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Mögliche Bewerbung
Geht es nach der aktuellen Landesregierung, bewirbt sich Berlin um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2036 oder 2040. Welche Kosten dabei auf die Stadt zukämen und welche Hürden zu nehmen wären. Von Ilja Behnisch
Die noch amtierende Bundesregierung hat sich während der Olympischen Spiele von Paris im Sommer 2024 zu einer deutschen Olympiabewerbung bekannt. Auch der Wille des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sich für die Sommerspiele 2036 und/oder 2040 zu bewerben, gilt als gesichert. Von den möglichen deutschen Bewerberstätten verfügen nur München und Berlin über Olympiastadien. Dass in einer weiteren Stadt ein neues gebaut wird, gilt als sehr unwahrscheinlich.
World Athletics, der Dachverband aller nationalen Leichtathletik-Verbände, führt das Berliner Olympiastadion dabei in einer Liste der bedeutendsten Stadien weltweit auf Rang eins. Zudem dürfte die internationale Strahlkraft Berlins größer sein als die Münchens. Allerdings könnte die Stimmung innerhalb der Bevölkerung für die bayrische Landeshauptstadt sprechen.
Neben München gibt es Interesse aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet, Hamburg und Leipzig. Auch wegen des fehlenden Olympiastadions sehen sich die beiden letztgenannten aber womöglich eher als Anhängsel einer Bewerbung von Berlin oder München. So könnten die Tennis-Wettbewerbe auch am Hamburger Rothenbaum gespielt werden. Oder Kanu-Slalom im Kanupark Markkleeberg, nahe Leipzig. Ebenfalls denkbar ist, dass Reitsport-Veranstaltungen auf dem Gelände des weltberühmten CHIO (Concours Hippique International Officiel) in Aachen stattfinden; ganz gleich ob Berlin oder München den Zuschlag erhält.
Die Opposition im Abgeordnetenhaus blickt vor allem auf die Kosten und den Zustand der Berliner Sportstätten. So sagt Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, in der rbb-Doku "Kann Berlin Olympia?" [rbb-online.de]": "Der Sport in Berlin hat ganz andere Probleme, die man mit Olympia gerade nicht lösen kann."
55 Sportstätten und acht Schwimmbäder liegen derzeit brach in Berlin, viele weitere sind nur eingeschränkt nutzbar oder stark renovierungsbedürftig. Gegenstimmen wiederum argumentieren, Olympische Spiele hätten einen Sogeffekt. So sagt Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbundes Berlin: "Wird eine Halle schneller saniert, wenn wir uns nicht bewerben? Ich glaube da nicht dran. Ich glaube, wenn wir uns bewerben, können wir ganz neue Ressourcen gewinnen."
Auch Uwe Hiksch vom Berliner Landesverband der Naturfreunde Deutschlands sagt zu möglichen Spielen in Berlin: "Zu teuer, nicht nachhaltig, kaum Wirkung auf den Breitensport."
Die Zeit der Volksabstimmungen soll vorbei sein. Stattdessen setzt man auf Dialogforen. Eine erste Runde dieses öffentlich Austauschs hat Ende 2023 bereits in mehreren Städten stattgefunden. Während in Berlin immerhin knapp 600 Personen am Dialog teilnahmen, waren in Hamburg allerdings nur rund 80 Interessierte dabei. Nach Angaben des DOSB sollen sich allerdings schon fünf Millionen Menschen am digitalen Dialog beteiligt haben. "Eine Bewerbung an der Gesellschaft vorbei macht keinen Sinn", sagte Stefan Brause, Leiter der Stabsstelle Olympia-Bewerbung des DOSB, Ende November 2023 in Berlin. Jedoch sei eine überwiegende Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung, so Brause.
Zunächst wird am 7. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Saarbrücken darüber befunden, ob der Verband in den sogenannten "Continuous Dialogue" mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geht, der letztlich über die Olympia-Vergabe entscheidet. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist der Vergabe-Prozess des IOC dynamischer geworden. Das heißt, es werden nicht mehr strikt Kriterien eingefordert, die unbedingt zu erfüllen sind, sondern Bewerbungen begleitet, die ganz individuell an die jeweiligen Bewerber-Städte angepasst sind. Welche Bewerberstadt der DOSB letztlich tatsächlich ins Rennen schickt, wird dann wiederum auf der Mitgliederversammlung im Dezember 2025 entschieden.
Schwer zu sagen. Als Vergleichsgröße: Die Spiele in Paris haben rund 9,5 Milliarden Euro gekostet. Davon konnte rund die Hälfte refinanziert werden. Durch ein sogenanntes Durchführungsgeld, das der IOC ausschüttet, durch Eintrittskarten und Sponsoren-Einnahmen. Der Rest wurde aus Steuergeldern bestritten. Da Berlin im Rahmen einer nationalen Bewerbung an den Start gehen würde, würde sich jedoch auch der Bund beteiligen. Wie hoch eine solche Beteiligung genau ausfallen würde, ist angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen allerdings ungewiss.
Rund 70 Prozent aller für Olympische Spiele notwendigen Sportstätten seien in Berlin bereits vorhanden, sagt der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). So könnte der dann renovierte Jahnsportpark für den Hockey-Wettbewerb genutzt werden, die Max-Schmeling-Halle für den Boxsport. Mit dem Tennis-Stadion im Grunewald, der Regatta-Strecke Grünau, dem Velodrom, der Sprung- und Schwimmhalle an der Landsberger Allee und dem Golfplatz Bad Saarow wären weitere Anlagen bereits vorhanden, wenn zum Teil auch renovierungsbedürftig. Schätzungen gehen dabei von anstehenden Kosten in dreistelliger Millionenhöhe aus. Eine entscheidende Rolle könnte auch die Uber-Arena spielen, Heimstätte von Alba Berlin und den Eisbären Berlin. Allerdings ist diese nicht in städtischem Besitz und müsste gemietet werden.
Für weitere Sportarten könnten, so wie 2024 in Paris, temporäre Sportstätten an bekannten Plätzen der Stadt entstehen. Zum Beispiel Beachvolleyball vor dem Brandenburger Tor oder Skateboard- und BMX-Parcours auf dem Tempelhofer Feld.
Sendung: Wir wollen reden, 26.11.2024, 20:15 Uhr
Beitrag von Ilja Behnisch
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