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Quelle: picture alliance / Andreas Franke | Andreas Franke

Sicherheit im Amateurfußball

Wenn Fantrennung die Kreisliga erreicht

Präventive Sicherheitsmaßnahmen sind längst im Amateurfußball angekommen. Welche Ausmaße das annehmen kann, zeigt der Fall eines Vereins mit aktiver Fanszene in der Kreisliga Havelland. Von Fabian Friedmann

Die Kulisse war beachtlich, wobei das Spiel nicht die sportlichen Erwartungen erfüllen konnte. Torlos trennten sich am 10. November 2024 Verfolger Germania 90 Berge und Tabellenführer Bredower SV vor 500 Zuschauern auf dem Sportplatz am Behnitzer Weg. Außergewöhnlich für das Spitzenspiel der Kreisliga Havelland war aber das Vorgehen abseits des Platzes: Die Partie fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Vom Heimverein hatte die Polizei vorab ein präventives Sicherheitskonzept gefordert. Es mussten separate Eingänge für Gästefans und Spieler eingerichtet werden, der Gästeblock wurde durch einen Zaun abgrenzt, außerdem wurden Dixi-Toiletten und ein eigener Ausschank für den Gästebereich benötigt. Zusätzlich war die Polizei vor Ort – für ein Spiel der 10. Liga. "Wir waren überrascht, als die Polizei auf uns zukam", sagt Daniel Kuhnt, Germanias Sportdirektor. Kuhnt sei davon überzeugt gewesen, dass sein Verein genügend für die Sicherheit tue. Selbst nach den Gesprächen mit dem Verein beharrte die Polizei aber auf den erweiterten Sicherheitsmaßnahmen.

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Aktive Fanszene in der Kreisliga

Um zu verstehen, warum genau dieser Klub von Auflagen betroffen war, die sonst eher ab der Regionalliga aufwärts angewandt werden, muss man das Umfeld des Vereins genauer betrachten. Germania verfügt über eine aktive Fanszene. Bei Auswärtsfahrten begleiten den Klub teilweise bis zu 80 Personen, ausgerüstet mit Bannern und Fahnen, aber auch so manche Pyrotechnik wurde schon gezündet. Der Verein aus der Nähe von Nauen ist sich seiner Fanszene bewusst und stellt auf Auswärtsfahrten zusätzlich eigene Ordner. Doch nicht immer reicht das aus.

Für den Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) ist Germania 90 Berge kein unbeschriebenes Blatt. "Es wurde offenbar seitens der Polizei mit Störaktionen gerechnet, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu Vorfällen kam", sagt Ronny Beyer, zuständig für die Gewaltprävention beim FLB. Denn: "Die Spiele werden eingestuft auf den Erfahrungswerten der letzten Begegnungen."

Grüne, gelbe oder rote Partie?

"Einstufung" bezieht sich auf die Sicherheitsrichtlinien des FLB. Dort werden Spiele als grün (ohne Einschränkungen), gelb (störanfällig) oder rot (Spiele mit erhöhtem Risiko) bewertet. Das Spiel in Berge sei mit gelb eingestuft worden. Doch wurde die Polizei hier aus eigenem Antrieb aktiv?

Laut Germania-Sportdirektor Kuhnt gab es dort eine Anfrage des Gästevereins aus Bredow, das Spiel mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen durchführen zu lassen. Dieser Bitte kam die örtliche Polizei nach. Der Fußballkreis Havelland wurde daraufhin in Kenntnis gesetzt. Wichtig: Seit dieser Spielzeit können die Vereine selbst bestimmen, ob sie bei einem Spiel eine höhere Sicherheits-Einstufung vornehmen möchten. "Die Vereine sind jetzt deutlich handlungsfähiger", sagt Ronny Beyer, wobei er in diesem Zusammenhang vor allem die Heimvereine meint. Der Gast aus Bredow wählte für sein Anliegen den direkten Weg über die Polizei.

Sicherheitskosten von Privatpersonen übernommen

Die Kosten von circa 1.000 Euro für dieses präventive Sicherheitskonzept musste der Heimverein allein aufbringen, da er für die Sicherheit bei den Spielen zuständig ist. Bei Germania 90 Berge sprangen Privatpersonen ein, da der Verein selbst nicht über die notwendigen Mittel verfügte. "Das Geld bekommen wir nicht wieder", sagt Daniel Kuhnt. Der durchblicken lässt, dass er die Bitte des Bredower SV nach wie vor für überzogen hält. Immerhin bekam man durch den Ausschank im Gästebereich einen Teil des Geldes wieder.

