Wenn der Rettungsdienst nicht kommt, stehen möglicherweise Menschenleben auf dem Spiel. Besonders kritisch wird es, wenn zur normalen Belastung noch Bagatell-Anrufe hinzukommen. Die Cottbuser Leitstelle verzeichnet immer mehr davon.
Die Leitstelle Lausitz in Cottbus verzeichnet immer mehr Bagatellanrufe, also Anrufe, die nicht wegen tatsächlicher Notfälle abgesetzt werden. Das sagte Rüdiger Maus, Einsatzkoordinator in der Leitstelle dem rbb Magazin Super.Markt auf Nachfrage.
Laut Maus liegt die Zunahme der Anrufe auch darin begründet, dass das örtliche Gesundheitssystem nicht funktioniere, also dass Haus- und Fachärzte fehlten. Zudem sei die Hemmschwelle den Notruf 112 zu wählen in den letzten Jahren gesunken.
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Rettungsdienst kann keine Rezepte ausstellen
Einsatzkoordinator Maus stellt zudem fest, dass viele Bagatellanrufe vor allem von jungen Menschen getätigt werden. Das Wissen darüber, welche Krankheitssituationen wirklich lebensbedrohlich sind, nehme ab. "Die Generation, die alt geworden ist, die weiß noch, was man bei Fieber macht", so Maus. Viele jüngere Menschen seien dabei aber bereits überfordert.
Dabei seien die Möglichkeiten des Rettungsdienstes beschränkt. "Wir können keine Rezepte schreiben", so Maus. Das sei nicht die Aufgabe des Rettungsdienstes.
Eine zusätzliche Belastung sei es außerdem, wenn die Rettungsdienstmitarbeiter, auch am Telefon, beschimpft und beleidigt werden, so Maus. Häufig gebe es Beschwerden, weil die Mitarbeiter am Telefon zunächst durch Nachfragen herausbekommen müssten, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt.
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Notruf nur im Notfall wählen
Bagatellanrufe können im Ernstfall zu einer Verzögerung in echten Notfällen führen. Der Notruf 112 sollte nur in lebensbedrohlichen Situationen gewählt werden. Dazu gehören:
Ohnmacht, Atemnot oder ein allergischer Schock
unkontrollierte Blutungen
schwere Unfälle
Sprach- oder Sehstörungen
heftigste Brust-, Bauch- und/oder Rückenschmerzen
Für andere Fälle sollte hingegen der kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 kontaktiert werden. Auch diese Rufnummer ist 24 Stunden am Tag besetzt und für akute, aber eben nicht lebensbedrohliche Krankheitssymptome gedacht.
Bis zu 400 Notrufe nehmen die Mitarbeiter in der Leitstelle Lausitz jeden Tag auf. Die Leitstelle deckt dabei ein Gebiet von etwa 7.000 Quadratkilometern ab. Rund 800.000 Menschen leben hier.