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Quelle: Imago Images/tennisphoto.de

Interview | 75 Jahre Landessportbund Berlin

"Die Mitglieder sind unsere Basis"

Der Landessportbund Berlin feiert am Dienstag sein 75-jähriges Bestehen. LSB-Präsident Thomas Härtel blickt auf besondere Momente des Berliner Sports, die Mitgliederentwicklung, ein Konzept für nachhaltigen Sport und die Olympiabewerbung.

rbb|24: Herr Härtel, seit 75 Jahren gibt es den Landessportbund Berlin. Wie steht es aktuell um den LSB?

Thomas Härtel: Wir sind in einer sehr guten Verfassung. Wir haben jetzt über 780.000 Mitglieder. Das ist ein Rekordergebnis. So viele hatten wir in unserer Geschichte noch nie. Die Mitglieder sind die Basis unseres Landessportbundes, die sich tagtäglich engagieren, Sport treiben und Sport erleben wollen. Und das ist doch eine gute Botschaft, wenn man eine solche Entwicklung hat.

Mögliche Berliner Olympiabewerbung

La vie en rose im Olympiastadion

In Berlin nimmt eine mögliche Olympiabewerbung Form an. Doch entscheidend wird sein, ob sich die Stadtbewohner hinter der Idee versammeln. Befürworter hoffen, dass die Spiele von Paris mehr Lust gemacht haben. Von Shea Westhoff

Sie haben erst als Vizepräsident und seit 2018 als Präsident vor allem das letzte Jahrzehnt des Landessportbundes mitgeprägt. Was macht Sie besonders stolz?

Es macht uns stolz, dass wir auch in schwierigen Zeiten unsere Mitglieder an den Verband binden können. Dass sich die Vereine tagtäglich darum bemühen, die Mitglieder zu motivieren und auch den Kontakt zu ihnen halten.

Mich macht aber auch stolz, dass wir eine gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Wir haben eine Reihe von Aktivitäten wie Intensivschwimmkurse für Kinder und Jugendliche, die schwimmen lernen müssen und sollen. Wir bilden Menschen mit Fluchterfahrungen zu Übungsleitern aus und bauen damit Brücken im Berliner Sport. Das sind ganz wesentliche Signale. Der Landessportbund ist sehr breit aufgestellt.

Und wenn wir gerade in den letzten Monaten nach Paris schauen: Olympische und Paralympische Spiele, an denen unsere Sportlerinnen und Sportler mit Erfolg teilnehmen konnten.

Chronik

Und wenn Sie auf die Gesamthistorie blicken?

Das ist vor allen Dingen der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung der Stadt. Beide Seiten des Berliner Landessportbundes konnten sich sehr schnell wieder zusammentun. Und das hat gezeigt, dass wir gemeinsam an einem Strang gezogen haben und die Kontakte auch während der Mauerzeiten immer bestehen geblieben sind.

Dieses Miteinander des Sports ist etwas, das ich immer wieder erfahren habe. Der LSB hat Ende der 1980er Jahre und in den 1990ern im Olympiapark ein Familienfest organisiert, das heute nicht mehr wegzudenken ist. Das zeigt, in welcher Breite und Vielfalt wir Aktivitäten entwickelt haben.

Es mussten Infrastrukturmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, die immer noch eine große Herausforderung sind. Die Entwicklung des Olympiaparks und des Sportforums Hohenschönhausen gehen immer weiter.

Während der Corona-Pandemie mussten Sie einen Mitgliederschwund hinnehmen, von dem sich der LSB aber inzwischen mehr als erholt hat. Wie blicken Sie auf die Mitgliederentwicklung?

Die ist eigentlich das größte Geburtstagsgeschenk. Was haben wir denn während der Corona-Zeit vermisst? Natürlich das Sport treiben und erleben, aber besonders das Miteinander und die Gemeinschaft. Dort hat der Sport seine Stärke. Hier können wir gesellschaftlich etwas tun.

Wir haben Vertrauen gewonnen, gerade bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Frauen. Hier haben wir einen sehr starken Mitgliederzuwachs, weil gerade Frauen in der Corona-Pandemie besonders betroffen gewesen sind und nun gemeinsam mit anderen wieder Sport treiben und erleben können.

Berlin hat den Breitensport, aber auch starke Zugpferde. Die Profiklubs haben als Sportmetropole eine Allianz gebildet, um den Sport in der Hauptstadt zu stärken. Wie sehr profitiert Berlin davon?

