Ehemaliger Tagebau Klettwitz
Zehntausende Tonnen Eisenschlamm will der Tagebausanierer LMBV jedes Jahr in Oberspreewald-Lausitz deponieren. Der Schlamm stammt aus Spree und Schwarzer Elster. Für die LMBV ist die Deponie alternativlos, für Anwohner eine Zumutung.
Eisenschlamm aus der Spree und aus der Schwarzen Elster als Produkt aus dem Tagebau soll nach Kostebrau (Oberspreewald-Lausitz) gebracht werden. Dafür plant der Bergbausanierer des Bundes LMBV, die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft, eine große Deponie in dem Ort. Am Donnerstagabend wurden die Pläne den Einwohnern bei einer Infoveranstaltung vorgestellt.
Laut den Plänen will die LMBV den ehemaligen Tagebau Klettwitz für die Deponie nutzen. Dieser sei gut als Standort geeignet - etwa 900 Meter vom Ortskern entfernt.
Etwa 50.000 Tonnen Eisenschlamm, die aus der Spree und der Schwarzen Elster geholt werden, sollen zukünftig bei Kostebrau deponiert werden. Laut LMBV befinden sich keine Dörfer in unmittelbarer Nähe, der Boden werde abgedichtet, damit es keine negativen Folgen für das Grundwasser gibt. Zudem hielten sich bei dieser Variante die Eingriffe in die Natur in Grenzen.
"Der Standort hat sich bei unserer Alternativenprüfung, die wir im Jahr 2019 abgeschlossen haben, als der einzig verwirklichbare Standort herausgestellt", sagte Sven Radigk von der LMBV am Donnerstag dem rbb. "Es ist die Ultima Ratio, das letzte Mittel. Das haben wir uns nicht leicht gemacht", ergänzt er. Jeder freue sich zwar über gereinigte Gewässer, aber eine solche Deponie wolle niemand vor der Haustür haben, so Radigk.
Das zeigte sich auch bei den Einwohnern von Kostebrau am Abend. Die Präsentation des Bergbausanierers war immer wieder von zynischen Zwischenrufen gestört worden. Die Moderatoren wirkten zwischenzeitlich überfordert.
"Für mich hat die LMBV keinen guten Grund genannt, dass der Standort hier in Kostebrau sein soll. Ich möchte das hier nicht", sagte eine Einwohnerin nach der Veranstaltung. "Es ist nicht in Ordnung was hier passiert, wir wurden viel zu spät informiert", sagt eine weitere. Ein anderer Einwohner erklärt, nur durch das Engagement des Ortsbeirates habe es die Info-Veranstaltung überhaupt gegeben.
Seit zwei Jahren gibt es bereits Gerüchte, dass die Deponie in Kostebrau angelegt werden soll - konkret wurde es erst am Donnerstagabend. Andere Einwohner befürchten etwa auch zahlreiche Lkw, die den Schlamm anliefern und so für mehr Lärm und Schmutz sorgen. Außerdem gibt es Sorgen vor möglichen Schadstoffen aus dem Eisenschlamm.
Die LMBV widerspricht dem. Giftige Metalle wie Arsen oder Selen kämen nur in geringen Mengen vor und könnten durch den hohen Wassergehalt des Schlamms auch nicht vom Wind weggeweht werden.
Der Eisenschlamm ist ein Produkt alter Tagebaue. Nach dem Ende des Bergbaus steigt das Grundwasser wieder an. Dabei werden Sulfat und Eisen aus dem Boden gewaschen und gelangen in die Spree und die Schwarze Elster. Dort setzt sich das Eisenocker als brauner Schlamm am Grund ab.
Bei der Spree zeigt sich das Problem vor allem in der Region rund um Spremberg (Spree-Neiße), aber auch in einigen Zuläufen zum Spreewald. In der Schwarzen Elster wird es besonders in der sogenannten Restlochkette spürbar - das sind mehrere ehemalige Tagebaue, die mittlerweile mit Wasser gefüllt sind. Aus diesen wird ebenfalls Eisen heraufgespült und gelangt - weil die Restseen miteinander verbunden sind - anschließend in die Schwarze Elster. Die LMBV hat dafür eigens eine Wasseraufbereitungsanlage bei Plessa (Elbe-Elster) gebaut, am Ende der Restlochkette und vor dem Übergang in die Schwarze Elster - die ist allerdings noch nicht in Betrieb.
Lieferschwierigkeiten seien dafür verantwortlich, so würden beispielsweise noch immer Schaltschränke für die Elektrik fehlen, so eine LMBV-Sprecherin am Freitag. Der Probebetrieb sollte im Oktober 2022 starten - wann es soweit ist, konnte die Sprecherin wegen der unklaren Liefersituation nicht sagen.
Aus Plessa sollen große Mengen des Eisenschlamms zur Deponie nach Kostebrau gebracht werden. Aktuell wird der Schlamm noch von Spezialfirmen verwertet, das erzeugt für die LMBV aber hohe Kosten.
Nach aktuellen Planungen soll die Deponie in frühestens zehn Jahren ihren Betrieb aufnehmen. 25 bis 30 Jahre könnte sie dann laufen, so die Annahme. Auch die LMBV gibt zu, es ist eine Zwischenlösung. "Mit der Deponie würden wir ein Zeitfenster einer Generation Zeit geben, die Frage nach diesem Zeitraum neu zu beantworten", so Radigk.
Momentan gehen Experten davon aus, dass der Eisenschlamm die Lausitz noch die nächsten 100 Jahre beschäftigen wird.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.08.2023, 19:15 Uhr
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