Werbung für Tierpark
Seit Jahren wirbt der Cottbuser Tierpark in prominenter Lage mit dem Bild einer halb bekleideten Frau. Nicht nur anlässlich des internationalen Frauentages stellt sich die Frage, ist das angemessen? Ein Mitglied einer Künstlergruppe würde das Bild gern ändern.
Der internationale Frauentag am 8. März wird auch häufig zum Anlass genommen, um Kritik an sexistischen Strukturen oder frauenverachtenden Botschaften zu nehmen.
Derartige Kritik gibt es an einem Wandbild in der Cottbuser Bahnhofstraße schon seit längerem.
Die Werbung für den Cottbuser Tierpark-Förderverein zeigt seit Jahren eine halb bekleidete junge Frau an einer Wäscheleine: einerseits ihre Hose, die sie offenbar kurz zuvor noch getragen hatte, andererseits die Streifen des Tigers, der neben ihr abgebildet ist.
Für Caroline Kühne, Kunstwissenschaftlerin am Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst in Cottbus, ist die Werbung ein "Paradebeispiel des männlichen heterosexuellen Blicks auf den Frauenkörper und auf die Rolle der Frau", wie sie dem rbb sagt.
Es handele sich um sexistische und sexualisierte Werbung, meint Kühne. In der Kunstgeschichte sei dieser Blick auf die Frau überall zu finden. Das Problem in diesem besonderen Fall sei vor allem die exponierte Lage. "Jung und Alt kommen hier vorbei und diese Rollenbilder zementieren sich dadurch in der bewussten und unterbewussten Wahrnehmung", so Kühne. Dass das Wandbild für Empörung sorgt zeigt beispielsweise auch, dass es regelmäßig durch aufgesprühte Schriftzüge ergänzt wird, etwa mit "Sexistische Kackscheiße".
Kühne würde es deshalb sinnvoll finden, das Bild zu ändern. Das zeige, wie sich die Werte in der Gesellschaft verändern würden. "Der Tierpark bietet ganz viele andere schöne Motive. Mir würden gleich zehn andere Ideen einfallen, die wahrscheinlich passender wären", sagt sie.
Auch Passanten in der Bahnhofstraße haben Ideen für Änderungen. So könnte doch auch ein Mann seine Jeans aufhängen, nachdem er sie gewaschen hat, sagt eine Cottbuserin.
Annelie Tschemmer, Teil des Kollektiv Wakuum, eine Künstlergruppe aus Cottbus, würde das Bild ebenfalls gern ändern, wie sie dem rbb sagt. Die Diskussion um das Kunstwerk sei eine Chance. Dabei könne der Tiger aus ihrer Sicht gern bleiben. "Der ist eigentlich ganz toll gemalt", sagt sie.
Eine Änderung des Bildes, so Tschemme, würde auch dem Tierpark helfen, für den das Bild eigentlich werben soll. Eine "bewusste Verarbeitung mit gegebenen Materialien" könne dem Tierpark zusätzliche Aufmerksamkeit bringen, wie sie sagt.
Auf Anfragen des rbb reagierte der Förderverein gar nicht. Der Tierpark wollte sich, so wie auch die für das Wandbild verantwortlichen Künstler, nicht zu dem Thema äußern.
Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2023, 16:40 Uhr
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