"Hohe Erwartungen gehören dazu, wenn man für einen so großen Verein wie Hertha spielt"
Er ist der Dauerbrenner im Team von Hertha BSC: Jonjoe Kenny. Im Interview spricht der Außenverteidiger über die Entwicklung unter Trainer Fiél, das anstehende Pokal-Achtelfinale in Köln und ein einmaliges Dart-Duell mit den Dárdai-Brüdern.
rbb: Jonjoe Kenny, in Magdeburg hat Ihr Team die Sieglosserie beendet und verdient mit 3:1 gewonnen. Wie bewerten Sie das Spiel mit etwas Abstand?
Jonjoe Kenny: Wir haben uns den Sieg mit unserem Auftritt, vor allem in der zweiten Hälfte, wirklich verdient. Sowohl mit dem Ball als auch in der Verteidigung hatten wir eine hohe Intensität.
Vor allem dürfte es helfen, endlich mal wieder drei Punkte geholt zu haben, um das Umfeld etwas zu beruhigen.
Natürlich, die Erwartungen sind immer hoch. Das gehört dazu, wenn man für einen so großen Fußballverein wie Hertha BSC spielt. Die Leute erwarten jede Woche von uns, dass wir Spiele gewinnen. Ehrlich gesagt ist es sehr reizvoll, dass die Ansprüche so hoch sind. Dafür spielen wir doch Fußball!
Hertha BSC hat mit dem Sieg in Magdeburg eine starke Antwort auf die zuletzt enttäuschenden Ergebnisse gefunden. Beim 3:1 waren taktische Anpassungen von Trainer Cristian Fiél, die nötige Reife und drei Rückkehrer entscheidend. Von Marc Schwitzky
Am Freitag hat Fabian Reese nicht nur seinen 27. Geburtstag, sondern auch sein Comeback im blau-weißen Trikot gefeiert. Nach monatelanger Verletzungspause war es sein erster Pflichtspieleinsatz in dieser Saison. Was gibt Reese dem Team?
Jeder weiß, wozu er imstande ist. In der vergangenen Saison hat er uns vor allem mit vielen Toren und Assists geholfen. Auch mit seiner Persönlichkeit bringt er uns voran. Es ist gut, dass Fabi wieder fit ist. Wir haben eine Menge gute Spieler und wollen uns gegenseitig pushen, um Spiele zu gewinnen.
Sie persönlich haben in der laufenden Spielzeit in Liga und Pokal noch keine einzige Minute verpasst. Wie würden Sie Ihre Rolle in der Mannschaft beschreiben?
Ich versuche, so hart wie möglich zu arbeiten, um dem Team zu helfen. Es ist ganz einfach: Ich will Fußballspiele gewinnen – darauf liegt mein Fokus.
Wie hat sich das Team entwickelt, seitdem Cristian Fiél als neuer Trainer vorgestellt wurde?
Fußball ist ein verrücktes Spiel. In der einen Woche zeigt man vielleicht nicht seine beste Leistung, in der nächsten Woche kann man schon wieder im Rennen sein. Der neue Coach und sein Staff sind top. Fiél hat eine klare Idee, wie wir spielen sollen. Mir gefällt, wie er den Fußball sieht. Wir müssen einfach als Team weiterarbeiten.
In der Vergangenheit war zu hören, dass Sie mit den Dárdai-Brüdern Darts gespielt haben. Kommt es nach wie vor zu Duellen an der Scheibe?
(lacht) Nein, das war eine einmalige Sache. Nie wieder. Das ist echt nicht mein Sport. Ich glaube, die Jungs haben einfach noch einen Spieler gebraucht – also haben sie mich eingeladen.
Im DFB-Pokal steht am Mittwoch (18 Uhr) das Achtelfinale beim 1. FC Köln an. In der 2. Bundesliga haben Sie das Aufeinandertreffen mit den Domstädtern Anfang November mit 0:1 verloren. Welche Schlüsse haben Sie aus diesem Spiel gezogen – und wie wollen Sie es im Pokal besser machen?
Wir hatten vor dem Duell mit Köln gerade den großartigen Sieg gegen Heidenheim geholt. Es war nicht unser Abend. Wir wissen, was Köln kann – sie wissen, was wir können. Wir respektieren sie, konzentrieren uns aber nur auf uns, um eine gute Chance zu haben, am Mittwoch ins Viertelfinale einzuziehen. Es wird ein tolles Spiel. Ich glaube, ich habe bis jetzt immer unter Flutlicht in Köln gespielt. Sie haben leidenschaftliche Fans, die Atmosphäre wird super sein. Und wie die Hertha-Fans uns unterstützen, gerade auch auswärts, ist immer überragend. Das sollte mitreißend werden.
Acht Eigengewächse liefen in dieser Saison schon für Fußball-Zweitligist Hertha BSC auf. Tendenz: steigend. Über Meilensteine auf dem "Berliner Weg" - und eine ernüchternde, sportliche Zwischenbilanz 2024/25. Von Anton Fahl
Ganz besonders ist den Hertha-Fans natürlich das Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV in der Vorsaison in Erinnerung geblieben. Damals retteten Sie die Mannschaft mit Ihrem Tor zum 3:3 in der 120. Minute ins Elfmeterschießen, das Hertha bekanntlich gewann. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Abend im Dezember 2023?
Das war ein herausragender Moment für uns als Team: wie wir gespielt haben, wie wir zurückgekommen sind und im Elfmeterschießen gewonnen haben. Ein magischer Abend. Natürlich war es auch für mich persönlich etwas ganz Besonderes, in der 120. Minute zu treffen. Vor allem war es aber ein Gefühl der Erleichterung – wir wollten einfach im Spiel bleiben und nicht rausfliegen. Und nur wenige Tage später haben wir in Kaiserslautern gespielt – und auch dort gewonnen.