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Video: rbb24 Inforadio | 08.01.2025 | Nikolaus Hillmann | Quelle: imago images/camera4+

Überraschungssieg gegen München

Albas Startschuss für die Wende?

Mitten in einer sportlichen Krise hat Alba Berlin plötzlich dank starker Leistung den Tabellenführer Bayern München geschlagen. Der Überraschungserfolg soll nun der Grundstein für eine Aufholjagd in der Bundesliga werden. Doch es bleibt Skepsis. Von Lukas Witte

Es war ein Bild, das es in der Arena am Ostbahnhof schon lange nicht mehr zu sehen gab: Losgelöst und völlig ausgelassen feierten über 12.000 Basketball-Fans am Sonntag nach der Schlusssirene einen Sieg, mit dem vorher wohl keiner gerechnet hätte. Mit 88:81 gewann Alba Berlin das Prestigeduell gegen den großen Rivalen FC Bayern München und sorgte so endlich mal wieder für Balsam auf den geschundenen Seelen der eigenen Anhänger.

Basketball-Bundesliga

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Im Spiel gegen Bayern München hat Alba Berlin für eine Überraschung gesorgt. Im Final-Duell des Vorjahres schlugen die Berliner den Tabellenführer und haushohen Favoriten mit 88:81. Bester Berliner Werfer war David McCormack (20 Punkte).

Keine guten Vorzeichen

Der Überraschungserfolg kam inmitten eines der größten sportlichen Tiefs in der Vereinsgeschichte. Vier Niederlagen in Folge hatte es für die Albatrosse seit Weihnachten gehagelt. Überhaupt konnten sie von den letzten zehn Pflichtspielen nur eines gewinnen, flogen im Pokal raus und stecken im Tabellenkeller auf Rang 14 fest.

Wie kritisch die Lage war, verriet auch ein Blick in das angespannte Gesicht von Coach Israel Gonzalez während des Duells mit den Münchnern. "Es war eines der emotionalsten Spiele meiner Karriere für mich", sagte der Spanier danach. Kein Wunder, schließlich wurde nach den anhaltenden Problemen in dieser Saison immer wieder auch über seine Rolle und Zukunft im Amt debattiert.

Eine zweite Halbzeit, die Hoffnung macht

Noch nie zuvor lag also so viel zwischen den beiden Top-Klubs im deutschen Basketball, wie aktuell. Und gegen den Tabellenführer sah zu Beginn auch alles nach der erwarteten Pleite aus. Es war das gewohnte Bild: Wie schon so oft starteten die Berliner ordentlich, verloren dann aber völlig den Faden. Mit Ende des ersten Viertels zogen die Bayern davon, konnten ihren Vorsprung im zweiten Spielabschnitt sogar auf 19 Punkte ausbauen.

Nach der Pause erlebte Alba dann plötzlich einen Energieschub und kehrte wie ausgewechselt zurück aufs Parkett. Die Berliner spielten leidenschaftlich, kämpften sich zurück und bewiesen am Ende Moral und den größeren Siegeswillen. "Ich habe wirklich keine Erklärung, warum es ausgerechnet heute, bei diesem sehr starken Gegner, bei dem Druck und bei dem Spielverlauf trotzdem gelungen ist", zeigte sich selbst Geschäftsführer Marco Baldi von dem starken Auftritt überrascht.

So wie Baldi ging es wohl den meisten – und doch sorgte die Überraschung für neue Hoffnung. "Für heute ist es erst einmal ein riesiger Befreiungsschlag und uns ist ein großer Stein vom Herzen gefallen. (…) Das muss jetzt irgendwie ein Startschuss gewesen sein, aber wir müssen weiter in jedem Training hart arbeiten. Wir haben gesehen, dass wir es schaffen können", sagte Co-Kapitän Jonas Mattisseck.

