Streit um Waldrodung in Hohensaaten
Ein Investor will in Hohensaaten bei Bad Freienwalde 370 Hektar Wald roden lassen, um einen Solarpark und ein Gewerbegebiet zu schaffen. Viele Anwohner sind darüber nicht glücklich - und machten es dem Investor in einer Informationsveranstaltung deutlich.
In Ostbrandenburg soll ein Wald gerodet werden, damit ein Solarpark entstehen kann. Am Donnerstagabend fand deswegen in Hohenwutzen (Landkreis Märkisch-Oderland) eine Bürgerversammlung statt. Dort sollten die Anwohner über die Pläne des Investors Jürgen Lindhorst informiert werden. Doch es wurde kaum über die Sache debattiert, denn die Anwohner wollten zuerst ihren Unmut über die geplante Rodung in Hohensaaten (Märkisch-Oderland) äußern.
"Wir sind hier keine dummen Menschen", sagte eine Anwohnerin. "Und bleiben Sie bitte sachlich", erwiderte ein anderer Teilnehmer. "Ich habe in diesem Wald gearbeitet, ich kenne ihn wie meine Westentasche", sagte eine andere Anwohnerin sichtbar irritiert. So ging es zwei Stunden lang, bis die Veranstaltung zu Ende war.
Kern des Streits sind 370 Hektar Wald, die für einen Solarpark mit Rechenzentrum und Industriegebiet gefällt werden sollen (der rbb berichtete). Eine endgültige Entscheidung ist noch offen, zurzeit prüfen die zuständigen Behörden das Projekt – was bis zu zwei Jahre dauern könnte. Laut dem Investor besteht der Wald größtenteils aus Fichten und hat belastete Böden – er sei also wertlos. Viele Anwohner sehen das anders und haben sogar eine Bürgerinitative gegründet.
"Hier wird in unseren Augen eine rote Linie überschritten, denn erstmal wird Wald gerodet. Also ein bestehendes Ökosystem. Und das wird dann immer als minderwertig dargestellt und versiegelt", sagte Martin Gemeinholz von der Bürgerinitiative Pro Wald Hohensaaten. Dort sollen geschützte Tiere wie der Uhu, der Seeadler oder der Schwarzstorch leben, so Gemeinholz. "Herr Lindhorst konnte nicht darlegen, wie er den Schutz dieser Tiere gewährleisten will."
Klimaveränderung aber auch das aktuell wichtige Thema Wassermangel wurden in der Veranstaltung angesprochen. "Es ist ganz klar, dass über 250 Hektar schwarzer Fläche die Luft heißer wird", sagte Katja Tülow aus Oderberg (Barnim) dem rbb. Man wisse auch nicht, was mit dem Wasser passiert, sollte Wasser von der Oder zur Kühlung des Rechenzentrums benutzt werden.
Der Bürgermeister von Bad Freienwalde, Ralf Lehmann (CDU), verteidigte die Pläne: "Ich meine, dass es ein ordentliches Gewerbezentrum werden kann. Wir haben ja schon zwei Gewerbegebiete in Bad Freienwalde, die sind alle belegt", sagte Lehman dem rbb. Mittelfristig könne man ein weiteres Gewerbegebiet gut erschließen und vermarken. Er hoffe auch auf neue Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. "Davon wollen wir profitieren."
Der Investor Jürgen Lindhorst zeigte sich nach dem Gespräch mit den Bürgern gelassen. "Ich nehme aus der Veranstaltung mit, dass wir Kritik geerntet haben, die wir auch absolut ernst nehmen", sagte Lindhorst. Doch die Gespräche müssen dafür fair und vernünftig geführt werden. Er wolle für mehr Transparenz auf einer Webseite über die Vorgänge berichten und auch Führungen auf dem Gelände anbieten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2022, 14:30 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
Artikel im mobilen Angebot lesen