Vor Partie gegen Ulm
Gegen den Aufsteiger vom SSV Ulm muss Hertha beweisen, dass die beiden Pleiten vor der Länderspielpause nur eine Leistungsdelle gewesen sind. Trainer Cristian Fiél lässt ein Comeback Reeses offen.
Nach jahrelangen sportlichen Rückschlägen und erheblichen finanziellen Problemen meldete sich der SSV Ulm im Sommer nach 23 Jahren wieder zurück in der 2. Bundesliga. Der einstige Bundesligist (1999/2000) durchlebte unter anderem zwei Insolvenzen und den tiefen Absturz in die Verbandsliga.
In Liga zwei sind die Schwaben nun Vorletzter – trotzdem beweist das Team von Thomas Wörle regelmäßig in Form von starken Abwehrleistungen, dass es durchaus konkurrenzfähig ist. Lediglich 13 Gegentreffer bedeuten die ligaweit zweitbeste Defensive – Hertha fing bereits 20 Tore.
Aber: "Es fehlt das Quäntchen Glück", sagt Uwe Grimm vom Fanklub "Spatzenpower93". Zum Beispiel: Das 0:1 gegen den Karlsruher SC fiel in der vierten Minute der Nachspielzeit, immerhin liegt die Niederlage bereits einen Monat zurück, seither gab es drei Unentschieden.
Zudem vermisst Grimm "einen Knipser, der vorne einen rein haut". Der vormalige Toptorschütze Leo Scienca wechselte im Sommer in die Bundesliga zum 1. FC Heidenheim. Für Grimm wirkt die gesamte Offensivarbeit bemüht, aber wenig effizient – so, als wollte das Team "den Ball ins Tor tragen".
"Maurice Krattenmacher ist gerade gut drauf", sagt Grimm. Der 19-jährige offensive Mittelfeldspieler kam im Sommer leihweise vom FC Bayern München. Unter Trainer Wörle ist der gebürtige Oberbayer gesetzt, spielt selbstbewusst - und sorgte für eine statistische Besonderheit: Die Ulmer konnten bislang nur gewinnen, wenn Krattenmacher an mindestens einem Tor beteiligt war.
Das Donaustadion bleibt das Ulmer Sorgenkind. Nachdem vor dem Saisonstart vom Gemeinderat noch die nötigen, kurzfristigen Umbau-Maßnahmen wie der Einbau einer Rasenheizung beschlossen wurden, ist die teilweise fehlende Überdachung nach wie vor Thema. Die DFL erteilte dem SSV dafür eine Ausnahmegenehmigung. Nun muss die Stadt Ulm als Inhaberin des Donaustadions aktiv werden, denn auch in der 2. Liga müssen eigentlich alle Plätze überdacht sein. Grimm findet: "Die Stadt hängt ein bisschen hinterher."
Cristian Fiél (Hertha BSC) über das Trainings-Comeback Fabian Reeses: "Wir haben ihn aus den kleinen Formen, wo es richtig zur Sache ging, noch rausgelassen. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren."
Zwei Pleiten in Folge, Platz elf. Aber so trist, wie sie klingt, ist die sportliche Realität gar nicht. Nur vier Punkte trennen Hertha von einem Aufstiegsplatz, fünf Punkte von Platz eins. Sollten die Berliner das Heimspiel gegen Abstiegskandidat Ulm allerdings verlieren - im Westend wäre just nach der Aufbruchsstimmung mit dem neu gewählten Präsidenten Fabian Drescher die Stimmung wieder am Boden.
Vor der Partie richten sich die Blicke nun auch auf die Personalie Fabian Reese. Herthas Dribbelkünstler und Führungsspieler ist am Dienstag nach viermonatiger Verletzungspause ins Mannschaftstraining zurückgekehrt.
Ein Comeback für die Partie gegen Ulm bleibt offen. "Ich bin jeden Tag im Austausch mit ihm. Auch morgen nochmal. Dann werden wir gucken für Samstag", sagte Trainer Cristian Fiél am Donnerstag im Rahmen der Spieltagskonferenz. Mehr als eine Einwechslung erscheint jedoch unrealistisch.
Ibrahim Maza, der in der Länderspielpause verletzungsbedingt nicht zum algerischen Team reiste, dürfte für die Aufgabe gegen Ulm wieder fit sein. Auch wieder einsatzbereit sind der wochenlang ausgefallene Abwehrspieler Linus Gechter sowie Mittelfeldmann Diego Demme.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Zeefuik, Bouchalakis, Klemens, Kenny – Maza, Sessa, Cuisance – Scherhant, Niederlechner, Thorsteinsson
Der Tipp des Gegner-Experten: "Wir sind in Lauerstellung", sagt Grimm. "Es muss irgendwann mal besser werden." Doch der große Befreiungsschlag bleibt im Olympiastadion noch aus, glaubt er, und tippt: 1:1.
Der Redaktions-Tipp: Hertha kriegt gegen Ulm wieder die Kurve und bezwingt den Aufsteiger 3:1.
Sendung: DER TAG, 21.11.2024, 19:15 Uhr
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