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Quelle: IMAGO / Funke Foto Services

Winterpausen-Check

So schlagen sich die Regionalliga-Teams aus Berlin und Brandenburg

Die wetterbedingten Spielabsagen häuften sich zuletzt in der Fußball-Regionalliga. Also Zeit für die Winterpause - und eine Zwischenbilanz. Wie haben sich die Klubs aus der Region bislang präsentiert?

Quelle: IMAGO/Köhn

BFC Dynamo (6. Platz) - Leistung stimmt, außer gegen Top-Teams

So lief die Hinrunde: Den BFC ereilten gleich zum Beginn der Saison große Umwälzungen: Die Wege von Klub und Trainer Andreas Heraf trennten sich nach nur sechs Ligaspielen (und mäßigem Erfolg). Als Grund wurden gesundheitliche Probleme des 56-Jährigen angegeben. Danach übernahm Dennis Kutrieb die Leitung, der vorher Viktoria Berlin trainiert hatte. Gut drei Monate später lässt sich sagen: Realistisch betrachtet wird es für die Weinroten auch in dieser Saison nichts mit dem ersehnten Aufstieg. "Insgesamt sind wir hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben", sagt Kutrieb. Aktuell beläuft sich der Rückstand auf Tabellenführer Lok Leipzig 15 Punkte.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: "Man darf sich keine Fehler mehr erlauben", sagt Kutrieb. "Die werden von Top-Mannschaften sofort bestraft." Was klingt wie eine Binse, hat eine tiefere Bedeutungsebene. Vier Niederlagen kassierten die Hohenschönhausener seit Kutriebs Amtsantritt, und davon allein drei gegen diesjährige Regionalliga-Schwergewichte: Lok Leipzig (1.), Hallescher FC (2.), FSV Zwickau (4.). Die Mannschaft um Kapitän Chris Reher ist bei Topspielen zu wackelig.

Das Ziel: "Wir wollen mehr Punkte holen als in der Hinrunde", sagt Kutrieb, ohne eine Wunschplatzierung zu nennen: "Wenn man gute Spiele absolviert, dann regelt sich die Tabelle von selbst."

Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Hertha BSC II (7. Platz) - Entwicklung statt Ergebnisse

So lief die Hinrunde: "Das Fazit ist durchweg positiv", sagt Rejhan Hasanovic, der seit dieser Saison Herthas U23 trainiert. "Wir haben mit die jüngste Mannschaft der Liga. Die Entwicklung ist sichtbar." Obwohl es bei der zweiten Hertha-Auswahl bekanntermaßen darum geht, den Akademie-Talenten Spielpraxis auf gutem Niveau zu geben, lassen sich auch die Resultate sehen. Bevor das Team einen tristen November mit drei Pleiten durchlebte, belegte Hertha II zwischenzeitlich den zweiten Tabellenplatz.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Das Jobprofil von Hasanovic lautet, junge Überflieger wie Boris Mamuzah Lum, Eilyas Strasner, Dion Ajvazi oder Lukas Michelbrink weiter zu formen. Wichtig ist dem Trainer vor allem, dass er seine Spieler "wieder einfängt", wenn sie Erfolgserlebnisse feiern, sie aber auch "wieder aufbaut", wenn sie Rückschläge zu verkraften haben, wie etwa nach der herben 0:6-Niederlage gegen Lok Leipzig. "Es geht darum, mit den Spielern individuell zu arbeiten und jeden einzelnen zu begleiten. Wenn man das schafft, wird das Team auch als Gebilde funktionieren."

Das Ziel: "Die Jungs sollen attraktiven, mutigen Fußball spielen. Und sich auch nach einer 2:0-Führung nicht zurückziehen", fordert Hasanovic. Sein Ziel misst er weniger an Ergebnissen als an Entwicklungen. Er wolle "weiter an den Qualitäten der Spieler feilen" und gleichzeitig "an den Schwächen arbeiten".

