Sicherung von Regenwasser in der Stadt
Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben den Lausitzer Grundwasserspiegel spürbar absinken lassen. Damit die Trinkwasserversorgung gesichert bleibt, will Cottbus mehr Regenwasser in der Stadt halten. Die Einwohner sollen dabei helfen. Von Phillipp Manske und Florian Ludwig
Cottbus ist eine grüne Stadt. Zahlreiche Parks, Wiesen und Grünflächen gibt es hier - besonders im Frühjahr 2023 sieht es nicht nach einem Wassermangel in der Stadt aus. Der Cottbuser Wasserversorger, die Lausitzer Wasser Gesellschaft (LWG), will sich davon aber nicht täuschen lassen. Obwohl es in diesem Frühjahr ausreichend geregnet hat, stellt man sich hier auf weitere Extremsituationen ein.
Die vergangenen Jahre waren für die Lausitz deutlich zu heiß und deutlich zu trocken. Nicht nur an den niedrigen Pegelständen der Spree war das abzulesen, auch die Grundwasserstände sind abgesunken. Damit die Trinkwasserversorgung in der Stadt nicht gefährdet wird, hat der Wasserversorger neue Speicherbecken errichtet, um in Spitzenzeiten die Versorgung abzusichern. Die LWG arbeitet aber auch an neuen Konzepten - und will Cottbus zur "Schwammstadt" machen.
"Schwammstadt heißt, dass ich das Niederschlagswasser wie ein Schwamm bei mir in der Stadt halte", erklärt der Technische Geschäftsführer des Wasserversorgers, Marten Eger. "Das ist wichtig für die Grundwasserneubildung, aber auch für das Stadtklima, das merken wir an den heißen Sommern", so Eger.
Bislang ist Cottbus kein Schwamm, der Grund dafür ist unter anderem unterirdisch zu finden, in der Kanalisation. Wie in vielen anderen Städten wird das Regenwasser in Cottbus gemeinsam mit dem Abwasser abgeleitet. Ein eigenes Kanalsystem nur für Regenwasser gibt es nicht.
"Das führt dazu, dass all dieses gemeinsame Wasser durch die Kläranlage geht. In die Spree geht, in die Havel, in die Elbe und ab nach Hamburg. Und damit haben wir das Niederschlagswasser, das wir hier behalten wollen und womit wir unser Grundwasser anreichern wollen, weggeführt aus der Region", so Marten Eger. Besonders in Hinblick auf den Klimawandel müsse das unterbrochen werden.
Ein weiteres Problem liegt in der Art und Weise, wie die Grundstücke in Cottbus bebaut sind. Die Stadt ist, wie die meisten anderen auch, stark versiegelt. Straßen, Plätze, Wege, Parkplätze sind gepflastert oder betoniert, das Wasser kann nicht versickern. Straßen und Häuser verkleben den Boden wie eine Kruste. Die LWG wollte herausfinden, wie stark Cottbus versiegelt ist und hat dafür alle rund 10.000 Grundstücke der Stadt per Luftaufnahme kartografiert und digitalisiert, mit dem Fokus auf die Bodenoberflächen. Ein Spezialflugzeug hat die Grundstücke dafür bis auf 10 Zentimeter genau fotografiert.
Die LWG kann nun das entstandene Luftbild auf die Liegenschaftskarte - eine digitale Übersicht aller Grundstücke - legen und so für jedes Grundstück ermitteln, wie viel der Fläche durch Beton oder Pflaster verdeckt ist.
"Es ist so, dass ein Großteil dieser versiegelten Flächen bisher an unser Niederschlagswassersystem angeschlossen sind, das heißt, die leiten einfach ihr Regenwasser zur Kläranlage", erklärt Marten Eger.
Mit den neuen Daten soll nun eine neue Regenwasserverordnung für Cottbus erarbeitet werden. Grundstückseigentümer mit grünen Dächern, Wassermulden oder Regentonnen auf dem Grundstück sollen entlastet werden, oder sogar gar nichts mehr zahlen.
"Unser Ziel ist es, die Bürger zu motivieren. Gebt das Wasser nicht uns, damit wir es behandeln und ableiten, sondern lasst es hier versickern", so der Geschäftsführer.
Schwammstädte können einen signifikanten Beitrag für die Grundwasserneubildung leisten, sagt auch der Hydrologe Christoph Hinz, Hydrologe an der BTU Cottbus-Senftenberg. Vor allem in städtischen Gebieten können Regentonnen, Dachgärten und entsiegelte Flächen dabei helfen. Mit Blick auf den Klimawandel sei es richtig, sich jetzt mit der Neubildung des Grundwassers zu befassen und dabei auch zu helfen.
Allerdings, so der Hydrologe, müsse für ein Gesamtkonzept zur Grundwasserneubildung auch die Landnutzung einbezogen werden. So seien beispielsweise die typischen Brandenburger Kieferplantagen lediglich große Verdunster - und würden dem Grundwasser nicht helfen.
Insbesondere mit dem Kohleausstieg wird das Thema Wasser die Lausitz also weiter beschäftigen. Die Politik hat darauf bereits reagiert, Brandenburg und Sachsen wollen ein gemeinsames Grundwasserkonzept für die Lausitz erarbeiten.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 30.04.2023, 19:30 Uhr
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