Ronny Beyer vom FLB erklärt, dass solche präventiven Sicherheitsmaßnahmen die absolute Ausnahme im Brandenburger Amateurfußball darstellen. Im Fall von Germania 90 Berge sei wohl aufgrund einiger Vorfälle in der Vergangenheit das Maß voll gewesen. Zumal das Spiel gegen Bredow aufgrund der Tabellensituation eine gewisse Brisanz besaß – und eine Vorgeschichte. Das Rückspiel der Saison 2023/2024 wurde abgebrochen, weil Germania-Kapitän Leon Raue nach einer Roten Karte den Platz nicht verlassen wollte. Probleme mit Zuschauern soll es damals aber nicht gegeben haben.

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Kritik an verschärften Sicherheitsrichtlinien

Erst im Juli 2024 hatte der Fußball-Verband Brandenburg seine Sicherheitsrichtlinien generell für die Landesebene verschärft. Grund dafür waren die vermehrten Sicherheitsprobleme und Spielabbrüche in der Saison 2022/23. Durch Ordnerschulungen und konsequentere Blocktrennung konnten jene Zahlen in der abgelaufenen Saison zwar abgeschwächt werden – die Grundproblematik blieb aber bestehen. Der FLB beschloss daraufhin eine strikte Fantrennung bei allen Spielen, feste Zäune und separate Zugänge für Gäste- und Heimfans. Die Regeln sollten aber erst ab der Landesklasse (8. Liga) aufwärts gelten.

Nach großer Kritik von den Vereinen an den Änderungen ruderte der Verband zurück. Patrick Paulick, Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheit, betonte damals im Gespräch mit rbb|24, dass die Bestimmungen eher als Empfehlungen gedacht gewesen seien, zumal dem FLB bewusst war, dass viele Vereine mit älteren Sportanlagen diese Richtlinien kaum erfüllen könnten, ohne enorme Investitionen zu tätigen.

Seitdem bekommt Ronny Beyer vermehrt Anfragen von kleineren Brandenburger Klubs, vor allem bezüglich Ordner-Schulungen, Sicherheit bei Spielen und der Umgang mit Schiedsrichtern. Der FLB geht dann zu den Vereinen und schult entsprechend. "Seitdem haben wir auch rückläufige Zahlen", sagt er.

Dass aber in Einzelfällen dennoch auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen bestanden wird, manchmal sogar auf Kreisebene, zeigt das Beispiel von Germania 90 Berge, wobei man sich laut Kuhnt im Vorfeld bessere Absprachen mit dem Fußballkreis gewünscht hätte – und nicht nur mit der Polizei.

Situation in Berlin: Erhöhte Gefahrenlage bei Makkabi

Aber wie ist die Situation im benachbarten Berlin? Dort wird der Amateurfußball häufiger mit der Gewaltproblematik in Verbindung gebracht. Im Jahr 2023 waren Polizeibeamte bei 70 Amateurspielen im Einsatz, für 2024 sind es bislang 39 Partien, erklärt die Polizei Berlin auf Anfrage von rbb|24. Aber: "Mir ist aktuell kein Fall einer roten oder gelben Sicherheitseinstufung im Berliner Amateurfußball bekannt", sagt Janosch Franke, Pressesprecher des Berliner Fußballverbandes.

Die Ausnahme: TuS Makkabi Berlin. Seit dem 7. Oktober 2023 und dem Überfall der Hamas herrscht bei Spielen des deutsch-jüdischen Vereins eine abstrakte Gefährdungssituation. Spätestens seit einem mutmaßlichen antisemitischen Übergriff bei einem Makkabi-Jugendspiel ist sie real geworden. Deshalb zeigt die Polizei Berlin bei Spielen des Vereins immer wieder Präsenz. Grundsätzlich stehe man mit dem Verein im engen Austausch und bewerte die Lage und mögliche Maßnahmen aber immer wieder neu, so die Polizei Berlin.

Obwohl Berliner und Brandenburger Fußballverband eine im Detail unterschiedliche Bewertung von Sicherheitsmaßnahmen bei Amateurspielen haben, so bleibt doch festzuhalten, dass eine Sensibilisierung für Gewaltprävention auf allen Ebenen, auch bei der Polizei, stattgefunden hat. Wobei die Mehrkosten für Sicherheit am Ende die Vereine tragen müssen. Für einen Kreisligisten ein durchaus problematisches Szenario.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2024, 11:15 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

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