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Unions Remis gegen Freiburg
Der 1. FC Union erkämpft sich ein torloses Unentschieden gegen Freiburg und ist mit diesem Ergebnis zufrieden. Die Partie war ein Spiegelbild des Entwicklungsstands nach zehn Ligaspielen unter Bo Svensson. Von Till Oppermann
Nach dem torlosen Remis zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg herrschte Einigkeit. Man sei mit dem Punkt zufrieden, sagten unter anderem Unions Torwart Frederik Rönnow und Freiburgs Trainer Julian Schuster. Fragt man die Statistiker war sowieso schon vor dem Spiel klar, was passieren würde.
Freiburg hat seit über zehn Jahren freitags auswärts nicht mehr gewonnen, Union ist seit fünf Jahren an Freitagen zu Hause ungeschlagen und hat in der Bundesliga noch kein Heimspiel gegen Freiburg verloren. All diese Serien wurden fortgeschrieben. Oder wie es Bo Svensson trocken formulierte: "Am Ende ist es ein Unentschieden." Eines, mit dem Union gut leben kann.
Denn Freiburg lieferte der Bundesliga in der ersten Halbzeit Anschauungsmaterial, wie man das Pressing der Köpenicker überspielen kann.
Gegen die Schwarzwälder hatte Svensson seine Mannschaft im 3-4-3-System aufs Feld geschickt. In vorderster Linie spielten Benedict Hollerbach, Jeong Woo-yeong und Yorbe Vertessen. Gegen den Ball sollten sie mannorientiert tief in der gegnerischen Hälfte Druck auf die Freiburger Dreierkette ausüben, um das Aufbauspiel der Gäste früh zu unterbinden.
Zu Beginn gelang das noch gut. Aber: "Ab der 10. Minute hatten wir keinen Zugriff mehr", analysierte Aljoscha Kemlein. Weil die Freiburger Innenverteidiger immer wieder direkt über die beiden Pressingreihen Richtung Mittelfeld spielten, kam Union vorne selten in die Zweikämpfe. Immer wieder standen die Freiburger an der Mittellinie Eins-gegen-Eins gegen Unions Restverteidigung.
Dass er der laufstärkste Spieler des Abends war, habe auch damit zu gehabt, dass Union in dieser Phase viel hinterherrennen musste, scherzte der junge Kemlein später am DAZN-Mikrofon.
Dass die Eisernen in der ersten Halbzeit kein Gegentor kassierten, verdanken sie einmal mehr ihrem Rückhalt Rönnow. Nachdem Freiburg die ungeordneten Unioner überspielt hatte, wusste sich Rani Khedira nur noch mit einem ungeschickten Foul auf der Strafraumgrenze zu helfen. Den fälligen Strafstoß parierte Rönnow. Anders als vor einer Woche in München gerieten die Eisernen nicht ins Hintertreffen. "Wir sind froh Freddy in unseren Reihen zu haben", lobte Svennson erleichtert.
Zur Pause reagierte er auf die Probleme seiner Feldspieler. Der Trainer beorderte Jeong eine Position zurück ins Mittelfeld. Mit ihm wurden aus den zwei Sechsern Kemlein und Rani Khedira eine Formation mit zwei Achtern und Khedira als Absicherung. In der Folge stand Union besser gestaffelt und geriet seltener unter Druck. Die Umstellung habe es Freiburg sehr schwer gemacht, gab auch SC-Keeper Noah Atubolu zu. "Da haben wir weniger Lösungen gefunden."
Die Worte "Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel", legte Satiriker Jan Böhmermann einst Lukas Podolski in den Mund, um sich über den ehemaligen Nationalspieler lustig zu machen. An Schach erinnerte auch die zweite Halbzeit von Union gegen Freiburg – allerdings an eine Partie zweier Spieler, die möglichst keine Fehler machen wollen.
Dass beide Mannschaften im Schnitt die wenigsten Großchancen zulassen, wurde am Freitag zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Keiner ging ins Risiko. Warum das so war, erklärte der Freiburger Vincenzo Grifo: "Du weißt, wenn Union hier das Tor macht, verteidigen die alles weg, davor hatten wir Respekt."
Respekt hatten auch die Berliner. Aber dazu kommt ihre notorische Schwäche in der Offensive. Die Partie gegen Freiburg war das dritte Pflichtspiel hintereinander, in dem Union kein Tor geschossen hat. Während die Mannschaft gegen den Ball zweifelsfrei zu den besten der Liga gehört, steht sie in ihrer offensiven Entwicklung noch am Anfang.
Im Kern gibt es dafür zwei Gründe, die sich gegenseitig bedingen. Zwar ist zu erkennen, dass Svensson seine Spieler dazu anhält, möglichst direkt zu spielen und konsequent nachzurücken, um zweite Bälle an der Strafraumgrenze zu gewinnen. Aber klare einstudierte Spielzüge und Laufwege – also die viel zitierten Abläufe – sind noch nicht wirklich zu erkennen. Das liegt einerseits daran, dass Svensson noch kein halbes Jahr mit dem Team arbeitet, aber andererseits auch an der fehlenden individuellen Qualität in der Offensive.
Obwohl Svensson bei seiner vorherigen Station in Mainz so gut wie immer auf einen großen und robusten Stürmer setzte, kam Jordan heute erneut erst spät in die Partie. Wer ihn spielen sah, weiß warum. Dem bemühten Mittelstürmer gelang am Ball wenig. Mittlerweile wartet Jordan saisonübergreifend seit 16 Spielen auf ein Tor – das ist zu wenig für einen Bundesligastürmer. Dass seine Konkurrenten Ivan Prtajin und Andrej Ilic es trotzdem noch nicht einmal in den Kader schaffen, spricht Bände über ihre Trainingsleistungen.
"Mehr als ein Unentschieden war deshalb heute nicht drin", schloss Svensson seine Analyse. Hinten gut und vorne ohne Ideen: 0:0 ist derzeit einfach das logische Union-Ergebnis.
Sendung: radioeins vom rbb, 09.11.2024, 9 Uhr
Beitrag von Till Oppermann
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