Erste Heimniederlage der Saison
Union Berlin kann noch treffen - und muss sich in der Fußball-Bundesliga dennoch erstmals in dieser Saison zuhause geschlagen geben. Ein Treffer von Wooyeong Jeong nach 322 torlosen Minuten reichte beim 1:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen nicht.
Der 1. FC Union Berlin hat am Samstagnachmittag mit 1:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen verloren. Damit kassierten die Eisernen am 12. Spieltag der Fußball-Bundesliga ihre erste Heimniederlage der laufenden Saison. Jeremie Frimpong hatte die Gäste bereits nach zwei Minuten in Führung gebracht, Wooyeong Jeong für Unions umjubelten Ausgleich nach langer Torflaute gesorgt (29.). Doch Patrik Schick entschied das Spiel gegen leidenschaftlich kämpfende Köpenicker in der zweiten Hälfte zugunsten des Meisters aus dem Rheinland (71.).
Der Start in die Partie misslang dem 1. FC Union vollends - und das, weil die Köpenicker ausgerechnet das schlecht machten, was sie eigentlich so gut können: verteidigen. Ein langer Ball von Jonathan Tah sorgte für Konfusion in der Köpenicker Defensive, Alejandro Grimaldo eilte davon und Frimpong schob von der Strafraumkante freistehend 1:0 für Leverkusen ein (2.). Die Unioner mit komplett neuformierter Offensive (Jeong, Benedict Hollerbach und Tim Skarke starteten) waren in der Folge gewohnt bemüht, aber auch gewohnt ungefährlich. Zunächst zumindest. Bis in der 29. Minute Jeong - kurz zuvor mit einem Weitschüsschen bereits verantwortlich für den ersten Abschluss überhaupt - nach furioser Solo-Einlage von Hollerbach den Torbann brach und aus fünf Metern zum 1:1 traf.
Die nimmermüde Beharrlichkeit der Köpenicker, die sich Stück für Stück mehr Spielanteile - im wahrsten Wortsinne - erarbeitet hatten, wurde damit belohnt. Danach verlegte sich das Team von Bo Svensson auf das, was (die zweite Minute an diesem Nachmittag mal ausgenommen) seine Kernkompetenz ist: Es verteidigte stabil, aber zunehmend tiefer. Denn Leverkusen drängte, agierte dabei jedoch zu oft zu ungenau. Dann brachten die Rheinländer Topstar Florian Wirtz und der eine punktgenaue Flanke auf Stürmer Schick, der mit der Brust - ein Armeinsatz wurde vom Video-Schiri gecheckt - das 2:1 erzielte (71.). Dieses Mal kamen die Eisernen nicht mehr zurück.
Nein, es war keines der großen und glanzvollen Spiele des Florian Wirtz. Der 21-Jährige spielte – in den anstrengenden Champions-League-Wochen für die Leverkusener – nicht einmal von Anfang an. Nach 58 Minuten erst schickte Bayer-Coach Xabi Alonso seinen Starspieler aufs Feld. Und doch war er es, der im entscheidenden Moment den Unterschied machte.
Denn eine knappe Viertelstunde später flankte Wirtz so zielsicher auf Schick, dass der – ohnehin seit Wochen im Torlauf – den Ball (fast) mühelos mit der Brust ins Tor drückte. Dass Wirtz Spiele entscheiden kann? Nicht neu. Dass er es beizeiten flankend erledigt? Ebenso bekannt. Es war bereits das vierte Mal in dieser Saison, dass der deutsche Nationalspieler auf diese Weise ein Tor auflegte – und damit zählt er auch in dieser Wertung zu den Besten der Liga.
Der 1. FC Union kann es doch noch. Also, Tore schießen. Und wie. 322 jubellose Minuten ihres Teams hatten die Fans der Köpenicker – wie gewohnt ohne Murren – ertragen. Auch gegen B04 sah es zunächst nicht so aus, als würden sie erlöst. Die neue Sturm-Reihe verdiente sich ein weiteres mal Bestnoten in der Disziplin 'Ackern', aber eben auch nur in der.
Bis Benedict Hollerbach lossprintete – und zwar so, als hätte er beim alpinen Wintersport, der an den Wochenenden wieder rauf und runter im TV läuft, ganz (!) genau hingeschaut. Wie Felix Neureuther in seinen besten Tagen an den Slalomstangen schmiegte er sich an den Gegnern vorbei. Und fand dann in der Mitte noch passgenau Jeong, der sich, seine Mitspieler und die Zuschauer daran erinnerte, wie schön es doch ist, Tore zu schießen.
Benedict Hollerbach (Union Berlin): "Das Tor war extrem wichtig. Ich will natürlich in jedem Spiel ein Tor schießen oder eine Vorlage machen. Das ist auch sehr wichtig für dein Selbstbewusstsein. Du hast direkt gemerkt, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht. Wenn es dann bei uns richtig laut wird, geht der Adrenalin-Pegel nach oben. Dafür spiele ich Fußball und dafür trainiere ich jeden Tag. (...) Die Niederlage ist bitter, weil es knapp und mehr drin war. Aber man muss schon sagen, dass es Leverkusen einfach sehr gut gemacht hat mit viel individueller Qualität. Mit ein bisschen mehr Spielglück können wir heute was mitnehmen, aber irgendwo geht das Ergebnis wahrscheinlich schon auch in Ordnung."
Bo Svensson (Union Berlin): "Ich fand, dass wir eine gute, teilweise eine sehr gute Leistung abgerufen haben gegen eine Top-Mannschaft. Wir sind mit einem Fehler sehr schlecht ins Spiel gestartet, machen trotzdem weiter, erzielen den Ausgleich und haben dann sehr, sehr wenig zugelassen gegen diese Top-Offensive. Durch eine Einzelaktion in der zweiten Halbzeit verlieren wir dann leider das Spiel. Aber ich muss sagen, dass ich es heute genossen habe, meine Mannschaft auf dem Platz zu sehen. Das war in vielen Bereichen so, wie wir auftreten müssen."
Patrik Schick (Bayer Leverkusen): "Es war ein sehr, sehr schwieriges Spiel heute - ich habe viel mitbekommen von den Verteidigern. Aber wir wussten, dass es genau so wird. Das ist immer so hier in Berlin. (...) Bei mir funktioniert es momentan sehr, sehr gut. Ich habe aber auch wieder eine sehr, sehr gute Flanke bekommen von Florian [Wirtz, Anm. d. Red.]. Die Verbindung zwischen uns in den letzten Spielen ist super."
Sendung: rbb UM6, 30.11.2024, 18 Uhr
Beitrag von Johannes Mohren
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