Wie die Nachfrage nach privaten Solaranlagen steigt
Die Energiepreise explodieren durch den Krieg in der Ukraine, die Nachfrage nach Solaranlagen steigt. Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht einen generellen Wachstumstrend. Aber: Wer jetzt eine Anlage will, hat es schwer.
Christina und Dieter Heller aus Lindthal (Landkreis Elbe-Elster) haben gut lachen. Seit etwa eineinhalb Jahren produziert das Ehepaar seinen eigenen Strom mit Hilfe einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Selbst an trüben, verregneten Tagen müssen die Hellers kaum Strom aus dem Netz beziehen - in ihrem Keller haben sie eine eigene 7,5 Kilowatt-Batterie.
Das System hat das Ehepaar mit Batterie rund 25.000 Euro gekostet, die Wärmepumpe etwa noch einmal so viel. Rund 10.000 Euro gab es als Fördermittel dazu. Nun kann das Paar sich auf einem Tablet anzeigen lassen, wie viel Strom aktuell produziert, verbaucht und ins Netz eingespeist wird. Die Installation der Anlage war für die Hellers unkompliziert.
Doch die Nachfrage nach der eigenen Stromversorgung ist insbesondere durch den Krieg in der Ukraine sprunghaft angestiegen. Wer jetzt eine eigene Solaranlage haben möchte, muss unter Umständen lange warten.
Christina und Dieter Heller aus Lindthal | Quelle: rbb/Manske
Anbieter können Nachfrage kaum befriedigen
Früher konnte im Grunde mit dem Auftrag der Bauherren die Installation der Solaranlagen direkt beginnen, sagt etwa Christian Noack, Geschäftsführer des Unternehmens Renoc. Aktuell gebe es aber so viele Anfragen, dass Kunden zum Teil lange warten müssen, gibt er zu. Bestellvorgänge, die zuvor in einem Monat erledigt waren, dauern nun bis zu fünf Monate.
Nicht nur die hohe Nachfrage ist ein Grund dafür. Durch den Krieg in der Ukraine und zuvor die Corona-Pandemie sind zahlreiche Lieferketten zusammengebrochen. Auch sein Unternehmen müsse deshalb auf Bestellungen warten, sagt Noack. Die Ausführung der Aufträge verzögert sich so weiter. Und während der Wartezeit könne es dann auch zu Preiserhöhungen kommen.
Es gebe mehrere Ursachen für diese Situation, sagt Noack. Viele würden sich jetzt Gedanken machen, woher sie ihre Energie bekämen. Zugleich seien durch geschlossene Häfen die Lieferketten gestört. Die große Nachfrage kommt, so Noack, sowohl von Betrieben als auch von Privatleuten. So wie bei Familie Heller in Lindthal wird die Photovoltaikanlage häufig mit einer Wärmepumpe kombiniert. Damit wächst auch die Unabhängigkeit von Erdgas. Durch die aktuell hohen Energiepreise rentiert sich die Anlage sogar noch schneller als früher - schon nach etwa zehn Jahren.
Auch, wenn er von der hohen Nachfrage profitiert, steht Noack nach eigener Aussage permanent unter Druck. Sein Unternehmen könne nicht mehr Aufträge annehmen, müsse sogar welche ablehnen. Für den Unternehmer ist das kein gutes Gefühl, wie er sagt.
In Schipkau laufen die Vorbereitungen für den Bau der größten Windkraftanlage der Welt. Der Koloss soll 300 Meter groß und im bereits bestehenden Windpark errichtet werden. Zunächst wird aber ein Testturm aufgebaut.
Bundesverband sieht generellen Trend
Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht einen generellen Wachtumstrend in der Branche, der bereits vor dem Krieg in der Ukraine eingesetzt hat. Der Krieg habe dann aber eine weitere Erhöhung der Nachfrage verursacht, so Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
In den vergangenen zwei Jahren habe sich die Nachfrage in Berlin und Brandenburg verdoppelt, so Körnig. Bundesweit habe der Verband eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Die habe ergeben, dass jeder sechste Hausbesitzer noch in den nächsten zwölf Monaten eine Solaranlage errichten will, erzählt Körnig. Die Branche investiere deshalb massiv in Fertigungsstrecken von Solaranlagen. Außerdem würden "kräftig" neue Mitarbeiter eingestellt, heißt es.
In die Karten spielt der Branche dabei die Zielsetzung der Bundesregierung, innerhalb der nächsten zehn Jahre den Anteil von Solarstrom von aktuell 10 Prozent auf etwa 30 Prozent zu erhöhen. Der Bundesverband hofft nun darauf, dass insbesondere im gewerblichen Bereich neue Förderrichtlinien beschlossen werden und generell die Bürokratie abgebaut wird.
Kleine Solarkraftwerke können beim Sparen helfen
Immer häufiger werden auch kleine Solarkraftwerke für die Terrasse oder den Balkon verkauft. Laut Joshua Jahn, Energieberater bei der Verbaucherzentrale Brandenburg, sind diese unkompliziert nutzbar. "Theoretisch ist es möglich: einfach Kabel ziehen und in die normale Steckdose rein", erklärt Jahn. Dann könne schnell eigener Strom produziert werden.
Allerdings müssten Nutzer ihre Anlage zunächst bei ihrem Netzbetreiber anmelden. Die meisten würden sogenannte Einspeisesteckdosen vorschreiben, so Jahn. "Da muss ein Elektriker kommen und die Steckdose austauschen. Theoretisch ist es aber nicht erforderlich", erklärt der Energieberater. Der bürokratische Aufwand sei im Gegensatz zu einer herkömmlichen Solaranlage gering, erklärt Jahn weiter. Es müssten lediglich einige Formblätter ausgefüllt werden, "danach hat man dann 20 Jahre kostenlosen Strom".
Auch, wenn es sich um kleine Anlagen handele, hätten diese immerhin eine Leistung von bis zu 600 Watt. Damit können beispielsweise Kühlschrank und Waschmaschine betrieben werden. Der Strombedarf für das komplette Haus lässt sich mit den kleinen Anlagen aber nicht decken - auf das Jahr gerechnet seien es zwischen 10 und 20 Prozent, die eingespart werden, so Jahn.
Deutlich mehr lässt sich mit einer herkömmlichen Anlage sparen, sofern diese lieferbar ist. Gerade bei den derzeitigen Energiepreisen ist beispielsweise Familie Heller aus Lindthal froh, vor eineinhalb Jahren in ihre Solaranlage investiert zu haben.