Oberspreewald-Lausitz
In der Gemeinde Schipkau (Oberspreewald-Lausitz) haben zwei Arbeiterinnen am Dienstag das letzte Teil eines Windmessturms in fast 300 Metern Höhe montiert. Es ist nach Angaben des Auftraggebers Gicon der höchste der Welt. "Es ist schon gigantisch", sagte Bürgermeister Klaus Prietzel (CDU). Er habe sich eigentlich fest vorgenommen, auf den Turm zu steigen, wenn er fertig ist. "Im Moment relativiert sich das wieder ein bisschen, wenn ich die Höhe hier sehe."
Mit Hilfe des Turms soll erforscht werden, wie stark Winde in so einer Höhe tatsächlich wehen. Bis jetzt gibt es dazu nur mathematische Berechnungen und ungenaue Messungen vom Boden aus. Der Turm übernimmt demnächst die praktischen Versuche.
So steht der Bau dieses Messturms am Anfang eines größeren Projekts, sagt der Geschäftsführer der Gicon-Gruppe, Jochen Großmann. Läuft alles nach Plan, soll im nächsten Jahr eine 300 Meter hohe Windkraftanlage gebaut werden, "die entsprechend deutlich höhere Erträge bringen soll als Windkraftanlagen heute." Das wäre eine Weltpremiere, probiert hat das bisher noch keiner.
Die meisten der bisher bestehenden Anlagen sind mit 150 Meter nur halb so hoch wie die geplanten Windkrafträder. In 300 Metern rechnet Gicon mit 80 Prozent mehr Wind. In so einer Höhe ist der Wind zwar nicht stärker, aber konstanter.
Durch die Bauweise müssten auch keine neuen Windparkflächen ausgewiesen werden, sagt Großmann. Sie würden als "zweite Etage" in bestehende Windparks nachgerüstet werden. Dadurch können deutschlandweit potenziell bis zu 4.000 Anlagen allein dort entstehen, "und später so genannte Hybridkraftwerke, wo man drei Etagen Solar, Wind und Höhenwind installieren könnte und zu einem wesentlich höheren Flächenertrag käme, als das heute der Fall ist."
Auch, wenn der neue Windmessturm die bisherigen Annahmen zum möglichen Ertrag erst noch bestätigen muss, planen sowohl die Gemeinde als auch das zuständige Ingenieurbüro fest mit der Anlage. Schipkau ist dafür laut Bürgermeister Prietzel ideal und die Akzeptanz bei den Einwohnern sei hoch. "Wir decken mittlerweile über 50 Prozent unserer Gewerbesteuern durch Einnahmen aus erneuerbaren Energien. Wir haben auch ein Bürgerstrommodell, bei dem jeder Einwohner mitverdient." Auf ehemaligen Kippenflächen alter Tagebaue stehen bei Schipkau seit 20 Jahren Windkraftanlagen.
In den nächsten Tagen soll der Messturm endgültig festgezurrt und die Messtechnik installiert werden. Auch, wenn das Wetter nicht mitspielt, liegt alles im Zeitplan. Die offizielle Einweihung ist für Anfang Mai geplant.
Die Gesamtkosten für den Bau des Turms liegen bei rund 15 Millionen Euro. Wegen des Pilotcharakters der Anlage gibt es auch Fördermittel vom Bund und der EU.
Mit Informationen von Florian Ludwig.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.03.2023, 15:40 Uhr
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