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Audio: Studio Cottbus | 28.11.2023 | Daniel Mastow | Quelle: Picture Alliance/Michaela Rihova

Revolutiontrain

Umstrittenes Projekt zur Drogenprävention macht Halt in Forst

Ein Zug aus Tschechien macht seit Dienstagmorgen Halt am Forster Bahnhof. In ihn steigen aber keine Passagiere, sondern Schulklassen aus der Stadt ein. Im "Revolutiontrain" sollen die Schüler mehr über die Schattenseiten von Drogen- und Suchterfahrungen lernen.

Das Projekt ist für die Zeit in Forst komplett ausgebucht. Die Schüler tauchen hier in eine Parallelwelt ein, sie besuchen unter anderem dreckige Konsumräume, eine Gefängniszelle und den Schauplatz eines Autounfalls nach Drogenkonsum.

Alle Sinne werden angesprochen

Manuela Kohlbacher ist Leiterin des Kompetenzzentrums in Forst, und hat sich dafür eingesetzt, dass der Zug auch in Forst Halt macht. "Das sind Stationen, die alle Sinne berühren", sagt sie. "Bei denen man nicht nur einen Vortrag bekommt, sondern etwas sieht, riecht, fühlen und anfassen kann."

Auf der Internetseite des Projektes heißt es, die Besucher sollen mit der multimedialen Austellung Ursprünge, Entwicklungen und Folgen einer Drogensucht besser verstehen können.

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Projekt erntet auch Kritik

5 Monate lang tourt das multimediale Projekt aus Prag in diesem Jahr über verschiedene Bahnhöfe in Tschechien und Deutschland. Der graue Zug war unter anderem bereits in Bayern, Thüringen, Sachsen und Schleswig-Holstein unterwegs.

Die Inhalte der Ausstellung bleiben dabei nicht ohne Kritik. Bereits 2018 sprach sich die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen gegen eine Nutzung des "Revolutiontrain" aus.

In einer Stellungnahme heißt es dazu: "Ein Präventionsansatz, der auf Furcht und Abschreckung setzt, gilt in der fachlichen Diskussion als überholt und unwirksam". Vor allem, wenn den Kindern und Jugendlichen keine Handlungsalternativen angeboten werden, so die Landesstelle weiter.

Ähnlich argumentieren auch die Landesstellen für Suchtfragen in Thüringen, Schleswig-Holstein und die Fachstelle für Suchtprävention in Berlin. Aus Schleswig-Holstein heißt es, die Ausstellung würde stigmatisieren, Sucht nicht als Erkrankung darstellen und Gründe für Drogenkonsum vernachlässigen.

Der Revolutiontrain hält am Forster Bahnhof. | Quelle: rbb/Daniel Mastow

Vor- und Nachbereitung des Erlebten

Der Kritik widerspricht Manuela Kohlbacher entschieden. Der Zug arbeite mit den Emotionen der Kinder. Dort soll das Thema auch ansetzen, sagt sie. Eine der Moderatorinnen des Projektes habe selbst Drogenerfahrungen, die sie in die Diskussion mit den Kindern einbringe.

"Sonst kommt das nicht an", argumentiert sie. "Da merkt man, wenn solche Leute in den Schulklassen sind, dass die jungen Leute ganz anders zuhören. Weil jemand weiß, wovon er spricht."

Zur Ausstellung gehöre auch eine Vor- und Nachbereitung des Erlebten. Till Hermann, der Sachbearbeiter für Drogen- und Suchtprävention in Forst, erklärt, dass die Kinder vor der Ausstellung erfahren, wie eine Sucht entsteht und welche Kompetenzen davor schützen können. Mit einem Projekttag in der Schule werde das Thema dann noch weiter vertieft. So sollen die Eindrücke der Ausstellung nicht für sich allein stehen bleiben.

Zwei Tage lang steht der "Revolutiontrain" in Forst. Knapp 500 Schüler besuchen hier den Zug und seine multimediale Ausstellung, bevor er seine nächste Station in Tschechien ansteuert.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.11.2023, 16.10 Uhr

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