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Interview | Hertha-Spieler Diego Demme
Diego Demme wechselte im Sommer von der SSC Neapel zu Hertha. Schnell übernahm er eine tragende Rolle bei den Berlinern, wurde von gesundheitlichen Problemen aber ausgebremst. Im Interview spricht er über den Leidensweg - und blickt nach vorne.
rbb|24: Herr Demme, Sie sind jetzt ein gutes halbes Jahr in Berlin. Die wichtigste Frage vorweg: Wie haben Sie und Ihre Familie sich eingelebt?
Diego Demme: Sehr gut. Wir fühlen uns sehr wohl als Familie hier in Berlin. Es passt alles um uns herum und wir sind gut angekommen.
Mit zwei kleinen Töchtern sind sie der einzige Mann zuhause. Was für Themen bestimmen da den Alltag?
Durch die zwei Mädels geht es eher um Ballett als um Fußball momentan. Vielleicht kommt noch ein drittes Kind und das wird dann ja vielleicht ein Junge. Aber wir sind sehr glücklich mit den beiden Mädels. Für einen Vater ist das immer schön, mehrere Mädels zuhause zu haben.
Ich höre raus, noch ein Junge wäre schön?
Wenn ich wüsste, dass ein drittes Kind ein Junge wird (lacht). Aber ich müsste erst einmal meine Frau überreden, dass wir überhaupt nochmal starten.
Sie haben jahrelang in Neapel gespielt, Ihr Vater ist Italiener. Welche Rolle spielt Pizza im Hause Demme?
Gar keine große Rolle. Italienisches Essen grundsätzlich schon, aber durch den Fußball und aufgrund der Ernährung gibt es eher weniger Pizza. Dann gibt es doch lieber Fisch oder Fleisch. Aber später wird Pizza dann wieder eine größere Rolle spielen, denke ich.
Sie haben auch zwei Restaurants in Berlin. Wie läuft es auf dieser Ebene?
Es läuft gut. Wir haben vor drei Jahren die erste Pizzeria in Berlin eröffnet. Erst waren wir nur in Bielefeld, dann auch in Berlin. Seitdem haben wir hier zwei Standorte und es läuft sehr gut.
Wie regelmäßig gucken Sie da vorbei? Oder ist das eher weniger Tagesgeschäft?
Das ist weniger Tagesgeschäft. Der Fokus liegt auf dem Fußball. Danach geht es für mich vielleicht mehr in die Gastronomie, aber erstmal zählt nur der Fußball.
Dann sprechen wir über den Fußball: Nachdem es im letzten Jahr schon mal Thema war, hat es im Sommer mit dem Wechsel nach Berlin funktioniert. Sie waren bei Leipzig, dann bei der SSC Neapel - haben dort in den letzten Jahren aber kaum noch gespielt. Bei Hertha sind sie jetzt gesetzt. Oft allein im defensiven Mittelfeld. Wie haben sie den Vollgas-Start bei Hertha empfunden?
Ich hatte Glück, dass der Wechsel nach Berlin relativ früh feststand. So konnte ich die ganze Vorbereitung mitmachen und wieder einen Rhythmus bekommen. In der Vorbereitung holt man sich die Kräfte. Klar, brauchst du dann die Spielpraxis, aber nach ein, zwei Spielen bist du wieder in deinem Flow drin und hast die Kraft, die du für ein Spiel über 90 Minuten brauchst.
Gerade zu Saisonbeginn spielten Sie oft als einziger Sechser. Wie war das, allein die Fäden zu ziehen?
Ich bin es gewohnt. In Neapel - als ich noch gespielt habe - war ich auch alleiniger Sechser, deshalb fühle ich mich so auch wohl. Aber eine Präferenz habe ich nicht. Doppelsechs oder alleiniger Sechser passt beides für mich.
Im Herbst konnten Sie ein paar Wochen nicht mittrainieren und nicht mitspielen. Von Schwindel und Unwohlsein war die Rede. Können Sie beschreiben, was da los war?
