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Quelle: Picture Alliance/Andreas Franke

Probleme beim Patiententransport

Pflegebedürftiger sitzt nach Behandlung im Krankenhaus fest

Der Rentner Heinz Voigt stürzt in seinem Pflegeheim in Lübbenau. Er wird zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Fraglich ist, wie er und andere in einer ähnlichen Situation wieder zurückkommen sollen.

Seit einem Jahr lebt Heinz Voigt in einem Pflegeheim in Lübbenau. Er ist am atypischen Parkinson-Syndrom erkrankt, kann sich kaum bewegen und nicht allein aufrechthalten. Wenn er allein aufstehen will, kann es passieren, dass er stürzt. So wie an diesem einen Samstagmorgen.

Das Pflegeheim alarmiert den Rettungswagen, in der Notaufnahme in Lübben wird der 80-Jährige behandelt, eine Platzwunde am Kopf genäht. Nachdem er versorgt wird, kann er wieder entlassen werden. Doch der Rücktransport ins Pflegeheim führt zu Problemen.

Transportedienste nicht verfügbar

Allein schafft der Mann mit der Pflegestufe vier den Weg zurück ins Heim nicht. Aber auch die Transportdienste, die in solchen Fällen übernehmen, sind nicht verfügbar. Samstags sind sie nicht im Dienst, erklärt Benno Bretag, der Leiter der Lübbener Notaufnahme.

Also klingelt das Telefon seiner Frau, Brigitte. Sie soll ihren Mann aus dem Krankenhaus abholen. "Da habe ich gesagt: Wie soll das gehen?", erzählt die 73-Jährige. "Er ist schwer pflegebedürftig, ich bekomme ihn gar nichts ins Auto."

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Kein Weg aus der Notaufnahme

Auch der Krankenwagen kann ihn nicht zurückbringen. Denn Heinz Voigt benötigt keine medizinische Betreuung während der Fahrt.

"Die Anforderung eines Krankenwagens, ohne dass ein qualifizierter Krankentransport durchgeführt werden muss, wird abgelehnt", erklärt Benno Bretag. Das sei sachlich auch richtig, meint der Leiter der Notaufnahme weiter.

"Sie haben einen Patienten, der keine Versorgung benötigt und liegend nach Hause transportiert werden muss." Passiert das am Wochenende oder in der Nacht, gebe es keine Krankenbeförderung, die das übernehmen könne. Das belaste auch die Mitarbeiter.

"Man fühlt sich hilflos"

Vier Stunden lang liegt Heinz Voigt in der Notaufnahme, obwohl er längst nicht mehr behandelt wird. Schließlich kommt er doch zurück ins Heim – mit dem Krankenwagen. Auch wenn er keine medizinische Betreuung benötigt.

In solchen Fällen werde in den Antragformularen manchmal das Kreuz an der falschen Stelle gesetzt, erklärt Benno Bretag. Also eine medizinische Betreuung angefordert, selbst, wenn keine benötigt werde. "Weil man weiß, dass man sonst keinen Transport bekommt", so Bretag weiter.

Brigitte Voigt kann derweil nur hoffen, dass - sollte ihr Mann nochmal nach einer kurzen Notfallbetreuung aus dem Krankenhaus entlassen werden - das nicht nachts oder am Wochenende passiert.

Denn dann steht sie womöglich erneut vor dem Hin und Her, der Unsicherheit, wie sie ihren Mann zurück ins Pflegeheim bekommt. "Man fühlt sich hilflos", sagt sie. "Man hat jedes Mal Angst davor, dass er wieder stürzt."

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Vorhaltepauschale könnte Lücke schließen

Aber wie kann der Rücktransport von Patienten gestaltet werden, die so wie Heinz Voigt auf Hilfe angewiesen sind? Deren Angehörige nicht übernehmen können, die keine Angehörigen mehr haben oder bei denen die Pflegeheime keine geeigneten Transportmöglichkeiten besitzen?

"Aus meiner Sicht ist das eine politische Aufgabe", meint Benno Bretag. Seine Idee: eine Vorhaltungspauschale für bestimmte Transportunternehmen, die dann auch am Wochenende und nachts fahren. Die Unternehmen würden so eine bestimmte Summe Geld dafür erhalten, dass sie auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verfügbar sind.

Aktuell würden Patienten teilweise 13 Stunden in der Notaufnahme liegen, ohne dass eine Behandlung notwendig sei, und ohne, dass die Möglichkeit besteht, sie angemessen transportieren zu können. Benno Bretag sagt: So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.12.23, 16:40 Uhr

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