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Alba im Rausch

Tatsächlich legte Alba in der zweiten Halbzeit gegen München viele Defizite der vergangenen Wochen ab. Gerade in der zuvor löchrigen Verteidigung zeigten sie ein völlig neues Gesicht. Es stimmten die Absprachen, Switches und Help-Defense funktionierten gut und die körperliche Intensität war enorm hoch. Daran biss sich dann sogar der Star-gespickte Bayern-Kader die Zähne aus.

Zum anderen agierten die Hauptstädter auch offensiv deutlich konstanter. Sie erarbeiteten sich viele gute Wurfpositionen – vor allem in der Zone – und verwandelten mit starker Quote. Zudem konnten sie die Scoring-Last gleich auf mehrere Schultern verteilen: Vier Spieler beendeten die Partie zweistellig.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass München zeitweise nur wenig Gegenwehr bot. Der deutsche Meister ging gerade in der Schlussphase sichtlich die Kraft aus, schließlich hatte er keine 48 Stunden zuvor noch in Madrid auf dem Parkett gestanden. Zudem trug wohl auch die unglaubliche Ausnahme-Stimmung der 12.377 überwiegend Berliner Fans in der Arena dazu bei, dass sich die Gastgeber zwischenzeitlich in einen enormen Rausch spielen konnten.

Es bleibt die Skepsis

Nun bleibt die Frage, ob es sich beim Sieg gegen die Bayern nur um einen Ausreißer nach oben oder den Beginn eines Comebacks handelte. "Ich bin da immer ein bisschen antizyklisch. Alle waren komplett am Boden und haben gedacht, Alba steigt ab und löst sich auf. Und jetzt denken wahrscheinlich viele, dass plötzlich wieder alles wie von alleine geht. Ich glaube, wir werden schon noch ein bisschen darunter leiden, was wir in diesem Jahr an Aufbau versäumt haben, durch die Verletzungen und die Niederlagen", sagt Baldi skeptisch.

Zwar ist die Liste an Ausfällen mittlerweile deutlich geschrumpft, mit Louis Olinde, Justin Bean sowie Kapitän Martin Hermannsson fehlen jedoch weiter wichtige Spieler. Eigentlich sollte die Verpflichtung des Ex-Bonners James Webb III. vom türkischen Erstligisten Pinar Karsiyaka Abhilfe schaffen, diese sei aber kurzfristig geplatzt, wie Sportdirektor Himar Ojeda mitteilte: "Wir waren uns eigentlich grundsätzlich schon einig. Aber dann kam in letzter Minute ein Angebot aus China und er hat sich umentschieden."

Basketball-Bundesliga

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Die Personalsituation bleibt also angespannt, auch wenn es Lichtblicke gibt. Zum Beispiel die Leistung von Top-Shooter Matt Thomas (17 Punkte), der nach seiner langen Verletzung langsam wieder zu alter Form zurückzufinden scheint. Oder auch Neuzugang David McCormack, der zurzeit wohl die größte Konstante im Team zu sein scheint.

Mit Momentum ins Kellerduell

Der Überraschungssieg im Prestigeduell könnte nun auch bei den anderen für das dringend benötigte Selbstvertrauen sorgen. "Wenn es dann mal läuft, gehen bestimmte Dinge einfach leichter von der Hand, die in den letzten Wochen ein bisschen verkrampft waren. Wir sind auch nur Menschen und merken, dass wir Spiele verlieren und hinter den Erwartungen sind. Da werden wir nervös und machen Fehler, die wir sonst vielleicht nicht machen", erklärt Mattisseck zuversichtlich.

Spätestens das Kellerduell bei den Frankfurt Skyliners am kommenden Sonntag wird zeigen, ob Alba das Momentum halten und die Weichen zurück auf Erfolg stellen kann. Ein Sieg in Hessen ist Pflicht, um den großen Erfolg gegen München nicht als einfachen Ausrutscher gleich wieder vergessen zu machen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 6.1.2025, 7:15 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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