Neuer BFC-Trainer Dennis Kutrieb
Der BFC Dynamo ist die dritte Trainerstation für Dennis Kutrieb - in diesem Kalenderjahr. Für den BFC ist Kutrieb der dritte Verantwortliche an der Seitenlinie - in dieser Saison. Nun wollen beide schnell zusammenfinden und die Aufholjagd starten.
Es war der Inbegriff eines Kurzzeit-Engagements, das Dennis Kurtrieb bei Viktoria Berlin absolvierte. Am 15. Juni wurde er als Chef-Trainer der Himmelblauen vorgestellt. Am 19. September wurde die Zusammenarbeit wieder beendet. Am 26. September präsentierte der BFC Dynamo seinen neuen Chef-Trainer: Dennis Kutrieb.
Die Voraussetzungen, dass Klub und Trainer schnell zusammenfinden, sind gut. Denn der 44-Jährige kennt den Verein. Als Spieler ging er in zwei Saisons für den BFC an den Start, kam als Angreifer auf insgesamt 71 Spiele. Die Rückkehr nach Hohenschönhausen macht ihn stolz, wie er sagt: "Ich stehe jeden Morgen mit einem Lächeln auf, was ja nicht selbstverständlich ist. Ich fühle mich sehr wohl." Kutrieb hat beim BFC Dynamo die Nachfolge von Andreas Heraf angetreten, der aus gesundheitlichen Gründen nach sechs Spieltagen aufhören musste.
Die bisherige Bilanz mit Kutrieb an der Seitenlinie fiel allerdings ernüchternd aus: Ein 1:1 gegen Rot-Weiß Erfurt und eine 0:1-Niederlage gegen Altglienicke. Vieles habe schon gut ausgesehen, aber "da muss man Stück für Stück rangehen und nicht alles von rechts auf links drehen", sagt er.
Es war ja auch eine spezielle Situation, die der gebürtige Berliner beim BFC vorfand. In der vorigen Saison verspielte der BFC Dynamo den Aufstieg in die 3. Liga erst im Schlussspurt der Saison. In der neuen Spielzeit wollte der Klub aus Hohenschönhausen einen neuen Versuch starten, allerdings muss die Mannschaft die zahlreichen Wechsel auf dem Trainerstuhl auch erst mal wegstecken. Zählt man noch die vorige Saison hinzu, in der Dirk Kunert auf den plötzlich freigestellten Heiner Backhaus folgte, kommen die Weinroten in nur gut einem Jahr auf fünf Trainer.
Kutrieb versuche nun, eine Situation zu schaffen, in der "die Jungs wirklich merken, okay, jetzt kommt mal ein bisschen Ruhe rein und die können sich jetzt auch Fußball konzentrieren und nicht auf alles drumherum".
Kutrieb selbst blickt zurück auf ein vier Jahre währendes Engagement beim englischen Klub Ebbsfleet United, beheimatet im kleinen Ort Northfleet in der Grafschaft Kent. Kutrieb führte das Team, für das einst auch der spätere englische Nationalcoach Roy Hodgson aufgelaufen war, in die fünftklassige "National League". Dieser Aufstieg im Jahr 2023 war ein beachtlicher Erfolg, denn bis hinunter in die fünfte Ebene ist das englische Ligensystem eingleisig.
Bedeutet auch: Im Gegensatz zu Deutschland, wo es bereits abwärts der 3. Liga mehrgleisig wird, herrschen in England auch weit unten im Ligensystem weitgehend professionelle Bedingungen. "Finanziell ist England noch mal ein ganz andres Pflaster als Deutschland", sagt der 44-Jährige. Als der Erfolg in der 5. Liga nach einem halben Jahr ausblieb, trennten sich die Wege von Ebbsfleet und Kutrieb.
Im Sommer dann das Kurzzeit-Engagement beim FC Viktoria, mit dem er in der 1. Pokalrunde gegen den FC Augsburg für Aufsehen sorgte: Nach der 1:0-Führung gaben die Himmelblauen die Partie erst im zweiten Durchgang aus der Hand und verloren letztlich deutlich mit 1:4.
Während Stadtkonkurrent BFC Dynamo nach der Trennung von Heraf im Spätsommer einen neuen Trainer suchte, ging es plötzlich parallel auch bei Viktoria und Kutrieb ganz schnell: Nach dem 8. Spieltag verließ der Übungsleiter den Klub aus Lichterfelde. "Eigentlich bin ich nach Deutschland zurückgekommen, um meine A-Lizenz zu machen", erzählt Kutrieb. Schon damals habe er auf die Weinroten geschielt: "Als ich nach Berlin zurückgekommen bin, war für mich klar, dass ich am liebsten beim BFC Dynamo Trainer wäre", sagt er.
Er und die Dynamo-Verantwortlichen hielten immer Kontakt, auch während seiner Zeit in England. Durch den regelmäßigen Austausch seien sie irgendwann zu der Erkenntnis gekommen: "Wir können hier etwas Vernünftiges und Interessantes aufbauen. Der Verein möchte erfolgreich sein. Ich möchte erfolgreich sein."
Trainer und Team, das nach der über weite Strecken erfolgreichen Vorsaison im Kern zusammengehalten werden konnte, müssen nun schnell eine Einheit bilden, wenn die Berliner noch realistische Chancen im Kampf um den Spitzenplatz haben wollen. Denn nach dem kniffligen Landespokalspiel bei Lichtenberg 47 am kommenden Samstag (13 Uhr) empfängt der BFC Dynamo in der darauffolgenden Woche den Spitzenreiter 1. FC Lok Leipzig. Die Sachsen sind bisher ungeschlagen und den Berlinern bereits um 13 Punkte enteilt.
Kutrieb sagt in Bezug auf seine Ambitionen beim BFC kämpferisch: "Bei mir soll es nicht in der 4. Liga aufhören. Ich möchte weiter nach oben." Dass ihm der Sprung in die Eingleisigkeit gelingen kann, hat er in England zumindest schon einmal bewiesen.
Beitrag von Shea Westhoff und Antonia Hennigs
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