2. Bundesliga
Die kleine SV Elversberg steht dort, wo Hertha BSC gern stünde - mitten im Aufstiegsrennen. Dennoch hoffen die Berliner auf die Wende am Sonntag (13:30 Uhr) im Saarland - und auf den späten Trainereffekt.
Rund um die SV Elversberg herrscht dieser Tage eine Kombination aus großer Dankbarkeit mit einem Touch Träumerei. "Eigentlich heißt es ja immer, das zweite Jahr sei das schwierigste Jahr", sagt Dominik Sutter, ehrenamtlicher Fanbetreuer des Fußball-Zweitligisten. "Deshalb hätte wohl keiner vermutet, dass es so gut läuft." Aber es läuft in Elversberg.
Im zweiten Zweitligajahr in Folge sorgt der eigentlich für den Abstiegskampf prädestinierte Klub aus der 13.000 Einwohner kleinen Gemeinde Spiesen-Elversberg für Furore. 23 Ligaspiele, 36 Punkte, Tabellenplatz sieben, nur drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz drei. "Die zweite Liga ist immer noch ein Highlight für uns und wir sind dankbar für jeden Punkt, der uns dem Klassenerhalt näherbringt", sagt Sutter.
Er sagt aber auch: "Träumen kann man immer." Vor den Bundesligaträumen steht allerdings weiterhin das Etablieren in der 2. Liga. Unter anderem wird das Stadion in Elversberg renoviert – für irgendwann insgesamt 16.000 Zuschauer. "Es entsteht gerade sehr viel", sagt Sutter.
Die sportlich starke Saison der Elversberger ist hierbei Entwicklungshilfe und -ergebnis zugleich. Während sich Hertha BSC und Schalke 04 im unteren Tabellendrittel unliebsame Gesellschaft leisten, steckt Elversberg inmitten vieler großer Klubs mit leisen und lauten Aufstiegshoffnungen. "Ausschlaggebend ist, dass das Trainerteam in aller Ruhe und ohne Erwartungsdruck arbeiten kann", sagt Sutter. Seit 2018 führt Horst Steffen an der Seitenlinie Regie, dem Vernehmen nach mit viel Empathie und klarem Fokus auf Zusammenhalt.
Der zeichnet Elversberg in dieser Saison aus. Mehrfach haben die Saarländer in dieser Spielzeit bereits Moral bewiesen, sich innerhalb einer Partie erst nicht aufgegeben und dann gesteigert. Die Defensive gehört mit nur 30 Gegentreffern zu den besten der 2. Bundesliga, auch die Offensive muss sich im Ligavergleich keinesfalls verstecken. "Früher hat man immer gesagt, in Elversberg wollen sie den Ball ins Tor tragen", erinnert sich Sutter. Mittlerweile ist die Mannschaft die gefährlichste der gesamten Liga in Sachen Distanzschüsse. Bereits zwölf Tore erzielte Elversberg von außerhalb des Strafraums.
"Und vorne drin haben wir den Fisnik Asllani", beantwortet Dominik Sutter auch die Frage, wer denn innerhalb der gegnerischen Strafräume für Gefahr sorgt. Der 22-jährige Nationalspieler aus dem Kosovo kam vergangenen Sommer per Leihe aus Hoffenheim nach Elversberg. Dort ist er als auffälligster von mehreren auffälligen Leihspielern in dieser Saison maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg seiner Mannschaft.
Zwölf Tore erzielte Asllani diese Saison bereits, dazu bereitete er sechs weitere vor. Somit ist der Stürmer fast an der Hälfte der bislang insgesamt 40 Elversberger Tore direkt beteiligt gewesen. Im Winter war deswegen zwischenzeitlich von einem möglichen Leih-Abbruch wegen Interesses aus der Bundesliga – unter anderem durch den 1. FC Union – zu lesen. Asllani blieb und überzeugt weiter.
Noch ruckelt sich Herthas Mannschaft unter der neuen Führung des neuen Trainers Stefan Leitl ein wenig zurecht. Eines ist dabei sehr wahrscheinlich: Tjark Ernst - zuletzt von Ex-Trainer Cristian Fiel degradiert und kurz darauf von Leitl wieder befördert - dürfte erneut als Herthas Nummer eins im Tor stehen. Auch die Defensivreihe vor ihm dürfte zum Spielstart die gleiche sein, wie beim Leitl-Debüt gegen Nürnberg.
Spannend wird, ob Leitl in seinem zweiten Spiel Michael Cuisance zum ersten Mal von Anfang an einsetzt. Gegen Nürnberg saß er wegen Magenproblemen zunächst nur auf der Bank, kam dann aber Mitte der zweiten Halbzeit für Michal Karbownik. Gegen Elversberg könnte Cuisance in der Startelf stehen, dann vermutlich erneut im angestammten zentralen Mittelfeld. Fabian Reese ist auf der linken Außenbahn schließlich gesetzt, und das Tempo von Derry Scherhant könnte auf der rechten Seite ein Faktor werden.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Kenny, Gechter, Dardai, Zeefuik – Cuisance, Klemens, Maza – Scherhant, Niederlechner, Reese
Der Tipp des Gegner-Experten: "Beim Auswärtsspiel in Berlin habe ich auf einen guten Tag und einen 2:1-Sieg für uns getippt – am Ende haben wir das Ding mit 4:1 gezogen. Ich sage, dass wir auch zu Hause als Sieger vom Platz gehen und mit 3:1 gewinnen."
Der Redaktions-Tipp: Satte 17 Tore fielen in den bisherigen drei Zweitligaspielen zwischen Hertha und Elversberg. Einmal gewann Hertha deutlich, zweimal setzte es herbe Klatschen. Diesmal wird es spannend: 3:2-Auswärtssieg für eine spät vom Trainereffekt geküsste Hertha.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.02.2025
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