Holocausüberlebender Walter Bingham | Quelle: ZUMA Wire
Rechtsextremismus an Oberschule
99-jähriger Holocaust-Überlebender verurteilt rechtsextreme Vorfälle in Burg
Der 99-jährige Holocaust-Überlebende Walter Bingham hat bei einem Besuch in Cottbus am Freitag die rechtsextremen Vorfälle an der Oberschule in Burg (Spree-Neiße) verurteilt. Im Gespräch mit Schülern der Lausitzer Sportschule sagte Bingham, rechte Gewalt müsse sofort bekämpft werden. "Wenn das jetzt nicht gestoppt wird, sind die [Jugendlichen, Anm.d.Red.] reif für die rechtsradikalen Parteien. Die sind das Futter für die", so Bingham.
Wie am Montag zuvor schon im Brandenburger Landtag zitierte Bingham in diesem Zusammenhang den irisch-britischen Schriftsteller Edmund Burke: "Das Böse triumphiert, wenn gute Menschen nichts dagegen tun." Bingham berichtete in der Sportschule in erster Linie von seinen persönlichen Erlebnissen während der Naziherrschaft und von seiner eigenen Flucht.
Der Fall schlug hohe Wellen: In einem Brandbrief prangerten Lehrer rechte Vorfälle an ihrer Schule in Burg an. Jetzt haben Eltern, Schüler und Lehrer aus ganz Südbrandenburg in Cottbus mehr Unterstützung gefordert.
Bingham überlebte in England
Bingham war am Montag von Ministerpräsident Dietmar Woidke mit dem Brandenburgischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. In seiner Rede erklärte der 99-Jährige, es sei seine Pflicht Jugendlichen seine Erlebnisse "während der dunklen Nazizeit" zu erzählen. Bald würden Kinder diese Dinge nur noch in Büchern lesen. Auch in seiner Rede vor dem Landtag ging Bingham kurz auf die jüngsten Vorkommnisse etwa in Heidesee oder Burg ein.
Walter Bingham überlebte den Holocaust als Kind, weil er mit einem Kindertransport nach England gebracht worden war. Sein Vater überlebte den Massenmord an den Juden hingegen nicht. Bingham lebt heute in Israel.