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Ein Hund versteckt sich unter einer Decke | Quelle: Imago

Interview | Hundetrainerin über Silvester

"Es ist einer der schlimmsten Tage im Jahr für jeden Hund"

Silvester bedeutet für Tiere in erster Linie Stress. Im Interview erklärt die Hundetrainerin Susann Nitzsche aus Osteroda warum viele Hunde empfindlich auf den Jahreswechsel reagieren und wie man sein Haustier am besten darauf einstellt.

rbb24: Frau Nitzsche, viele Hundebesitzer sind nervös wegen der anstehenden Silvesternacht. Ist der Jahreswechsel für Hunde wirklich so schlimm?

Susann Nitzsche: Ganz grundlegend ist es einer der schlimmsten Tage im Jahr für jeden Hund. Die haben durch ihr empfindliches Gehör eine enorme Belastung. Hinzu kommt, alles läuft ein bisschen anders, es riecht anders - Hunde sind sehr auf ihre Nase angewiesen. Und dann gibt es natürlich noch die ganzen Lichtreflexe.

Die Hunde haben auf ganz vielen Ebenen richtig Stress, und für sie kommt es unvermittelt. Wenn die Hunde keine positive Verknüpfung zu dem Knallen haben - wie zum Beispiel Jagdhunde, die mit dem Knall das Erlegen des Wildes oder das Hinterherjagen verknüpfen -, dann ist es einfach eine schlimme Sache. Die verstehen die Welt nicht mehr.

Gewöhnen sich die Hunde nicht an das Knallen?

Wenn der Hund nicht wie ein Jagdhund den Knall mit etwas Positives verbindet, dann empfindet er es meist als etwas Gruseliges. Deswegen hat man früher auch Hunde erzogen, indem man etwas Klapperndes hinter sie geworfen hat. Hunde erschrecken dann, brechen ab. Manche Hunde kommen damit klar, die für die meisten ist es schrecklich.

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Wo Berliner und Brandenburger böllern dürfen - und wo nicht

Auch wenn in diesem Jahr grundsätzlich wieder privates Silvester-Feuerwerk erlaubt ist - nicht überall ist auch alles erlaubt. Berlin hat insgesamt drei Verbotszonen ausgewiesen. Und auch an anderen Orten gibt es Beschränkungen.

Kann man Hunde auf die Silvesternacht vorbereiten?

Es gibt die Möglichkeit der Desensibilisierung. Das heißt, man fängt wirklich ganz leise an, mit einem Geräusch, das man selbst kaum hört. Das sollte man bei einer positiven Sache einsetzen, also beim Spielen oder Füttern könnte man für ganz kurze Zeit Silvestergeräusche einspielen.

Damit muss man aber sehr zeitig anfangen, damit man die Lautstärke langsam steigern kann - ich rede da von Wochen und Monaten. Das steigert man, bis die Lautstärke erreicht ist, die man auch im Wohnzimmer zu Silvester hat. Dann könnte der Hund damit besser klarkommen.

Man sollte davon Abstand nehmen, neben den Hund Böller zu werfen, Knallpistolen oder Luftballons. Was man versuchen kann, ist Luftpolsterfolie, die zum Verpacken verwendet wird - aber wenn der Hund bereits darauf reagiert, die Rute einzieht oder sich versteckt, dann ist das auch schon zu viel.

Manche Hundebesitzer setzen auf spezielle Hundehöhlen. Kann das helfen?

Was man sich generell als Hundebesitzer vornehmen sollte, ist da zu sein. Das ist immer schwierig, weil die meisten Leute zu Silvester woanders sind und gesellig sein wollen. Aber am besten sollte man zu Hause feiern - mit Leuten, die der Hund schon kennt. Keine wilde Party, sondern ein gemütliches Silvester. Dann kann sich der Hund unter den Tisch legen, in sein Körbchen oder eben auch in eine Höhle, wenn er das mag. Dann kann sich der Hund wohlfühlen, im Kreise seiner Liebsten.

Wenn die Böllerei beginnt, ist es wichtig, dass man die Jalousien unten hat, dass man dem Hund Rückzugsorte gibt, aber trotzdem da ist. Hunde reagieren ganz unterschiedlich. Manche wollen sich verkriechen, manche wollen aber auch unbedingt bei Frauchen am Bein sitzen. Man sollte kein Mitleid haben, denn es passiert ja eigentlich nicht so viel. Man sollte aber anerkennen, dass es für die Hunde Stress ist.

Es ist auch immer gut, wenn der Hund die Möglichkeit hat, sich zum Beispiel in den Keller zu verkriechen. Das machen viele Hunde gerne, damit sie weit weg sind vom Ort des Geschehens.

Auf gar keinen Fall sollte man die Hunde mit rausnehmen. Um Silvester herum müssen die Hunde ohnehin gesichert werden: nicht ohne Leine laufen, weil die Hunde wirklich massenweise abhauen und dann nicht wissen, wohin. Eventuell gegen 22 Uhr noch einmal hinausgehen und dann erst wieder am nächsten Morgen.

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Kann man den Hund auch einfach festhalten und so beruhigen?

Nicht unbedingt. Man muss sich einfach anschauen, wie der eigene Hund reagiert. Manche brauchen die Nähe, aber die meisten Hunde wollen sich verkriechen und allein sein. Viele wollen gar nicht angefasst werden, wenn sie so einen Stress haben.

Manche geben ihren Hunden auch Beruhigungsmittel oder setzen auf bestimmte Hausmittel. Was halten Sie davon?

Ich bin keine Tierärztin und deshalb zurückhaltend mit solchen Tipps. Es gibt auch viele Nebenwirkungen und Hausmittel mögen bei dem einen gut funktionieren, beim anderen ist es bereits überdosiert. Am besten spricht man nochmal mit seinem Tierarzt darüber. Da kann man sich rückversichern, ob die Dosierung stimmt.

Was auf jeden Fall keine toxische Wirkung hat, sind Kau- oder Knabberstangen. Hunde beruhigt es auch ungemein, wenn sie einfach mal kauen dürfen. Man kann auch entsprechendes Spielzeug nutzen oder Leberwurst in der Wohung verteilen, damit der Hund etwas zu tun hat. Auch zu Silvester sollte man morgens einfach mal eine richtig lange Runde drehen, damit der Hund im Zweifelsfall auch müde ist und sich schlafen legt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Iris Wussmann für Antenne Brandenburg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.12.2022, 15:40 Uhr

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