Quelle: IMAGO/Picture Point

VSG Altglienicke (9. Platz) - Hoffen auf die Überraschung

So lief die Hinrunde: Der stets ambitionierte Fußballklub aus dem Berliner Südosten bleibt hinter den Erwartungen zurück - schon wieder. Nur Rang neun, 20 Punkte hinter Spitzenreiter Lok Leipzig (bei allerdings auch zwei weniger absolvierten Partien). Tatsächlich droht die VSG nun schon in der vierten Saison hintereinander schlechter abzuschneiden als jeweils im Jahr zuvor.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Neues Team, neuer Betreuerstab: Wann findet sich die Mannschaft? Und: Bleibt sie gesund? Trainer Semih Keskin hatte das Ruder erst zu dieser Spielzeit übernommen. Zudem habe man vor der Saison zahlreiche Leistungsträger abgegeben und gegen neue ausgetauscht, betont Keskin. Es hätte einige Ausfälle gegeben, "die wehgetan haben". So hat der verletzte Offensivmotor Philipp Türpitz sein letztes Spiel im August bestritten. In dieser Gemengelage hält Keski eine "gewisse Anlaufzeit" für normal, wie er sagt.

Das Ziel: Angesprochen auf den immensen Rückstand auf Rang eins, der als einzige Platzierung zu den Aufstiegs-Playoffs berechtigt, sagt Keskin: "Es geht weiterhin um alles. Solange Punkte zu vergeben sind, sind wir mit dabei." Denn: "Ich glaube, Fußball ist verrückt genug, dass er immer irgendwelche Überraschungen parat hat."

Quelle: Fotostand

Babelsberg 03 (11. Platz) - Neue Bescheidenheit

So lief die Hinrunde: "Es war bisher die erwartet schwierige Saison", sagt Trainer André Meyer, der das Team im Sommer übernommen hat. Der einstige Hertha- und Union-Jugendtrainer blickt zurück auf einen größeren Kaderumbruch. Routiniers wie Matthias Steinborn, Tino Schmidt, Rico Gladrow, David Danko, dazu Tahsin Cakmak verließen den Verein. Neu sind zahlreiche junge Akteure, wie Luca Dahlke (21 Jahre, kam vom FSV Luckenwalde) und Darijan Silic (19, Energie Cottbus). "Der Trend zeigt nach oben", sagt Meyer.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Babelsberg verfügt über eine starke Offensive, insbesondere mit Daniel Frahn, der auch mit 37 Jahren noch verlässlich dafür sorgt, dass sich in den Stadien der Regionalliga Nordost die Netze wellen (11 Tore). Doch an der Abwehrarbeit gilt es zu tüfteln: "Wir kassieren zu viele Tore", sagt Meyer.

Das ist das Ziel: Nach mehreren Jahren in der Regionalliga-Spitzengruppe und großen Zielen sind die Ansprüche in Babelsberg bescheidener geworden. Meyer sagt: "Wir wollen eine sorgenfreie Saison spielen und mit dem Abstieg nichts zu tun haben."

Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Viktoria Berlin (13. Platz) - Suche nach Stabilität

So lief die Hinrunde: Plötzlich trennten sich die Wege von Cheftrainer Dennis Kutrieb und Viktoria (s.o., VSG Altglienicke) und plötzlich stand der vormalige Co-Trainer Lucio Geral in der ersten Reihe. Der neue Übungsleiter, der aktuell nur über die Trainer-B-Lizenz verfügt und deswegen offiziell gemeinsam mit Sven Körner das Amt innehat, blickt auf eine Hinrunde "mit Höhen und Tiefen". Ärgerlich sei, dass seine Mannschaft wegen wetterbedingter Spielabsagen plötzlich fünf Wochen spielfrei hatte. Das darauffolgende Spiel, am vergangenen Wochenende, verlor Viktoria prompt 0:3 bei Rot-Weiß Erfurt.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Lucio Geral will nicht weniger, als der zweitjüngsten Mannschaft der Liga eine neue Spielphilosophie einzuhauchen: Es gehe um Ballbesitz, mehr Struktur, flachere Spieleröffnung.

