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Video: rbb|24 Brandenburg aktuell | 03.07.2023 | C Krippahl/D. Friedrich | Quelle: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Seit Anfang Juli

Das E-Rezept ist da - oder doch nicht?

Das E-Rezept soll den Gang zur Apotheke einfacher machen - die Zettel vom Arzt fallen weg. Nun soll es flächendeckend nutzbar sein. In der Praxis zeigt sich aber, der Übergangszeitraum bis zum Jahresende ist nötig.

Seit dem 1. Juli soll das Medikamentenrezept vom Arzt ohne Papier auskommen - das E-Rezept ist an den Start gegangen. Doch verpflichtend ist die Ausstellung des elektronischen Rezeptes noch nicht, bis zum 1. Januar 2024 gilt eine Übergangsfrist. Die ist auch nötig: Wie Nachfragen des rbb ergeben haben, ist das E-Rezept noch längst nicht in allen Arztpraxen und Apotheken angekommen.

Ursprünglich sollte es die elektronische Variante der Papierrezepte schon im letzten Jahr geben. Wegen technischer Probleme war die Testphase aber abegbrochen worden, sagt Holger Rostek, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg. Mit dem neuen Anlauf sollten die Probleme abgestellt sein, doch das E-Rezept hat nach wie vor Kinderkrankheiten.

Interview

Kassenärztliche Bundesvereinigung: E-Rezepte zum Scheitern verurteilt

Von Samstag an sollen Patienten per elektronischer Gesundheitskarte bundesweit E-Rezepte in den Apotheken einlösen können. Dr. Sibylle Steiner von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sieht die E-Rezepte als den richtigen Weg, befürchtet aber massive Startschwierigkeiten.

Langsame Erstellung von Rezepten

Die Idee hinter der Neuerung ist simpel: Ärzte stellen ein Rezept aus, dieses wird auf einem geschützten Server hinterlegt. In der Apotheke kann das Rezept dann abgerufen werden, allerdings nur, wenn die elektronische Gesundheitskarte eingelesen wird.

Der Vorteil liegt darin, dass große Mengen Papier gespart werden können. Auch der Datenschutz ist gewährleistet. Doch im Praxisbetrieb sind bislang vor allem die Nachteile zu spüren. "Die Technik ist schon da und es funktioniert, es funktioniert nur zu langsam", so Rostek. Bis zu einer Minute dauere es, ein einziges Rezept auszustellen. Zudem würden regelmäßig die Praxisrechner abstürzen, wenn die E-Rezepte ausgestellt werden.

Apotheken können wegen fehlender Nachfrage noch nicht testen

Auch in den Apotheken gibt es Schwierigkeiten, sagt Apothekerin Kathrin Weiß aus Vetschau (Oberspreewald-Lausitz). Sie hat die nötige Technik zwar schon vor einem Jahr angeschafft und auch ihre Mitarbeiter geschult - doch die Nachfrage liegt praktisch bei Null. "Leider konnten wir das noch nicht austesten, denn es kommen noch keine E-Rezepte" erzählt sie.

Sie sieht vor allem die Serverlösung kritisch. "Wir rufen die E-Rezepte von einem Server ab, wenn da mal was nicht funktioniert wird es schwierig", sagt sie.

Und dass solche Probleme möglich sind beweisen Störungen am Montag. Über Stunden war es für Ärzte nicht möglich, die Rezepte auf den Server zu laden.

Umstrukturierung

Spremberger Krankenhaus will mit neuer OP-Station schneller werden

Hersteller wollen nachbessern

Um die Probleme abzustellen sollen bis zum Jahresende Erfahrungen mit dem E-Rezept gesammelt werden. Holger Rostek von der Kassenärztlichen Vereinigung ist optimistisch, dass sich das Prozedere bis dahin eingespielt hat. Solange dürfen Ärzte weiterhin die bisherigen Rezepte ausstellen.

"Die Softwarehersteller bessern dort nach", sagt er. Über 100 verschiedene Computersysteme gebe es aktuell in Deutschland.

"Wir sehen das an der E-AU (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, Anm. d. Red.). Da hat es auch eineinhalb bis zwei Jahre gedauert, bis alle Kinderkrankheiten raus waren. Jetzt ist es ein Prozess, der einfach funktioniert. Wir sind auf einem guten Weg, bis Ende des Jahres kriegen wir das hin", so Rostek.

Sendung: rbb|24, 03.07.2023, 18:00 Uhr

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