Verkauf von Agrarbetrieb in Südbrandenburg
Ein Leipziger Immobilienunternehmen mit Beteiligung der Deutschen Wohnen will einen großen Landwirtschaftsbetrieb in Südbrandenburg kaufen. Im Ort wird befürchtet, die Landwirtschaft könnte aufgegeben werden. Das Unternehmen dementiert.
Das Leipziger Immobilienunternehmen "Quarterback Immobilien AG" hat dem Vorwurf des sogenannten "Land-Grabbings" in Südbrandenburg widersprochen. Damit dementierte das Unternehmen einen Bericht der "taz", wonach das Unternehmen versucht habe, bei dem Verkauf eines Landwirtschaftsbetriebes einen anderen Landwirt gezielt auszustechen.
Beim "Land-Grabbing" handelt es sich um das Entziehen von Landwirtschaftsflächen für andere kommerzielle Zwecke, beispielsweise wenn aus Ackerland Baugrund werden soll.
In diesem Fall geht es um die "Landwirtschaftliche Unternehmensgesellschaft Röderland GmbH" in Bönitz, einem Ortsteil von Uebigau-Wahrenbrück (Elbe-Elster). Diese soll verkauft werden. Neben der Quarterback Immobilien AG hatte auch ein in Berlin lebender Landwirt Interesse am Kauf bekundet. Laut rbb-Informationen hatte dieser acht Millionen Euro für den Betrieb geboten, war aber von dem Immobilienunternehmen um rund zwei Millionen Euro überboten worden.
Nach dem Pressebericht über den möglichen Verkauf an ein Immobilienunternehmen hatte es zahlreiche Befürchtungen und Gerüchte in der Region gegeben. So wurde beispielsweise befürchtet, die Landwirtschaft werde nach dem Verkauf an das Immobilienunternehmen nicht weiterbetrieben.
Die ehrenamtliche Bürgermeisterin von Uebigau-Wahrenbrück, Dittgard Hapich, sagte dem rbb, es gebe eine große Verunsicherung im Ort. Die Stadt sei ein Agrarstandort. Die Gesellschafter hätten nun die Verantwortung, genau zu überlegen, an wen sie verkaufen wollten.
Mit der Röderland GmbH stehen unter anderem 2.500 Hektar Land, etwa 900 Rinder, ein Hofladen und technische Anlagen und Geräte zum Verkauf. Der mitbietende Landwirt aus Berlin hatte dem rbb erklärt, er wolle die Landwirtschaft weiterbetreiben, die schlechten Wirtschaftszahlen verbessern und den Milchviehbetrieb, einen der größten in Brandenburg, sogar noch ausweiten. Er habe dafür nach Bönitz ziehen wollen. Was aber das Immobilien-Unternehmen mit der Fläche vorhat, war zunächst unbekannt.
Tarik Wolf, Vorstand der Quarterback, erklärte am Freitag dem rbb auf Nachfrage, man habe nicht vor, den landwirtschaftlichen Betrieb in Bönitz einzustellen. Wolf sagte, die 35 Mitarbeiter sollen eine Beschäftigungsgarantie für die nächsten fünf Jahre bekommen. Der Milchviehbetrieb solle aber etwas verkleinert werden.
Das Unternehmen habe nicht vor, auf den Flächen große Industrieanlagen oder etwa Wohnungen zu errichten. Allein die Änderung des Bebauungsplanes dauere der AG zu lange, so Wolf. Stattdessen sollen auf einem Teil der Fläche sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen entstehen.
Dabei werden über bestehenden Landwirtschaftsflächen Solarflächen installiert. Die Nutzung für Weidetiere oder zur Nahrungsproduktion wird dadurch kaum eingeschränkt. Laut Wolf soll so grüner Strom, beispielsweise für die Mieter der Quarterback Immobilien AG, produziert werden. Auch die im Verkaufsverfahren mitbietende Landwirt hatte vor, auf einigen Flächen Photovoltaik zu installieren.
Ob der Betrieb tatsächlich an das Immobilienunternehmen geht, steht noch nicht abschließend fest. Bislang hat die Quarterback Immobilien AG ihr Gebot lediglich mündlich vorgetragen. Für eine Entscheidung benötigen die Gesellschafter aber ein schriftliches Gebot.
Nach rbb-Informationen hatte sich ein Großteil der Gesellschafter für den Verkauf an das Leipziger Unternehmen ausgesprochen. Über das genaue Verfahren und die Bedingungen sei Stillschweigen vereinbart worden. In zwei Wochen könnte die endgültige Entscheidung zum Verkauf fallen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.02.2023, 8:30 Uhr
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