IHK will helfen
Südbrandenburgs Kleinstädte haben herrliche historische Zentren - und ein Problem: Die Geschäfte sterben einen langsamen Tod. Inzwischen trifft es auch Bad Liebenwerda, trotz Kurbetrieb. Jonas Pospesch über mögliche Ursachen - und wie die IHK helfen will.
Simone Thomas räumt ihren Blumenladen in der Bahnhofstraße in Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) aus. Nach rund acht Jahren hat sie entschlossen, zu schließen. "Ich habe es immer noch verschoben, auch wegen meiner Stammkunden." Die Arbeit habe ihr auch Spaß gemacht. "Aber es geht einfach nicht mehr", sagt sie nun.
Sie ist nicht die Einzige, die ihren Laden in der Innenstadt räumt - obwohl es wegen des Kurbetriebs in Bad Liebenwerda mehr potenzielle Kunden gibt als in anderen, ähnlich großen Städten. Zwei Blumenläden machen dicht, ein Presse- und Lotto-Geschäft ist bereits geschlossen, genauso ein Sportladen. "Es hat früher viele, viele Geschäfte gegeben", sagt eine Passantin. "Aber jetzt geht eins nach dem anderen kaputt."
In Simone Thomas' Blumenladen sind zuletzt einfach zu wenig Kunden gekommen, sagt die Inhaberin. Manchmal waren es nur zwei am Tag. Seit Corona sei es deutlich schlimmer geworden. Thomas sieht aber auch noch einen anderen Schuldigen, ein nahes Einkaufszentrum mit großem Supermarkt. "Die haben so ein riesiges Angebot, da kann man nicht mithalten. Zu den Preisen gleich gar nicht." Aus ihrer Sicht sei es ein Fehler für den lokalen Einzelhandel gewesen, diesen Einkaufspark in die Innenstadt zu bauen.
Auch Bad Liebenwerdas Bürgermeister Johannes Berger (Freie Wähler) kennt die Probleme der Läden. "Leider mache ich mir große Sorgen um den Einzelhandel." Er macht für die Probleme aber hauptsächlich etwas anderes verantwortlich. "Gerade in Bezug auf die Pandemie hat der Onlinehandel sehr stark zugenommen, das spüren auch unsere Einzelhändler." Für Berger hat die Stadt nur eingeschränkte Möglichkeiten, Läden wie dem von Simone Thomas zu helfen. "Wir können den Leuten leider nicht die Kunden hintragen."
In Workshops mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) sollen künftig neue Perspektiven für die Händler erarbeitet werden. Eine Auftaktveranstaltung gab es bereits, die nächsten Treffen sind noch in der Planungsphase.
Wenn sich die Situation nicht verbessert, werden noch weitere Läden schließen, glaubt Susanne Melchior vom Handwerks-, Handels- und Gewerbeverein. Sie betreibt zwei kleine Boutiquen am Markt in Bad Liebenwerda. "Wir haben viele inhabergeführte Geschäfte, die ein gewisses Alter haben, wo auf lange Sicht sicher über eine Schließung nachgedacht werden muss, weil sich kein Nachfolger findet."
Auch Susanne Melchior hofft auf den Austausch mit der IHK. Für Simone Thomas kommt diese Initiative zu spät. "Ich habe meine Entscheidung getroffen. Das andere müssen wir dann sehen."
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2023, 16:10 Uhr
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