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Herthas Präsidentschaftskandidat Uwe Dinnebier
Bei der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 17. November steht vor allem eines auf der Tagesordnung: Die Wahl eines neuen Vereins-Präsidenten. Kandidat Uwe Dinnebier rechnet sich geringe Chancen aus, sieht den Favoriten dafür umso kritischer.
Hört man Uwe Dinnebier im "Haupstadtderby"-Podcast des rbb24 Inforadios reden, könnte man seine Anwärterschaft auf das Präsidentenamt bei Fußball-Zweitligist Hertha BSC schnell unter folgendes Motto stellen: Keine Chance, aber die will er nutzen.
Dinnebier, 61, weiß, dass der kommissarische Präsident Fabian Drescher die besten Chancen hat bei der Wahl zum Vereinspräsidenten am 17. November, weil dieser "ganz klar eine Gruppe hinter sich" habe. Und weil bei Mitgliederversammlungen "normalerweise zweieinhalbtausend Leute" anwesend seien, obwohl der Verein inzwischen auf über 55 Tausend Mitglieder angewachsen ist. "Deshalb", so Dinnebier, "kann es sein, dass relativ einseitig gewählt wird."
Dabei gäbe es viel zu tun bei der Hertha, die er vor den wichtigsten Jahren der letzten Jahrzehnte wähnt. Vor allem wirtschaftlich, wobei die Wahl Fabian Dreschers einer "Tragödie" gleich käme, findet Dinnebier: "Weil Fabian ist soweit weg von unternehmerischem Denken, wie man nur weg sein kann. Er hat in acht Jahren (als Mitglied des Präsidiums, Anm. d. Red.) gezeigt, dass er es einfach nicht kann. Er hat ein Jahr als Interimspräsident Zeit gehabt, zu zeigen, was er bewegen kann und es ist dramatisch, was dabei herausgekommen ist."
Eine Zustandsbeschreibung, die zuvor auch schon Stepan Timoshin, Mitbewerber für das Präsidentenamt, bei seinem Besuch im "Hauptstadtderby" vorgebracht hat. Und tatsächlich sieht der Status quo nicht sonderlich gut aus für die Hertha. Der Klub verfügt inzwischen über ein negatives Eigenkapital, hatte im Sommer massive Probleme, die Lizenz für die zweite Fußball-Bundesliga zu erhalten.
Auch, weil über allem eine 40 Millionen schwere Anleihe schwebt, die erst im letzten Moment verlängert werden konnte, allerdings zu einem erhöhten Zinssatz. Dazu kommen die jüngsten Bilanz-Meldungen, die mit 33 Millionen Euro Verlust deutlich höher liegen als prognostiziert. Dazu sagt Dinnebier: "Entweder bin ich glaubwürdig und kann rechnen - oder ich bin nicht geschäftsfähig."
Für Dinnebier ist klar, dass der Weg raus aus der Misere nur über einen neuen Gesellschafter führt, der den bisherigen Hauptanteilseigner "777" ablöst. Und, so Dinnebier, "ich führe sehr, sehr zielführende Gespräche in dieser Richtung". Über einen Gesellschafter, der bereit wäre, nicht nur das negative Eigenkapital auszugleichen, sondern der zudem in der Lage sei, falsche Sparmaßnahmen, etwa bei der Jugendarbeit, zurückzunehmen. Kürzungen bei Nachbetreuung der Kinder, bei Busfahrten und gutem Essen seien nicht hinnehmbar. Der unter dem verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein propagierte "Berliner Weg" sei richtig, "aber dann darf ich so eine wichtige Säule wie den Nachwuchs nicht so demontieren."
Interessant dabei ist, dass Dinnebier im "Hauptstadtderby"-Podcast offenlegt, dass "vor zweieinhalb Jahren eigentlich eine Doppelspitze Dinnebier/Bernstein entstehen" sollte. Immerhin, so Dinnebier in Richtung der Hertha-Mitglieder: "Was ihr bei Kay gefunden habt, das werdet ihr vom Herzen bei mir auch bekommen."
Dennoch setzt Autohaus-Besitzer Dinnebier, gebürtig aus dem brandenburgischen Bad Wilsnack, beim Werben um das Vertrauen der Hertha-Mitglieder vor allem auf seine unternehmerische Kompetenz. Dabei ist er auch mit dem aktuellen, sportlichen Ertrag nicht zufrieden.
Man sei aus der ersten Liga abgestiegen und habe anschließend auch in der zweiten Liga lediglich Mittelmaß erreicht und somit nicht das, "was wir geplant hatten. Wir sind vom Willen her nicht so, dass wir sagen, wir wollen unbedingt aufsteigen. Unsere Substanz bricht weg. Man ist ideenlos."
Hört man Uwe Dinnebier reden, scheint das wesentlich schlimmer, als chancenlos zu sein.
Sendung: rbb24 Inforadio, 4.11.2024, 11 Uhr
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Beitrag von Ilja Behnisch
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