir als Mannschaft noch eine lange und schöne Saison vor uns haben.

Steven Skrzybski (li.) und Christopher Trimmel jubeln in der Saison 2016/17 über ein Tor des 1. FC Union. | Quelle: IMAGO / Sven Simon

Welche Parallelen lassen sich zwischen der KSV Holstein und dem 1. FC Union ziehen? Die Eisernen stiegen im Jahr 2019 erstmals in die 1. Liga auf.

Ich glaube, die Parallelen kann man zu der Zeit ziehen, in der ich noch bei Union gespielt habe (Skrzybski lief zwischen 2011 und 2018 für die Profis des FCU auf; Anm. d. Red.). Wenn man jetzt die Pläne sieht, die Union zum neuen Stadion veröffentlicht hat, ist das schon was anderes. Das wird ein unfassbares Ding. Damals haben wenige Union den Klassenerhalt zugetraut und jetzt kommt ein Gegner zu uns, der letzte Saison noch Champions League gespielt hat. Von dem Weg dahin können wir uns ein bisschen was abgucken – weil bei Union ja auch niemand durchgedreht ist, sondern man sich mit Demut weiterentwickelt hat.

Haben Sie noch direkte Verbindungen zu Union?

Ja, klar. Ich glaube, die Verbindung wird auch nie abreißen. Und mit Christopher Trimmel habe ich damals ja auch noch zusammengespielt. Er ist eine absolute Legende geworden und geblieben, weil es ein sehr sympathischer Verein ist und es sich in Berlin sehr gut leben lässt.

Apropos lebenswert: Lässt sich das auch über Kiel sagen?

Ja absolut, aber anders. In Berlin habe ich noch alleine mit meiner Frau gewohnt, in Kiel sind wir jetzt mit zwei Kindern. Da ist das Leben ein Stück weit anders. Wir wohnen zu Fuß zehn Minuten vom Meer weg, das ist einmalig. Aber es ist nicht so, dass nur das Wasser Kiel attraktiv macht. Es sind die Menschen, die die Stadt lebenswert machen. Ich bin sehr, sehr glücklich hier.

Topscorer und verletzte Hoffnungsträger

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Haben Sie sich auch sprachlich nach drei Jahren an der Küste schon eingenordet? Oder sind Sie weiter mit Berliner Dialekt unterwegs?

Das müssen die Menschen, mit denen ich hier zu tun habe, beurteilen. Ich versuche nicht so viel zu berlinern, sondern immer schön klar Hochdeutsch zu sprechen. (lacht) Aber so ganz verbergen kann man den Akzent auch nicht.

Können Sie es sich vorstellen, über Ihr Karriereende hinaus in Kiel zu bleiben? Oder zieht es Sie zurück nach Berlin?

Als Familie macht man ja immer Pläne. Klar ist, dass meine Frau nach der Karriere mal dran ist, unseren Lebensmittelpunkt auszusuchen. Und es ist kein Geheimnis, dass sie auch aus Berlin kommt und meine Verbindung zu Union weiterhin groß ist. Aber wir fühlen uns hier in Kiel auch sehr wohl, also mal sehen, wie die Entscheidung ausfällt, wenn es soweit ist.

Ansonsten könnte ja vielleicht auch eine Ausbildung zum Konditor in der Mahlsdorfer Bäckerei Ihrer Eltern eine Option für die Zeit nach dem Fußball sein?

Ich weiß noch nicht ganz genau, was ich ich nach dem Fußball machen werde. Aber ich weiß durch meine Eltern, wie anstrengend das Leben als Konditor und Bäcker ist. Daher würde ich mir schon gut überlegen, ob ich dafür auch die nötige Leidenschaft aufbringen kann. (lacht)

Apropos Leidenschaft für Gebackenes: Greifen Sie in Kiel lieber zum Fischbrötchen oder eher zum Franzbrötchen?

Um ehrlich zu sein, esse ich gar keinen Fisch – was in Kiel aktuell schon schwierig ist, weil die Verlockung sehr groß ist. Von daher würde ich in dem Fall eher zum Franzbrötchen greifen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Jakob Lobach.

Sendung: rbb24, 15.10.2024, 21:45 Uhr

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