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Jugendarbeit von Alba Berlin
Seit vielen Jahren investiert Alba Berlin stadtweit in die Jugendarbeit. Doch nirgendwo sonst geschieht das so vielschichtig wie in der Gropiusstadt. Dort geht das Engagement des Basketball-Bundesligisten weit über die Talentsuche hinaus. Von Lukas Witte
In der Sporthalle der Lisa-Tetzner-Grundschule in Gropiusstadt dreht sich dienstags und donnerstags alles um Basketball. Immer wieder geht die Tür auf und das nächste Kind kommt mit strahlendem Gesicht voller Vorfreude auf das Training hinein. Teilweise wird es so voll, dass sogar drei Teams verschiedener Altersklassen sich die Halle teilen müssen.
Mittendrin: Michael Huber. Der Jugendtrainer ist hier Albas Kiezkoordinator. Er kennt hier fast jeden, spricht mit den Eltern, Coaches und den Kids, bevor er selbst das Training einer der älteren Mannschaften übernimmt. "Ich bin jeden Tag im Einsatz, sieben Tage die Woche, immer in unterschiedlichen Funktionen und Umfängen", sagt er. "Es ist mehr als nur eine Arbeit. Es ist eine Leidenschaft geworden, weil man von den Kindern wahnsinnig viel zurückbekommt. Man erlebt jeden Tag in der Halle, wie sie lachen, lächeln und diese Freude, die wir ihnen vermitteln, auch zurückgeben."
Seine Arbeit in der Gropiusstadt ist ein Full-Time-Job. Denn nirgendwo sonst ist das Jugend- und Nachwuchsangebot von Alba Berlin so umfangreich wie im Süden Neuköllns. 14 Coaches sind dort für den Basketball-Bundesligisten im Einsatz. Sie betreuen nicht nur die elf eigenen Vereinsmannschaften am Nachmittag und Abend, sondern gehen tagsüber auch an die vielen kooperierenden Schulen und Kitas, begleiten dort den Unterricht und geben Basketball-AGs. Mehr als 2.600 Kinder werden im Bezirk so jede Woche durch Alba in Bewegung gebracht.
Es ist das Paradebeispiel für die Nachwuchsidee des Klubs: Bereits in den Bildungseinrichtungen sollen die Kinder und Jugendlichen mit dem Angebot in Berührung gebracht werden und so möglicherweise den Weg in eine der Vereinsmannschaften finden.
"Wir sind in dem Sinne ein Leuchtturmprojekt, dass wir ein ganzheitliches Bild von dem zeichnen wollen, was die Kinder den ganzen Tag beschäftigt. (…) Der Sport ist für uns dabei mehr als nur die Perspektive, irgendwann Profi zu werden, sondern Sport hat einen sozialen Background, eine gesundheitliche Komponente und viele weitere verschiedene Aufgaben, die weit über den klassischen Leistungssport hinausgehen", erklärt Huber.
Dass Alba sich gerade in der Gropiusstadt so stark engagiert, hat laut dem Kiezkoordinator verschiedene Gründe. Der Bezirk sei zuvor ein weißer Fleck auf der Basketball-Landkarte gewesen. "Wir sind bewusst dorthin gegangen, wo wir niemandem anderes etwas wegnehmen", so Huber.
Auch der Fakt, dass die Gropiusstadt als sozialer Brennpunkt gilt, spiele eine Rolle. "Natürlich finden wir hier einen sozial sehr anspruchsvollen Raum wieder, wo wir das Gefühl haben, dass die Kinder von allein dieses Angebot nie haben würden, wo es wenig Vereinsstrukturen gibt und es wenig in ihrer Kultur verankert ist, nachmittags und abends noch irgendwo hinzugehen. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, gerade diesen Kindern jede Möglichkeit zu geben", sagt Huber.
Seit einigen Wochen geht das Engagement des Basketball-Klubs deshalb auch noch weiter über den Sport hinaus. Mitten im Kiez, vor dem Gropiushaus an der Lipschitz- und Fritz-Erler-Allee, gegenüber vom Kombibad, hat Alba im Oktober einen eigenen Jugendklub errichtet. "Wir haben gedacht, dass uns ein Angebot fehlt, dass die Lücke zwischen Schule und Vereinstraining schließt", erklärt der Koordinator.
In dem frisch renovierten und modern gestalteten Gebäude erwartet die Jugendlichen viele Freizeitmöglichkeiten. Hier können sie Billard, Kicker und Playstation spielen, aber auch ein mobiler Basketballkorb vor der Tür darf natürlich nicht fehlen. Auch eine Lernzeit, in der es Unterstützung bei den Hausaufgaben gibt, ist Teil des Angebots.
"Viele sind aus bildungsfernen Familien und wir möchten sie gerne unterstützen und einen Raum schaffen, in dem sie sich wohl fühlen, den sie vor allem aber auch selbst mitgestalten können", erklärt Claudia Wolf, Albas fachliche Leiterin für offene Kinder und Jugendarbeit. So soll zum Beispiel bald eine Küche eingebaut werden, weil viele der Kids sich ein Kochangebot gewünscht hätten.
In den ersten Wochen nach der Eröffnung befindet sich der Jugendklub noch in der Testphase. Laut Wolf müsse erst einmal herausgefunden werden, welche Bedürfnisse es gibt und wie viele Kinder tagtäglich vorbeikommen. Doch auch der aktuelle Stand scheint bereits gut anzukommen. "Ich finde cool, dass man hier Basketball spielen kann, ich mit meinen Freunden Playstation spielen kann und dass es auch Getränke gibt. Das ist einfach eine gute Atmosphäre", erklärt der 15-jährige Noah, der mit einigen seiner Freunde ab jetzt regelmäßig vorbeikommen will.
Die Motivation Albas hinter diesem ganzheitlichen Angebot im Brennpunkt sei laut Huber ganz viel soziale Verantwortung und der Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Zugleich weckt der Bundesligist aber auch ein immer stärker wachsendes Interesse am Basketball und der Zulauf an neuen Spielerinnen und Spielern ist groß.
Und natürlich haben Michael Huber und seine Coaches auch immer auch einen Blick auf die Anlagen der Kids. "Wenn hier ein Talent rumläuft, soll es hier dieselben Voraussetzungen haben, wie überall anders auch. Wir arbeiten sehr hart dafür, dass irgendwann eines der Kinder in der Uber-Arena steht und das Euroleague-Trikot von Alba trägt", sagt der Kiezkoordinator.
In der vollen Halle der Lisa-Tetzner-Grundschule scheint der ein oder andere schon auf gutem Weg zu sein. Vielleicht bringt die Gropiusstadt also schon bald den neuen Berliner Basketball-Star von morgen hervor.
Sendung: Der Tag, 20.11.2024, 19:15 Uhr
Beitrag von Lukas Witte
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