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Audio: Antenne Brandenburg | 16.08.2023 | Dirk Schneider | Quelle: rbb

Finsterwalde (Elbe-Elster)

Betreuung von 250 Pflegepatienten offenbar gesichert

Kurzfristig hatte das DRK in Finsterwalde angekündigt, seinen ambulanten Pflegedienst einzustellen. Wie 250 Patienten zukünftig versorgt werden sollen, war völlig unklar. Nun bahnt sich eine Lösung an - für Patienten und Mitarbeiter.

Die pflegerische Versorgung von 250 Patienten in der Region Finsterwalde (Elbe-Elster) ist offenbar gesichert. Nachdem das Deutsche Rote Kreuz (DRK) kurzfristig und überraschend angekündigt hatte, seinen ambulanten Pflegedienst in der Stadt einstellen zu wollen, wird offenbar ein anderer Pflegedienst aus der Region einspringen. Dabei sollen sowohl die zu betreuenden Patienten, als auch das bisherige DRK-Personal übernommen werden. Das haben Recherchen des rbb ergeben.

Der Pflegedienst "Karen" aus Bad Liebenwerda will demnach die Betreuung der Patienten übernehmen. Das sagte Geschäftsführer Michael Mißbach dem rbb am Mittwoch auf Nachfrage. Der Pflegedienst sei selbst auf das DRK zugegangen, nachdem die Meldung kam, dass den Patienten kurzfristig gekündigt worden war.

250 Patienten betroffen

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13 Bewerbungen und 80 Patienten allein an einem Tag

Die Gespräche mit dem Roten Kreuz seien gut verlaufen, so Mißbach. Am Dienstag habe sich das Unternehmen den verbliebenen Mitarbeitern des DRK vorgestellt. Schon bevor das Unternehmen die Bereitschaft zur Übernahme aller Patienten und Mitarbeiter erklärt hatte, seien 50 Patienten und sechs Mitarbeiter übernommen worden, die sich eigenständig beim Dienst gemeldet hätten. Durch die Mitarbeitergespräche seien allein am Mittwoch weitere 13 Bewerbungen eingegangen, weitere 80 Patienten hätten sich gemeldet.

Geplant ist laut Mißbach die Einrichtung von Büros an allen Standorten des DRK-Pflegedienstes. Neben dem Hauptsitz in Finsterwalde betrifft das Standorte in Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde.

"Karen" sei bereits ein recht großer Pflegedienst, betreut nach Angaben von Mißbach bereits rund 600 Patienten und beschäftigt etwa 120 Mitarbeiter. Für den Pflegedienst sei es eine "Riesenchance", so Mißbach. Schon vor einigen Jahren habe das Unternehmen aus Bad Liebenwerda nach Finsterwalde expandieren wollen - das sei zunächst verschoben worden.

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"Nahtloser Übergang" soll möglich sein

Nun wolle man die unerwartete Gelegenheit nutzen. Ausschlaggebend sei aber gewesen, die Patienten nicht unversorgt zu lassen, sagte Mißbach weiter. "Denen wurde der Boden unter den Füßen weggerissen - den Angehörigen, den Patienten, aber auch den Mitarbeitern", so der Geschäftsführer.

Die Kündigungen an die Patienten waren ursprünglich auf den 23. August terminiert. Nun sei mit dem DRK vereinbart worden, dass die Versorgung durch das Rote Kreuz bis Ende August gewährleistet bleibt. Im September übernehme dann der neue Pflegedienst. Laut Mißbach werden auch die Mitarbeiter zum 31. August Aufhebungsverträge bekommen - der Übergang solle nahtlos stattfinden.

DRK äußert sich zurückhaltender

Am Donnerstag legte auch das Rote Kreuz mit einer eigenen Mitteilung nach. Das DRK äußert sich weniger euphorisch als Karen-Geschäftsführer Mißbach, bestätigt aber, dass die Vermittlung der Patienten auf Hochtouren laufe.

Die Patienten würden derzeit telefonisch abgefragt, ob sie nach der Schließung weiter versorgt sind. Etwa ein Drittel der Patienten habe bereits einen neuen Pflegedienst. Nahezu alle Pflegedienste aus der Region hätten ihre Hilfe angeboten, insbesondere der Pflegedienst Karen aus Bad Liebenwerda wolle eine Vielzahl an Patienten und Mitarbeitern übernehmen. Auch für die zugehörigen Standorte in Sonnewalde und Doberlug-Kirchhain liefen Gespräche zur Übernahme. Es obliege aber der Entscheidung jedes einzelnen, ob er das Angebot annehmen möchte.

Die anderen Pflegedienste des Kreisverbands Lausitz in Herzberg, Lauchhammer, Ruhland und Großräschen seien nicht von einer Schließung betroffen. Die Verbandsvorsitzende Bianka Sebischka-Klaus erklärte in der Mitteilung, dass die Schließung des Pflegedienstes "eine gänzlich neue und schmerzliche Erfahrung sei". Man habe bisher nur Dienste eröffnet, nie geschlossen.

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Große Empörung bei Betroffenen

Das DRK hatte vor einer Woche mitgeteilt, aus Personalmangel seinen ambulanten Pflegedienst schließen zu müssen. Als Begründung war unter anderem die Mehrbelastung in der Corona-Pandemie angegeben worden, wegen der viele Beschäftigte die Branche gewechselt hätten. In der Mitteilung hieß es, man befinde sich in intensiven Gesprächen mit anderen Pflegediensten, die Patienten seien bereits informiert worden und man helfe bei der Vermittlung in neue Pflegeangebote.

Nach der Mitteilung meldeten sich allerdings viele Betroffene beim rbb - sowohl Patienten und Angehörige als auch Mitarbeiter - und berichteten, dass sie erst im Radio von der Schließung erfahren hätten. Die Empörung und auch die Verzweiflung war groß. Mit den Patienten war demnach zuvor nicht gesprochen worden, andere Pflegedienste in der Region sagten dem rbb ebenfalls, das DRK habe sich nicht gemeldet. Die eigenständige Suche nach einem neuen Pflegedienst war für viele Angehörige und Patienten unterdessen sehr schwierig.

Der zuständige DRK Kreisverband Lausitz bestätigte dem rbb am Mittwoch die Übernahme der Patienten und Mitarbeiter zunächst nicht, dementierte die Meldung aber auch nicht. Für Donnerstag sind weitere Informationen seitens des DRK angekündigt. Worum es dabei genau gehen soll, sagte eine DRK-Sprecherin nicht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.08.2023, 14:30 Uhr

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