Volleyball
Acht Spiele, acht Siege lautet der perfekte Bundesliga-Start der BR Volleys. Am Dienstag starten sie gegen Ljubljana in die Champions League - mit Träumen vom Final Four, einem Leader als Libero und einem guten Omen. Von Jakob Lobach
Die Dominanz der BR Volleys auf nationalem Parkett kulminiert in diesen Tagen in einer einzigen Zahl: der Acht. Acht Jahre in Folge gewannen die Berliner Volleyballer zuletzt die Deutsche Meisterschaft, acht Ligaspiele absolvierten sie diese Saison bis dato, acht Siege fuhren sie dabei ein. Und dreht man die 8 um 90 Grad in die Waagerechte, symbolisiert das treffend, dass mit Blick auf die Dominanz in Deutschland kein Ende in Sicht ist.
Schließlich beweisen die Volleys bislang in dieser Saison einmal mehr mit Nachdruck ihre Dominanz: Den 24 Satzgewinnen, die man für besagte acht Siege braucht, stehen nur zwei verlorene Abschnitte gegenüber. Da passt es – zumindest auf den ersten Blick – kaum ins Bild, dass Geschäftsführer Kaweh Niroomand im Gespräch mit dem rbb sagt: "Wir sind noch weit von unserer Bestform entfernt." Eigentlich aber passt dieser Satz perfekt ins Bild: Selbst ohne Bestform sind die BR Volleys aktuell schlichtweg zu stark für ihre nationale Konkurrenz.
Da trifft es sich gut, dass ab dieser Woche auf internationalem Parkett neue Herausforderungen warten. Mit einem Heimspiel gegen Volley Ljubljana starten die BR Volleys am Dienstag (19:30 Uhr) in die neue Champions-League-Saison. Dort ist anstelle der Acht die Vier aktuell die Zahl der Stunde. Viermal in Serie erreichten die Berliner in der Champions League zuletzt das Viertelfinale. Diese Saison würden sie gerne einen Schritt weitergehen – ins wiedereingeführte Final Four.
Während die dritte Teilnahme am besagten Finalturnier der besten Vier erwünscht ist, sind die Erwartungen von Niroomand an seine Mannschaft etwas niedriger angesetzt. "Das Minimalziel ist, erneut unter die ersten Acht zu kommen", sagt er. Dies in den vergangenen Jahren stets geschafft zu haben, sei "für eine deutsche Mannschaft schon ein großer Erfolg."
Schließlich ging der Titel zuletzt stets nach Italien oder Polen – zwei Top-Adressen im europäischen Volleyball, die mit Jastrzębski Węgiel und Sir Perugia auch diese Saison die aussichtsreichsten Titelkandidaten unter den 20 Champions-League-Teams stellen. "Auch die Franzosen darf man nicht unterschätzen", sagt Niroomand.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man die BR Volleys ebenfalls keinesfalls unterschätzen sollte. Warum erklärt Libero Kyle Dagostino: "Wir haben ein sehr starkes Team mit viel Erfahrung, sind aber trotzdem hungrig." Im Sommer wechselte der 29-Jährige aus Frankreich nach Berlin. Seine neue sportliche Heimat, die Max-Schmeling-Halle, kannte er da bereits. Knapp vier Jahre ist es her, dass Dagostino in der Champions League zu Gast war – ausgerechnet mit Ljubljana. "Das Spiel am Dienstag wird also ein bisschen merkwürdig für mich", sagt er, "ich habe viele Freunde auf der anderen Seite des Netzes und der Assistenztrainer war in meiner ersten Saison noch der Kapitän."
Dagostino ist einer dieser hungrigen, aber dennoch bereits erfahrenen Spieler in Reihen der Volleys. So kann er auch die Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen Bundesliga und Champions League gut einschätzen. Dass die Bundesliga seine Mannschaft nur gelegentlich wirklich herausfordere, würde er so nicht unterschreiben, sagt er. "Wir haben eine riesige Zielscheibe auf dem Rücken. Unsere Gegner spielen immer am Maximum und warten nur darauf, dass wir das irgendwann mal nicht tun."
Dass die Champions League dennoch ein ganz anderes Kaliber ist, das die Volleys auf ganz andere Art fordern wird, ist dennoch schon vor ihrem Start klar. Während die Volleys national auch strukturell und finanziell einsame Spitze sind, ist zumindest Letzteres in der europäischen Beletage nicht so. "Die Champions League ist ein anderes Level. Es ist ein anderer Wettbewerb mit anderen Regeln", sagt Dagostino. Folglich geht es für die Volleys bereits in der Gruppenphase gegen Ljubljana, Projekt Warschau (Polen) und Greenyard Maaseik (Belgien) nicht nur um das Weiterkommen. Als Gruppenerster will man sich bestenfalls ein einfacheres Los für das Viertelfinale sichern.
Dass Kyle Dagostino dabei eine Schlüsselrolle spielen wird, wünscht nicht nur er selbst sich, sondern weiß auch sein Chef abseits der Seitenlinie. "Ein guter Libero muss neben seinen volleyballerischen Qualitäten auch eine Führungsperson sein", sagt Kaweh Niroomand, "Kyle ist so jemand." Mit viel Spielverständnis organisiert der US-Nationalspieler die Defensive der Volleys. Gelegentlich sieht man ihn auch, wie er seinen Offensivkollegen um Landsmann Jake Hanes Hinweise gibt. Dagostino sei niemand, der viel herumbrülle, sagt Niroomand, "aber er redet viel und weiß im richtigen Moment, zu wem er was sagen muss."
Dazu gehört auch, sich und seiner Mannschaft realistische und dennoch ambitionierte Ziele zu setzen. "Ich persönlich würde gerne ins Halbfinale. Das wäre ein großer Erfolg für den ganzen Verein", sagt Dagostino. Ein erster Schritt hin zu diesem großen Erfolg wäre ein kleiner Erfolg am Dienstag gegen Ljubljana. Ein gutes Omen bietet dabei eine dritte Zahl, genau zwischen der Acht und der Vier liegend: In ihren sechs bisherigen Spielen gegen Ljubljana gab es für die BR Volleys sechs Siege.
Sendung: rbb DER TAG, 11.11.2024, 18:30 Uhr
Beitrag von Jakob Lobach
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