Kommentar | Landratswahl
Sven Herzberger hat die Landratswahl in Dahme-Spreewald gegen den AfD-Mann Steffen Kotré gewonnen. Ein Grund zum Feiern? Eher nicht, kommentiert Andreas Rausch.
Puh. Das ging ja nochmal gut! Aufatmen. Lächeln und ein kleines Prosit auf diese Wahl, abends im Landratsamt Lübben. Mit Sven Herzberger hat der Kandidat der – Achtung – SPDCDULinkeGrüneFDPBauern&UnabhängigeWähler, der eigentlich parteilos ist, gewonnen.
Das Unterstützer-Bollwerk war nicht zu knacken, so ist es der AfD nicht gelungen, nach Sonneberg in Thüringen zum zweiten Mal ein Landratsamt in Deutschland zu erobern. Ein Grund zum Feiern? Eher nicht.
Über 35 Prozent hat die AfD geholt, gegen praktisch alle anderen ein bemerkenswertes Ergebnis. Mit ihrem Kandidaten Steffen Kotré, der hart am rechtsextremen Wind segelt, Holocaustleugner unterstützt, als Verfasser völkischer Gedichte in Erscheinung trat, in Putins Sinne über die Ukraine spricht, Klimaschutz als infantile Politik bezeichnet, Deutschland vor der Überfremdung sieht und und und ... Ihn haben mehr als 24.000 Dahme-Spreewälder als Landrat gewollt, in einem Kreis, der zu den wirtschaftlich stärksten im Osten zählt, mit historisch niedrigen Arbeitslosenzahlen. Dahme-Spreewald boomt.
Kotré ist es offenbar gelungen, Abstiegsängste und konservative Positionen in den ländlichen Gebieten für sich zu nutzen - und eine weit verbreitete Ablehnung klassischer Parteipolitik.
Daraus sollte diese Lehren ziehen. Wer in unsicheren Zeiten gegen Populisten gewinnen will, muss sich inhaltlich stärker mit ihnen auseinandersetzen. Das plakative Motto "Alle gegen einen" wird absehbar scheitern, es füttert auf Dauer nur das Opfernarrativ der AfD.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.11.2023, 6:00 Uhr
Beitrag von Andreas Rausch
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