Das Ziel: "Das Ziel ist der Klassenerhalt", sagt Lucio Geral. Alles, was obendrauf käme, sieht er als Bonus. Der Trainer will dabei jeden Spieler "auf das nächste Level" bringen, wie er sagt.

Quelle: Sascha Fromm

Hertha Zehlendorf (15. Platz) - Gekommen, um zu bleiben

So lief die Hinrunde: Seine erste Regionalliga-Spielzeit meistert Hertha Zehlendorf bislang respektabel. Gerade zu Saisobeginn überraschte das Team von Robert Schröder die Liga, etwa mit einem 5:0-Sieg am ersten Spieltag gegen FSV Zwickau. Allerdings liegt der bislang letzte Sieg nun schon mehr als drei Monate zurück. Schröder, der hauptberuflich als Lehrer arbeitet, wertet es sachlich: "Auch zu Saisonbeginn lief nicht alles so gut, wie die Ergebnisse vermuten ließen." Gleichzeitig laufe es spielerisch auch aktuell nicht so schlecht, wie die jüngsten Resultate nahelegen.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Entscheidend sei, zahlreiche kleinere Fehler abzustellen, um dadurch konstantere Leistungen zu bringen. Schon jetzt schaffe es Zehlendorf, seine Gegner "in die Bredouille zu bringen", sagt Schröder. Aber dann gebe es Spielphasen, in denen "hängen wir teilweise wie ein Boxer in den Seilen und der Gegner kommt zu einfach zu Torchancen." Tatsächlich verloren die Berliner selbst gegen die Topteams Lok Leipzig (1:2) und Hallerscher FC (1:2) je nur knapp.

Das Ziel: "Ganz klar der Klassenerhalt", sagt Schröder. "Wir wollen zwei bis drei Mannschaften hinter uns lassen."

Quelle: imago images/Matthias Koch

FSV Luckenwalde (18. Platz) - Kein Weihnachtswunder nötig

So lief die Hinrunde: Ganze sieben Partien blieb das aktuelle Tabellen-Schlusslicht vorübergehend ohne Sieg. Doch dann, am 2. Advent, war es so weit: Die Blaugelben gewannen überraschend beim ZFC Meuselwitz. Am vergangenen Samstag rang man dem souveränen Spitzenreiter Lok Leipzig gar ein Remis ab! Ein Weihnachtswunder? Mitnichten. Weitaus wahrscheinlicher ist die Annahme, dass man die tapferen Luckenwalder einfach nicht abschreiben darf. Das Team aus Teltow-Fläming geht bereits in seine fünfte Regionalliga-Spielzeit in Folge. Und Cheftrainer Michael Braune will mit seiner jungen Mannschaft (drittjüngste der Liga) erneut die Klasse halten.

Das ist entscheidend für die Rückrunde: Bereits vor dem Saisonstart prophezeite Braune: "Für uns wird es enorm wichtig sein, wie schnell unsere jungen Spieler im Männerfußball ankommen. Wenn wir dafür ein halbes Jahr brauchen, was ja nicht untypisch ist, werden wir Probleme bekommen." Es scheint so, als sei genau das eingetroffen. Nach der langen Winterpause wird es darauf ankommen, dass das Team am starken Schlussspurt anknüpfen kann.

Das Ziel: Der Klassenerhalt ist drin. Zum garantiert rettenden Ufer – Platz 14 – sind es nur sechs Punkte. Und vermutlich reicht auch schon eine schlechtere Platzierung für den Verbleib in der Regionalliga, sofern nur wenige oder überhaupt kein Team aus dem Nordostdeutschen Fußballverband aus der 3. Liga absteigt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.12.2024, 14:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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