CHL-Viertelfinale in Zürich
Die Eisbären Berlin könnten am Dienstag in Zürich erstmals ins Halbfinale der Champions Hockey League einziehen. Dafür holte sich der deutsche Eishockey-Meister gerade rechtzeitig dringend benötigtes Selbstvertrauen.
Einen besseren Zeitpunkt für eine Selbstbewusstsein stiftende Ergebnis-Injektion als am Sonntagabend gab es nicht. Gegen die ewigen Rivalen aus Mannheim gewannen die Eisbären Berlin in der Deutschen Eishockey Liga mit 5:2 und zeigten einen spielerisch sowie kämpferisch überzeugenden Auftritt. "Unser Einsatzwillen war da, die Jungs haben Charakter gezeigt", sagte Coach Serge Aubin. "Ich bin wirklich stolz darauf, wie sie zusammengehalten haben."
Es war eine bitter nötige Leistungssteigerung nach den zuvor enttäuschenden vergangenen Wochen. Die Eisbären verloren zuvor fünf von sieben Spielen. Besonders frustrierend war die Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League (CHL) gegen die Zürich Lions. Die Berliner führten bereits mit 3:0 und unterlagen auf fast unerklärliche Weise noch mit 3:4. "Auf die Zukunft gesehen, hoffe ich, dass das heute eine kleine Lehrstunde für uns war", sagte ein enttäuschter Center Marcel Noebels damals nach dem Spiel.
Ganz so klein sollte diese Lehrstunde nicht sein. Schließlich könnten die Eisbären in dieser Spielzeit Geschichte schreiben. Seit Einführung der CHL 2014 hat noch keine deutsche Mannschaft den Wettbewerb gewonnen. Der Verein stand selbst noch nie im Halbfinale. Dafür müssen die deutschen Meister beim aktuellen Schweizer Champion in Zürich gewinnen (Dienstag, 19:45 Uhr). Das wird herausfordernd genug.
Der "Zett" hat einen tiefen Kader gespickt mit erfahrenen und abgebrühten Spielern, die - sobald sie ins Rollen kommen - kaum aufzuhalten sind. Im Vergleich zur vergangenen Meistersaison hat sich der Kader kaum verändert. Herzstück ist die hoch veranlagte Abwehr, die - wenn sie einmal geschlagen ist - noch auf den starken Tschechen Simon Hrubec im Tor zählen kann. Vorne wirbeln die beiden Topscorer der CHL-Saison Sven Andrighetto und Denis Malgin.
"Zürich ist eine Mannschaft, gegen die man keine Strafe kassieren und ihnen einen Vorteil verschaffen will", sagt auch Eisbären-Flügelstürmer Ty Ronning. "Sie sind sehr geschickt und sehr schnell. Sie sind ein Team, das die Kontrolle übernehmen kann, wenn sie diesen Moment haben."
Die Berliner werden versuchen, den ZSC nicht ins Rollen kommen zu lassen. Dann haben die exzellent besetzten Eisbären eine mehr als realistische Chance auf ein Weiterkommen. "Es geht darum, unseren Stil zu spielen und diesen Stil 60 Minuten lang durchzuhalten", sagt auch Ronning. "Es geht um Intensität, harte Arbeit und darum, alles zu tun, was man kann, um dem Team zum Sieg zu verhelfen."
"Es ist alles drin", sagt auch Nationalspieler Leonhard Pföderl, der gegen Mannheim das letztlich vorentscheidende 3:2 erzielte und drei weitere Tore vorbereitete. "Es hat mir keine große Angst gemacht, wie die bei uns gespielt haben. Wir müssen alles raushauen, das ist keine Frage. Aber ich fahre da jetzt hin und möchte unbedingt eine Runde weiterkommen."
Nötig ist dazu nach dem 3:4 aus dem Hinspiel ein Sieg mit zwei Toren. Liegen die Eisbären nach drei Dritteln mit einem Tor vorne, gibt es eine zehnminütige Overtime mit Sudden Death. Fällt kein weiteres Tor, kommt es zum Penalty-Schießen.
Besonders motiviert dürfte auch Eisbären-Coach Aubin sein. Bevor er sein erfolgreiches Engagement mit drei Meisterschaften in fünf Jahren in der Hauptstadt begann, wurde er in Zürich nach einer halben Saison wegen durchschnittlicher Leistungen entlassen. "Es bedeutet mir persönlich nichts", sagte der Kanadier im Vorfeld des ersten Duells. "Es bedeutet nur, dass wir richtig gutes Eishockey spielen müssen."
Gutes Eishockey spielen - das wäre auch nach einem Weiterkommen gegen die Zürcher immanent. Im Halbfinale wartet wohl das nächste Schweizer Schwergewicht. Genève-Servette HC ist amtierender Champions-Hockey-League-Sieger und besiegte im Viertelfinal-Hinspiel die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven mit 4:0. Der Weg zur ersten CHL-Krone ist für die Eisbären also noch sehr lang - auch wenn er nicht unmöglich ist.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.12.2024, 16:20 Uhr
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