Steinmeier verurteilt mutmaßlich rechtsradikale Vorfälle in Brandenburg
Bundespräsident Steinmeier ist gegen einen früheren Kohleausstieg in der Lausitz. In einem Interview mit rbb24 sagte er, die Menschen bräuchten Verlässlichkeit. Zugleich verurteilte er in dem Gespräch die rechtsradikalen Vorfälle in der Region.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die mutmaßlich rechtsradikalen Vorfälle der jüngsten Zeit in Brandenburg verurteilt. Er sei erschrocken und erschüttert, sagte Steinmeier am Mittwochabend rbb24 in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Dorthin hat er für drei Tage seinen Amtssitz verlegt. Er sprach den Fall einer Schule an, bei der Lehrer in einem Brief über Rechtsradikalismus berichteten. Sie seien offensichtlich alleingelassen worden bei der Auseinandersetzung mit radikalisierten Schülern, so Steinmeier. Auch sei der Vorgang verschwiegen worden; die Schulleitung habe die Schulaufsicht nicht informiert. Das Ganze müsse aufgeklärt werden; eine öffentliche Debatte darüber sei notwendig.
Vom Schloss Bellevue nach Senftenberg: Bis Donnerstag wird Bundespräsident Steinmeier seine Amtsgeschäfte aus der Lausitz führen. Sein Terminkalender für die drei Tage ist prall gefüllt. Vor allem will er mit den Bürgern ins Gespräch kommen.
Nicht zur Tagesordnung übergehen
Genauso schlimm sei der Fall einer Schulklasse aus Berlin, die in einer Ferienanlage rassistisch beleidigt und bedroht worden sein soll. Bei solchen Vorgängen dürfe man nicht zur Tagesordnung übergehen, so Steinmeier. Es müsse auch mittels der Strafverfolgung dafür gesorgt werden, dass sich so etwas nicht wiederholt.
Steinmeier gegen früheren Kohleausstieg
Steinmeier, der derzeit in Senftenberg mit den Menschen über den Strukturwandel in der Lausitz spricht, sagte, die Leute wollten Klarheit und Verlässlichkeit. Das habe er in den Gesprächen auf der Straße, aber auch mit der örtlichen Wirtschaft herausgehört. So sollte es auch beim Ausstieg aus der Braunkohleförderung im Jahr 2038 bleiben, hätten ihm die Gesprächspartner signalisiert. "Verlässlichkeit ist jedenfalls eine der Rahmenbedingungen, von denen ich in der Tat glaube, dass sie zu dem Aufbau von neuen Perspektiven, auch zu der Ermutigung, die dafür notwendig ist, wirklich sein muss."
Unter den Brandenburgern gibt es beim Thema Energiewende eine große Unsicherheit. Die meisten sehen den Atomausstieg kritisch, sind aber dennoch für erneuerbare Energien. Viele kennen außerdem nicht mal das aktuelle Kohleausstiegs-Datum.
Lebensleistung müsse anerkannt werden
Steinmeier sagte, dass im Osten einige das Gefühl hätten, dass ihre Lebensleistung nicht genügend anerkannt werde. Auch wenn das politische System und der Staat untergegangen seien: "Darum geht es nicht. Lebensleistung muss anerkannt werden", so Steinmeier. Zugleich betonte er, die diskreditierende Art und Weise, wie zum Teil gerade in den jüngsten Tagen über den Osten gesprochen werde, müsse richtiggestellt werden.