Gegen Düsseldorf habe ich einen Schlag unters Kinn bekommen. Ich habe dann noch zwei Spiele gemacht und schon ein bisschen Kopfschmerzen gehabt. Im Training ging es dann irgendwann nicht mehr. Das rechte Auge hat nicht mehr so funktioniert, wie es soll. Und dann kam noch der Nerv, der getroffen wurde, dazu. Es war eine schwierige Zeit, weil man nicht wirklich wusste, woher es kam. Wenn du eine Muskelverletzung hast, kannst du trotzdem irgendwie arbeiten. Aber in dieser Zeit wusste ich nicht, wie lange es dauert, wie lange ich ausfallen werde. Deshalb war es eine blöde Zeit, aber ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist und ich wieder auf dem Platz stehen kann.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich war sehr down, auch zuhause. Meine Frau und das Trainerteam haben mich viel unterstützt. Sie haben gesagt: Hauptsache du wirst wieder richtig gesund. Hier habe ich auch mit den Physiotherapeuten gearbeitet. Es war keine einfache Zeit und die schlimmste Verletzung, die ich je hatte, weil ich nicht wusste, woran es liegt. Aber umso glücklicher bin ich, wieder gesund auf dem Platz zu stehen.
Was war das letzte Zeichen, bei dem es hieß, Sie können wieder loslegen?
Ich habe hier wieder die Aufbauarbeiten und Konditionsarbeit gemacht. Gegen Magdeburg habe ich dann schon ein paar Minuten gespielt und in Köln bin ich dann in Unterzahl reingekommen. Da hatte ich mehr Spielzeit als geplant, aber es hat ja ganz gut funktioniert, dass ich schnell wieder einen Rhythmus bekommen habe.
Die letzten Wochen waren für Hertha BSC schwierig. Sie sind dreimal in Führung gegangen und haben dreimal noch 1:2 verloren. Eigentlich sagt man ja, besser als eine frühe Führung kann es gar nicht laufen. Was ist da passiert mit der Mannschaft in diesen Spielen?
Wir bestrafen uns immer selbst. Wir legen gut los und durch individuelle Fehler oder durch Standardsituationen, in denen wir nicht gut verteidigen, lassen wir uns dann die Punkte nehmen. Das haben wir diese Woche aber nochmal klar angesprochen und haben daran gearbeitet. Und ich hoffe, dass das in Zukunft besser wird.
Gegen Preußen Münster am Wochenende wurde es dann ein bisschen ungemütlich. Auch in der Ostkurve mussten Sie sich was anhören. Toni Leistner hat vom tiefsten Tiefpunkt dieser Saison gesprochen. Wie empfinden Sie das aktuell innerhalb der Mannschaft?
Es ist schon verständlich, dass die Fans irgendwann sagen, jetzt ist es vorbei. Ich glaube, wir müssen trotzdem sehen, dass wir zusammenhalten und es in Zukunft besser machen. Wir haben die Qualität, Spiele zu gewinnen. Wir gehen immer in Führung und meistens sind wir schuld, dass wir die Spiele verlieren oder nicht gewinnen.
Wie gut gelingt der Zusammenhalt? Zu Saisonbeginn hieß es immer, in der Kabine und im Zusammenspiel mit den Fans läuft alles sehr gut.
Das stimmt nach wie vor in der Kabine. Wir haben einen guten Teamspirit und wir müssen einfach zusehen, dass es auf dem Platz so läuft wie in der Kabine. Harmonisch und jeder muss für jeden da sein. Fußball ist halt so. Manchmal hat man gute Phasen, manchmal schlechte Phasen. Und da müssen wir jetzt so schnell wie möglich wieder raus.
Inwiefern sind Sie da als erfahrener Spieler besonders gefragt?
Ich versuche natürlich nach wie vor in jedem Training voranzugehen und auch im Spiel Gas zu geben. Einfach durch meine Art, Fußball zu spielen, die Mannschaft mitzureißen.
In solchen Ergebniskrisen gibt es ja auch immer Stimmen, die sagen, dann passt es mit dem Trainer nicht. Was würden Sie solchen Stimmen antworten?
Es passt mit dem Trainer. Das kann ich sagen.
Am Sonntag steht das letzte Spiel in diesem Jahr an bei Hannover 96. Mit welchem Ziel reisen Sie dahin?
Mit dem Ziel, drei Punkte zu holen und das Jahr dann gut abzuschließen.
Und worauf freuen Sie sich nach diesem letzten Spieltag dann am meisten?
Auf Weihnachten mit der Familie.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Dennis Wiese.
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