Wir sind stolz auf unsere Profiklubs und arbeiten eng mit ihnen zusammen. Sie haben eine wesentliche Bedeutung für den Mitgliederzuwachs. Gerade die Teamsportarten, die hier angeboten werden und erfolgreich sind, motivieren junge Menschen, in diese Sportarten einzusteigen. Das erleben wir besonders beim Volleyball, Handball und Basketball – beim Fußball sowieso.

Neben den Profivereinen helfen uns auch die sportlichen Großveranstaltungen. Sie bewegen die Menschen, einen Blick auf den Sport zu werfen. Danach spüren wir immer einen entsprechenden Zuspruch für die verschiedenen Sportarten in unserer Stadt.

Nachdem die Berliner Männerteams zahlreiche Erfolge feiern konnten, streben jetzt auch mehrere Frauenteams an die Spitze. Die Basketballerinnen von Alba sind deutsche Meisterinnen. Die Union-Frauen spielen in der 2. Bundesliga. Und auch die Spreefüxxe, Eisbären Juniors und der BBSC Berlin bekommen mehr Aufmerksamkeit. Mit Blick auf die Hallen- und Stadionproblematik: Wie viele Profiteams kann Berlin?

Angesichts der Erfolge unserer Teams haben wir einen entsprechenden Bedarf. Auch die Frauenteams brauchen angemessene und ausreichende Sporthallen und -flächen. Darum müssen wir uns bemühen. Es fehlt gerade in der mittleren Hallengröße für Handball, Volleyball und Basketball.

Um gerade auch den Frauen-Teamsport entsprechend zu fördern, sind wir in der Diskussion mit der Senatssportverwaltung. Angesichts der Erfolge der Teams erwarten wir, dass wir ein klares Konzept für die Sportentwicklung dieser Stadt haben, um genau diese Entwicklung angemessen zu berücksichtigen und den Anschluss zu halten.

Zuletzt war Berlin Austragungsort für die Special Olympics World Games und die Fußball-Europameisterschaft. Was haben Sie von beiden Großveranstaltungen mitgenommen?

Immer Begeisterung für den Sport. Gerade bei den Special Olympics World Games haben wir gespürt, dass auch der Sport für Menschen mit Behinderungen und unterschiedlichen Einschränkungen stärker in den Fokus gerückt ist. Wir konnten sehr viel mitnehmen. Vor allem in der Frage, wie wir inklusiven Sport in Berlin nachhaltig und wirklich gut anbieten können. Wir bemerken im Behindertensportverband auch entsprechende Zuwächse, weil wir zeigen können, dass man auch das Miteinander durch einen inklusiven Sport wirklich gut fördern kann.

100 Jahre nach "Nazi-Spielen"

Kai Wegner will Olympia in Berlin bereits 2036

1936 fanden in Berlin die Olympischen Spiele statt - eröffnet von Adolf Hitler, mit Vorführungen der Hitler-Jugend, ausgenutzt für Propaganda. Sollte es genau 100 Jahre später wieder Olympia in der Hauptstadt geben? Der Berliner Regierende findet: ja.

In letzter Zeit wird immer wieder über eine Ausrichtung der Olympischen Spiele in Berlin diskutiert. Wann und warum wollen Sie die Spiele nach Berlin holen?

Die Olympischen und Paralympischen Spiele begeistern die Menschen. Oft wird im Vorfeld viel Kritik geübt, aber wenn sie dann stattfinden, sitzen alle vor dem Fernseher oder gehen zu den Veranstaltungen.

Ich habe in Paris erlebt, was die Spiele auslösen können. Das wünsche ich mir auch für Deutschland und Berlin. 2036 und 2040 wären geeignete Zeiträume. Olympische und Paralympische Spiele können ein wesentlicher Schub für die nachhaltige Sportentwicklung unserer Stadt sein. Es geht nicht nur um die Einzelveranstaltung, sondern um sanierte Sporthallen und neue Sporthallen. Mit einer Bewerbung entsteht eine Vision für eine bewegte, sportbegeisterte Stadt.

Die Olympia-Bewerbung steht auf der Wunschliste. Was wünschen Sie sich zum 75. Geburtstag des Landessportbundes außerdem für die Zukunft?

Begeisterte Menschen, eine bewegte Stadt und dass die Politik den Sport ressortübergreifend in den Blick nimmt. Wir zeigen, welchen Beitrag der Sport im Miteinander leisten kann. Dafür finden wir auch immer viel Anerkennung und aus diesem Grund wäre es sehr gut, wenn das seitens der Politik gewürdigt und unterstützt wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.10.2024, 19:30 Uhr

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