Leag widerspricht
Im Kraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) könnten nach Ansicht des Umweltverbandes BUND drei Blöcke sofort abgeschaltet werden. Eine Mitteilung des Verbandes legt nahe, dass die Wiederinbetriebnahme der Kraftwerksblöcke E und F unnötig gewesen sei. Demnach habe das Kraftwerk im vergangenen Jahr trotz Energiekrise deutlich weniger Strom produziert, als im Jahr davor. Der BUND stützt seine Aussage auf Daten der Internetseite "Energy-Charts".
Die beiden Blöcke waren im Herbst 2022 aus der Sicherheitsreserve wieder ans Stromnetz geholt worden, um für mehr Energiesicherheit in den Herbst- und Wintermonaten zu sorgen. Zusammen haben sie eine Leistung von rund 1.000 Megawatt.
Laut der Datenauswertung des BUND sinkt die Auslastung des Kraftwerks. "Selbst die nur über eine immissionsrechtliche Ausnahme genehmigungsfähigen Blöcke E und F waren nicht die gesamte Zeit am Netz, obwohl ihre Wiederinbetriebnahme mit einem erhöhten Strombedarf begründet wurde", heißt es in der Mitteilung. Der Block C sei von Oktober bis Dezember 2022 gar nicht betrieben worden.
"Um einen Beitrag zur Versorgungssicherheit beizusteuern, hätten die Kraftwerksblöcke in Jänschwalde nahe der Vollauslastung arbeiten müssen", so der Umweltverband. Das sei aber "zu keinem Zeitpunkt" der Fall gewesen. Demnach lag die Auslastung des Kraftwerks von Oktober bis Dezember nur an wenigen Tagen über 2.000 Megawatt. Bei Vollauslastung wären es rund 3.000 Megawatt gewesen.
Die Daten der Internetseite "Energy Charts" lassen laut BUND vermuten, dass die Blöcke E und F keinen nennenswerten Beitrag zur Erdgas-Einsparung geleistet hätten. Insgesamt würde die Auswertung zeigen, dass drei Blöcke des Kraftwerks verzichtbar seien. "Die Wiederinbetriebnahme der Blöcke E und F war überflüssig und kann jetzt schon [...] beendet werden", wird der Geschäftsführer des BUND Brandenburg, Axel Kruschat, in der Mitteilung zitiert. Darüber hinaus könne ein zusätzlicher Block abgeschaltet werden.
Der Energiekonzern Leag widerspricht dem BUND auf Nachfrage des rbb. Jetzt Blöcke abzuschalten, werde der aktuellen energiewirtschaftlichen Lage nicht gerecht. Die Forderung würde auch die Bemühungen der Leag-Kollegen ignorieren, "die Energiesicherheit in Deutschland aufrecht zu erhalten und missachtet zudem jegliche Rechtsgültigkeit, welche die Basis unseres unternehmerischen Handelns darstellt", heißt es in der Mitteilung.
Die Blöcke E und F hätten bis heute rund 1,5 Terawattstunden erzeugt und damit "einen signifikanten Beitrag zur Versorgungssicherheit" geleistet, heißt es. Der Block C habe seit Ende September 2022 einen Generatorschaden und soll laut Leag Anfang März wieder zur Verfügung stehen. "Neben diesem Schaden gab es leider im vierten Quartal 2022 weitere Nichtverfügbarkeiten in Jänschwalde und eine hohe Einspeisung erneuerbarer Energien Ende Dezember, die zu einer geringeren Netzeinspeisung des Kraftwerkes geführt hat, verglichen mit 2021." Die Nachfrage nach den Kraftwerksblöcken sei bei geringer Einspeisung von Erneuerbaren Energien "weiterhin voll gegeben", so die Leag. Zurzeit seien in Jänschwalde fünf Blöcke verfügbar, die ihre Maximalleistung einspeisen würden.
Der Kraftwerksblock F in Jänschwalde war im Zuge des Braunkohleausstiegs seit Oktober 2018 für den Fall von Notsituationen in der sogenannten Sicherheitsbereitschaft. Anfang Oktober 2022 sollte er eigentlich endgültig stillgelegt werden, Block E ein Jahr später.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die beiden Blöcke aus der Sicherheitsbereitschaft geholt, damit während der Energiekrise weniger Gas zur Stromerzeugung genutzt wird. Sie konnten wieder in Betrieb genommen werden, obwohl sie Umweltstandards nicht erfüllen. Das Brandenburger Landesamt für Umwelt hatte die dafür notwendige Sondergenehmigung erteilt. Die Blöcke können laut Bundeswirtschaftsministerium befristet bis zum 31. März 2024 am Markt bleiben, wenn die Alarmstufe Gas bestehen bleibt oder die Notfallstufe ausgerufen wird [bmwk.de].
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.02.2023, 07:30 Uhr
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