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Audio: Antenne Brandenburg | 07.02.2023 | Aline Anders-Lepsch | Quelle: rbb/Anders-Lepsch

Künstlerin Andrea Milde

Mit dem Webstuhl auf Tour - für ein riesiges Kunstprojekt

Während andere ein Tiny-House als Alternative zum Wohnen für sich entdecken, will die Berliner Künstlerin Andrea Milde vor allem darin arbeiten. In den nächsten Jahren will sie in ihrer mobilen Werkstatt einen Teppich knüpfen - und geht dafür auf Europatour.

Vor dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK), dem Dieselkraftwerk in Cottbus, steht eine kleine Hütte auf Rädern. Sie wirkt zunächst unscheinbar - doch gewöhnlich ist der Anhänger keinesfalls. In ihm befindet sich ein 3 mal 2,20 Meter großer Webstuhl. Die mobile Werkstatt ist allein durch das Arbeitsgerät zur Hälfte gefüllt.

Der Webstuhl und das kleine Häuschen, das ihn umgibt, gehören Andrea Milde. Die Künstlerin aus Berlin will mit dem Webstuhl durch Europa reisen. Ihre erste Station ist Cottbus. Im Haus ist es gemütlich und warm, überall liegen Garnknäule. Von außen ist es mit Holz vertäfelt. "Herein in die kleine Stube", sagt Andrea Milde freundlich. "Es ist ein bisschen eng, aber für zwei Besucher reicht es", so die Künstlerin.

Der mobile Webstuhl vor dem Cottbuser Dieselkraftwerk | Quelle: rbb/Anders-Lepsch

Fokus auf dem Kunsthandwerk

Tagsüber sitze sie auf der Matte vor dem Webstuhl, erzählt Milde. Abends schiebe sie das Gerät wiederum vor das große Fenster, sodass Passanten ihr Tageswerk betrachten können. "Und dahinter ergibt sich eine kleine Schlafkoje, die ist genau richtig. Wir sind ganz intim", lacht Andrea Milde.

Seit bereits 35 Jahren widmet sie sich der Bildweberei - einer Cousine der klassischen Webkunst, wie sie es nennt. "Das,, was ich benutze, technisch, ist aus Sicht einer Weberin die einfachste Technik, die es überhaupt gibt", so Milde. Es handele sich um die Leinwandbindung. Eigentlich würden mit der Technik Leinwände hergestellt - bei Andrea Milde werden es aber Bilder. Ganze Geschichten mit unterschiedlichsten Fäden und Farben entstehen unter ihrer Hand. Vor allem die Arbeit selbst zu zeigen liegt Andrea Milde am Herzen. "Über tausende Jahre haben wir das gepflegt als Menschheit, das ist unser Kulturerbe", sagt sie. Alle seien dafür verantwortlich, "dass das nicht einfach den Bach runtergeht", ergänzt sie.

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Aus dem Atelier in ein Begegnungszentrum, dann auf die Straße

"Wenn nur der Teppich im Museum hängt, dann muss ich erklären, wie der entstanden ist", sagt Milde. Wenn die Menschen den Prozess aber begleiten können, so wie jetzt in ihrer mobilen und einsehbaren Werkstatt, dann sei es einfacher zu verstehen, wie viel Zeit, Arbeit, aber auch wie viel Können darin stecke. Das sei der Grund, aus dem sie das Kunsthandwerk zu den Menschen bringe.

"Ich wollte raus", sagt Andrea Milde. Sie habe ihren letzten Teppich in einem Berliner Begegnungszentrum gewebt. Das sei eine Übung gewesen. "Wie ist das, wenn man im Alltag der Menschen webt?", wollte sie wissen.

Deshalb hat sie alles, was sie für ihre Arbeit braucht, auf einen Anhänger geladen und geht nun in den Alltag der Menschen. Als erste Station hat sie sich das Dieselkraftwerk in Cottbus ausgesucht - eine Kooperation mit dem Haus. Doch "viel spannender ist es natürlich da zu stehen, wo die Menschen einkaufen gehen. Wo sie gar nicht erwarten, mit Kunst konfrontiert zu werden", erklärt Milde.

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Fünf bis sieben Jahre Arbeit

Zwei Jahre dauert es normalerweise, einen so großen Teppich zu weben - allerdings im Atelier, konzentriert und allein. Für diesen Teppich gibt es aber viele Variablen und deshalb einen anderen Zeitrahmen. Fünf bis sieben Jahre rechnet Andrea Milde. Der Teppich soll auf einer Reise durch den europäischen Kontinent entstehen, an ganz verschiedenen Weborten. Er soll schließlich ein Sinnbild dafür sein, was Andrea Milde unter Europa versteht. Sie wolle sich auf eine "Spurensuche" begeben, um zu ergründen, wie es um die Menschen in Europa stehe.

Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und gleichzeitig die Unterschiede sollen in den Teppich einfließen. Eine Vorlage gibt es nicht, selbst die Route ist nur grob geplant. Von Portugal soll es im Zickzack Richtung Osten gehen. Allerdings hat Andrea Milde kein eigenes Fahrzeug. Sie wolle Menschen dazu einladen, sie zu ziehen "und dass sie möglich machen, dass diese Werkstatt in ganz Europa gezeigt wird".

Andrea Milde ist überzeugt, dass sie vielen wunderbaren Menschen begegnet. In Cottbus sei sie gefragt worden, ob sie beispielsweise schon in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) gewesen sei. "Ich war noch nie im Spreewald. Es könnte sein, dass sich daraus jetzt eine kleine Lausitzreise ergibt", so die Künstlerin.

Es ist die erste Probefahrt für ihre mobile Werkstatt. Die große Europa-Reise soll dann im Spätsommer beginnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2023, 14:40 Uhr

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